| # taz.de -- Ungarn und das EU-Parlament: Mit der Geduld am Ende | |
| > Die konservative EVP und Viktor Orbáns rechtspopulistische Fidesz gehen | |
| > getrennte Wege. Viel zu lange hat die EVP damit gewartet. | |
| Bild: Regierungschef Orbán quittiert den „Affront“ der EVP mit dem Abzug s… | |
| Na bitte, geht doch! Endlich hat sich die Europäische Volkspartei (EVP) | |
| dazu durchgerungen, Ungarns Regierungspartei Fidesz aus ihrer Fraktion zu | |
| werfen. Dieser Schritt, für den es eine entsprechende Änderung der | |
| Geschäftsordnung brauchte, war überfällig. | |
| Denn Regierungschef Viktor Orbán hat mit dem zielstrebigen Aufbau einer | |
| [1][„illiberalen Demokratie“] in der Vergangenheit keine Gelegenheit | |
| ausgelassen, um seine Verachtung gegenüber europäischen Werten wie | |
| Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu Protokoll zu geben. Gleichschaltung | |
| der Medien, krasse Eingriffe in die Unabhängigkeit der Justiz, Verbannung | |
| der Soros-Universität aus Budapest sowie Hetze gegen Migrant*innen, | |
| verbunden mit der Weigerung, Schutz suchende Menschen aufzunehmen – das | |
| Sündenregister ließe sich endlos fortsetzen. | |
| Und die EU? Die setzte im Falle Ungarns auf Schadensbegrenzung und faule | |
| Kompromisse. Nichts anderes war auch die Entscheidung von 2019, die | |
| Fidesz-Mitgliedschaft in der EVP-Fraktion bis auf Weiteres einzufrieren. | |
| Wie effektiv Orbáns Strategie der Erpressung gewirkt hat, war eindrucksvoll | |
| im vergangenen Herbst zu besichtigen: Da schaffte es der Mann aus Budapest, | |
| den Rechtsstaatsmechanismus zu seinen Gunsten zu verwässern, indem er damit | |
| drohte, den EU-Haushalt und das Corona-Aufbaupaket zu blockieren. | |
| Ein besonders unrühmliche Rolle spielte in diesem Zusammenhang übrigens | |
| auch [2][EVP-Chef Manfred Weber], der sich als ein Düpierter fühlen muss. | |
| Er versuchte, immer wieder zu vermitteln, zog aber in entscheidenden | |
| Momenten den Schwanz ein. | |
| Dass Orbán diesen „Affront“ der EVP mit dem Abzug seiner Abgeordneten | |
| quittierte, überrascht nicht. Schon rätseln viele, wo er sich in Brüssel | |
| eine neue politische Heimat suchen wird. Da böte sich die rechtslastige ID | |
| an. [3][AfD-Chef Jörg Meuthen] ließ bereits mitteilen, dass Orbán in dieser | |
| Familie der EU-Skeptiker und Globalisierungskritiker willkommen sei. Sollte | |
| der Fidesz-Chef der Einladung folgen, wäre dieser Schritt nur logisch. Dann | |
| wäre die Fidesz da, wo sie wirklich hingehört. | |
| 3 Mar 2021 | |
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| [3] /Einstufung-durch-Verfassungsschutz/!5745509 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
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