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# taz.de -- Razzien in der Fleischindustrie: Chaos der deutschen Fleischkonzerne
> Der Bundestag muss schnell den Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus
> Heil gegen Ausbeutung in der Branche verabschieden.
Bild: Die Polizei sammelt Beweise – nun muss die Politik handeln
Die [1][Razzien der Bundespolizei wegen mutmaßlichen Einschleusens von
Ausländern] zur Arbeit in der Fleischindustrie zeigen vor allem eines: Der
Bundestag muss den Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil gegen
Ausbeutung in der Branche schnell und unverwässert beschließen.
Noch sind die Ermittlungen nicht abgeschlossen. Aber Teile der
Fleischindustrie sind schon lange für kriminelle Strukturen bekannt. Da
wurden Nicht-EU-Bürger zum Beispiel mit gefälschten rumänischen Pässen
ausgestattet, damit sie in deutschen Schlachthöfen arbeiten können.
Legendär sind die [2][Motorrad-Rockerbanden], die für Fleischunternehmen
osteuropäische Arbeiter organisierten und Aufmüpfige mit Baseballschlägern
einschüchterten. Immer wieder fällt bei Kontrollen auf, dass
Fleischarbeiter weniger als den gesetzlichen Mindestlohn bekommen.
Doch Verantwortliche lassen sich oft schwer ermitteln. Denn die meisten
Schlachthöfe beschäftigen ihre Arbeiter nicht direkt, sondern über ein
[3][Dickicht aus Subunternehmern mit einem Werkvertrag oder über
Zeitarbeitsfirmen und Leiharbeit]. Oft wissen nicht einmal die
Beschäftigten, für wen sie offiziell arbeiten.
Hinter diesem Chaos verstecken sich deutsche Fleischkonzerne. Wenn es
Probleme gibt, schieben sie die Verantwortung auf Dienstleister, die im
Krisenfall schnell Insolvenz anmelden und nicht greifbar sind.
Um so unverständlicher ist, dass manche Bundestagsabgeordnete von CDU und
CSU versuchen, das von SPD-Minister Heil geplante Verbot auch der
Leiharbeit – nicht nur der Werkverträge – im Kernbereich großer
Schlachthäuser zu verhindern. Denn dann könnten sich die Konzerne weiter
einfach hinter zwielichtigen Zeitarbeitsfirmen verstecken. Solche
Unternehmen standen im Fokus der Razzien am Mittwoch. Tönnies und seine
Konkurrenten brauchen Leiharbeit auch nicht, um Produktionsspitzen etwa
während der Grillsaison abzudecken. Dass im Sommer mehr gegrillt wird, ist
ja absehbar. Und wenn es wirklich eng wird, können die Arbeitgeber mit
bezahlten Überstunden reagieren.
23 Sep 2020
## LINKS
[1] /Illegale-Einschleusung-von-Leiharbeitern/!5715460
[2] https://www.derwesten.de/region/bandidos-bosse-sollen-in-der-fleischindustr…
[3] /Ausbeutung-bei-Schlachtbetrieben/!5702225
## AUTOREN
Jost Maurin
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