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# taz.de -- Infektionszahlen an Bremer Grundschulen: Mutante mag Kinder
> An den Grundschulen in Bremen gibt es keine Masken- und Testpflicht. Die
> Infektionszahlen in dem entsprechenden Alterssegment steigen rasant.
Bild: Mit Maske lernen ist nicht schön, aber möglich
Bremen taz | Noch nie seit Beginn der Pandemie waren so viele Bremer
Grundschulkinder mit Covid-19 infiziert wie jetzt. 53 positiv getestete
Schüler*innen gibt es nach Angaben der Bildungsbehörde in der Stadt
Bremen mit Stand vom Freitag. Das sind mehr als doppelt so viele wie zum
bisherigen Höhepunkt des Infektionsgeschehens Ende November.
Gemessen an der Gesamtzahl von Grundschüler*innen mag das wenig
erscheinen: Es gibt 23.611 Grundschüler*innen in der Stadt Bremen. Aber
zum einen ist das nur die Zahl der erkannten Infektionen, und gerade Kinder
erkranken oft symptomarm. Zum anderen steigen die Zahlen stark an: Zwei
Wochen zuvor hatte die Bildungsbehörde nur drei positiv getestete
Grundschüler*innen [1][auf ihrer Homepage vermeldet].
Dabei wird dort nur die Gesamtanzahl an bestätigten Infektionen genannt –
nicht aber die Entwicklung der Neuinfektionen. [2][Diese steigen gerade bei
Kindern bundesweit besonders stark an.]
In Bremen ist [3][laut Robert-Koch-Institut] die Altersgruppe mit der
höchsten 7-Tages-Inzidenz gerechnet auf 100.000 Einwohner*innen die der
5- bis 9-Jährigen. In dieser Altersgruppe lag die Inzidenz in der
vergangenen Woche bei 215, in der davor bei 128 und davor bei 64. Eine
ähnliche Entwicklung gibt es bei den 10- bis 14-Jährigen: Hier liegt die
7-Tages-Inzidenz bei 206. In Hamburg liegen die Werte etwas darunter, in
Berlin darüber.
Eine Sprecherin der Bildungsbehörde wies darauf hin, dass es sich
überwiegend um Einzelfälle an 17 von 78 öffentlichen Grundschulen handele.
Nur an dreien habe es mehrere Fälle gegeben. Diese seien über die
Schnelltests entdeckt worden.
Seit zwei Wochen können sich Schüler*innen und Lehrer*innen zweimal
wöchentlich selbst testen. Dabei gab es in der vergangenen Woche bis
Freitag 23 positive Tests, von denen 19 durch PCR-Tests bestätigt wurden.
Die Hälfte waren der Sprecherin zufolge an einer Grundschule, die anderen
verteilen sich auf andere Grund- sowie weiterführende Schulen.
## Tests sind nicht verantwortlich für Anstieg
Der starke Anstieg bei Grundschulkindern ließe sich nicht mit mehr Tests
erklären, sagt Hajo Zeeb, Abteilungsleiter am Leibniz-Institut für
Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS), der unter anderem die
Bildungssenatorin berät. „Es ist kein ganz eindeutiges Bild.“ Es könne si…
immer noch um eine Momentaufnahme handeln. Dennoch würden die Zahlen
bestätigen, was seit einigen Monaten bekannt sei: dass Kinder und
Jugendliche sich häufiger mit der dominanten Virus-Mutation aus
Großbritannien anstecken als mit dem Wildtyp.
Auffällig ist auch, dass sich, anders als im Herbst zum bisherigen
Höhepunkt der Pandemie, offenbar verstärkt jüngere Schüler*innen
infizieren. Denn an den weiterführenden Schulen sind aktuell nur 34
Positivfälle gemeldet. Am 20. November waren es 128 gewesen. Die
7-Tages-Inzidenz beträgt bei den 15- bis 19-Jährigen 148 – weniger als bei
den 35- bis 44-Jährigen.
In Bremen werden ab der Klasse 5 nur halbe Klassen unterrichtet – [4][in
der Grundschule ganze mit bis zu 25 Kindern in einem Raum]. Bremen ist
dabei neben Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen das einzige Bundesland,
in dem Grundschüler*innen keine Maske im Unterricht tragen müssen. In
Bremen nicht einmal auf den Fluren.
Der Epidemiologe Hajo Zeeb sagte der taz, es wäre jetzt sinnvoll, auch in
Grundschulen eine Maskenpflicht einzuführen, wenn man die Schulen weiter
geöffnet lassen wolle. Stephanie Dehne, Sprecherin der Bildungsbehörde,
sagte am Montag, die Maskenpflicht werde derzeit geprüft. Ebenso werde über
eine Testpflicht für alle Bremer Schüler*innen nachgedacht.
Die Bildungssenatorin Claudia Bogedan befürworte die Testpflicht. Auch die
Bremer Grünen hatten sich am Donnerstag in einer Landtagssitzung dafür
ausgesprochen. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Mustafa Güngör, und
Bürgermeister Andreas Bovenschule (SPD) hatten sie dagegen abgelehnt,
Bovenschulte aus juristischen Gründen.
[5][In Sachsen hat nun das Oberverwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit von
Tests bestätigt]. In den sozialen Medien fragen User*innen, warum Schulen
Kinder nach Hause schicken dürfen, wenn ihre Eltern sie nicht auf Kopfläuse
untersuchen, nicht aber, wenn sie den Corona-Selbsttest verweigern.
Diese Tests sind minimal invasiv, die Schüler*innen stecken sich selbst
ein Wattestäbchen in die Nase – so weit sie es aushalten. In der ersten
Woche waren dennoch nur rund 15.300 Tests mit Schüler*innen durchgeführt
worden, in der zweiten 34.700. Das ist nicht identisch mit Teilnehmenden:
Viele dürften an zwei Tests teilgenommen haben. Es gibt 73.833
Schüler*innen in Grund- und weiterführenden Schulen.
Hajo Zeeb wies auf die begrenzte Sensitivität der Schnelltests gerade bei
Kindern hin. Von zehn Infektionen würden drei bis vier nicht durch
Schnelltests gefunden. Stephanie Dehne sagte, die Schnelltests seien
trotzdem sinnvoll. Dank ihrer sei es möglich, die Infektionsketten zu
unterbrechen. Wie es nach den Osterferien, die am Montag begonnen haben,
weitergeht, sei unklar, sagte sie. „Der Senat muss dazu noch tagen.“ Wann
er das tut, sei allerdings offen.
30 Mar 2021
## LINKS
[1] https://www.bildung.bremen.de/sixcms/detail.php?gsid=bremen117.c.237989.de
[2] /Moegliche-Covid-19-Impfung-fuer-Kinder/!5758554
[3] https://survstat.rki.de/Content/Query/Create.aspx
[4] /Offene-Schulen-trotz-steigender-Inzidenz/!5754856
[5] /Schule-in-der-Coronapandemie/!5757283
## AUTOREN
Eiken Bruhn
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