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# taz.de -- Ort in Sachsen vor Baggern gerettet: Pödelwitz bleibt
> Grüner Einfluss und der frühere Kohleausstieg retten den Ortsteil nahe
> Leipzig vor den Braunkohlebaggern. Können auch andere Dörfer überleben?
Bild: Aktionstag „Tanz und schwitz für Pödelwitz“ im August 2019
Dresden taz | Seit dem Kohlekompromiss und seit dem sächsischen
Koalitionsvertrag vor einem reichlichen Jahr war die [1][Rettung von
Pödelwitz] vor den Braunkohlebaggern absehbar. Nun ist es amtlich:
[2][„Pödelwitz bleibt!“] überschreibt das Sächsische Wirtschaftsminister…
seine Pressemitteilung – bei Klima- oder UmweltschützerInnen hätte das
nicht anders geklungen. Die hatten im August 2018 hier im Südraum Leipzig
noch ein einwöchiges [3][Klimacamp] abgehalten. Die Grünen, seit Herbst
2019 neben CDU und SPD dritter Koalitionspartner in Sachsen, setzten im
Koalitionsvertrag die Absicht durch, „die Inanspruchnahme der Ortslage zu
vermeiden“.
In Gesprächen sollte ein rechtssicherer Weg für den Erhalt des Ortsteils
der sächsischen Stadt Groitzsch im Landkreis Leipzig gesucht und zugleich
der Betrieb des Kraftwerkes Lippendorf vorläufig gesichert werden.
Wirtschaftsministerium, die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH
Mibrag und das Sächsische Oberbergamt hatten sich an einen Tisch gesetzt.
Die Mibrag habe ihre Unternehmensplanung angepasst und sei zu dem Ergebnis
gekommen, „dass eine Gewinnung der unter der Ortslage Pödelwitz und des
Abbaugebietes Groitzscher Dreieck lagernden Kohle nicht mehr erforderlich
ist“, teilt das Ministerium nun mit. Sechs Jahre früher als 2038 soll die
Kohleförderung dort eingestellt werden. „Die Staatsregierung hält Wort!“,
vergaß Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) nicht, sich auch selbst zu
feiern.
Die Grüne Jugend Sachsen und der energie- und klimapolitische Sprecher der
grünen Landtagsfraktion Daniel Gerber richteten den Blick bereits über das
kleine Pödelwitz hinaus. Auch weitere bedrohte Dörfer sollten bleiben.
Konkret gemeint ist Mühlrose in der Lausitz, das der Erweiterung des
Tagebaus Nochten weichen soll.
## Nur noch wenige Einwohner
Gerbers SPD-Kollege Volkmar Winkler blickt in die Zukunft und will
vermeiden, dass in Pödelwitz „dauerhaft ein Geisterort entsteht“. Denn im
vorigen Sommer lebten nur noch 35 der ehemals 140 Einwohner in Pödelwitz.
Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums hat die Mibrag inzwischen sogar 90
Prozent der Bewohner umgesiedelt und entschädigt.
„Wir wollen, dass aus Pödelwitz wieder ein Dorf wird, wie man es von früher
kennt“, sagt hingegen Jens Hausner dem MDR. Der Sprecher der
Bürgerinitiative „Pro Pödelwitz“ dankt den Grünen: Ohne deren
„Regierungsbeteiligung wäre das Ergebnis nicht möglich gewesen“, dankt er.
Doch die nun mögliche Wiederbelebung des Ortes löst nicht nur Freude,
sondern auch Sorge aus. Der Südraum Leipzig wandelt sich von der
Tagebau-Mondlandschaft zu einem renaturierten seenreichen Erholungsgebiet.
Zugleich fliehen Leipziger vor den steigenden Mieten und Immobilienpreisen
zunehmend ins Umland. Auch Pödelwitz könnte so attraktiv werden. Erste
Stimmen warnen deshalb vor Spekulationen und Verkäufen an Großinvestoren,
denn der Mibrag gehören bereits alle Häuser in Pödelwitz.
22 Jan 2021
## LINKS
[1] /Siedlung-soll-der-Braunkohle-weichen/!5641126
[2] https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/245773
[3] /Klimacamp-in-Sachsen/!5618230
## AUTOREN
Michael Bartsch
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