# taz.de -- Grundstückpoker am Neuen Pferdemarkt: Heißhunger auf Flächen | |
> Der Rechtsstreit zwischen dem „Maharaja“ auf St. Pauli und der Stadt | |
> Hamburg geht weiter. Die Stadt will, dass eine Investorengruppe neu bauen | |
> darf. | |
Bild: Noch steht er: Der flache Backsteinbau vor der Rindermarkthalle auf St. P… | |
Hamburg taz | Zu Beginn ließ sich die Verhandlung im Großen Plenarsaal noch | |
problemlos verfolgen. Da hatte die vorsitzende Richterin des Hanseatischen | |
Oberlandesgericht, Heike Bruns, den bisherigen Stand des Rechtsstreits noch | |
einmal in betont einfachen Worten wiedergegeben: Es sei zu klären, ob die | |
[1][Kündigung für das indische Restaurant „Maharaja“ am Neuen Pferdemarkt… | |
die die Stadt Hamburg Ende 2018 ausgesprochen hatte, rechtens ist. | |
Doch dann begann die juristische Auseinandersetzung um einzelne Passagen | |
des Mietvertrags und die Sache wurde kompliziert. Das sah selbst das | |
Gericht so und enthielt sich vorläufig einer Entscheidung. Doch politisch | |
ist das Vorgehen der Stadt ohnehin weiter umstritten. | |
Kathrin Guthmann, Betreiberin des Restaurants am Neuen Pferdemarkt, hatte | |
die Stadt Hamburg wegen der Kündigung verklagt. Diese will das Gelände | |
neben der Rindermarkthalle einer Investorengruppe zur Verfügung stellen, | |
die dort [2][das Paulihaus, einen riesigen Bürokomplex], plant. | |
Das Hamburger Landgericht entschied im Februar zugunsten Guthmanns: Da der | |
Mietvertrag nicht transparent und besonders die von der Stadt gezogene | |
Sonderkündigungsklausel nicht ausreichend erläutert worden sei, sei die | |
Kündigung nicht rechtens. Die Stadt Hamburg war dagegen in Berufung | |
gegangen. | |
## Gericht ist noch unentschlossen | |
So musste sich am Mittwoch das Hanseatische Oberlandesgericht mit dem Fall | |
befassen. „Das Gericht ist hierzu in den vorherigen Beratungen | |
unentschlossen“, ließ Richterin Bruns im Laufe der Verhandlung mehrmals | |
durchblicken. | |
Der Anwalt der Stadt machte in der Verhandlung deutlich, dass das | |
Restaurant ohnehin spätestens Ende 2021 ausziehen muss, da der Mietvertrag | |
ausläuft. [3][Dann soll abgerissen und neu gebaut werden]. | |
Vor zwei Jahren hatte die Stadt bereits einer Investorengruppe das | |
Filetstück auf St. Pauli – unter Vorbehalt – zugesprochen. Abschließend | |
entscheidet darüber im September die Kommission für Bodenordnung – ein | |
nicht öffentliches, bei der Finanzbehörde angesiedeltes Gremium. | |
Dieses Vorgehen wiederum erzürnt die Anwohner*innen: Als Ende vergangenen | |
Jahres erste Entwürfe für den Neubau die Runde machten, begann der Protest | |
gegen die Pläne. | |
Die Initiative „St. Pauli Code Jetzt!“ hat bereits mehr als 10.000 | |
Unterschriften gegen den „Bürokoloss“ gesammelt, wie sie ihn abschätzig | |
nennt. Anders als von der Stadt behauptet, sei der Neubau eben nicht für | |
ein paar kleine sympathische Firmen aus der Nachbarschaft vorgesehen. Und | |
die Notwendigkeit von weiteren Büroflächen sei ebenfalls nicht erkennbar. | |
„Die Stadt bereitet hier juristisch das Terrain vor, auf dem eine | |
intransparente Stadtentwicklungspolitik erfolgen soll“, sagt Steffen Jörg, | |
zuständig für Stadtpolitik bei der Gemeinwesenarbeit (GWA) St. Pauli. Statt | |
einer privaten Investorengruppe das Gelände zuzuschanzen, solle die Stadt | |
lieber mit Anwohner*innen über die Zukunft des Areals in den Dialog treten. | |
Für den 25. September hat das Gericht einen weiteren Termin angesetzt. Es | |
ließ offen, ob es bis dahin bereits eine Entscheidung gefunden haben wird | |
oder ob weiter verhandelt werden soll. | |
27 Aug 2020 | |
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[3] /Denkmalgeschuetzte-Schilleroper/!5666352/ | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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