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# taz.de -- Neubau am Neuen Pferdemarkt: Büroklotz statt Biryani
> Am Neuen Pferdemarkt auf St. Pauli soll ein Restaurant dem umstrittenen
> sechsstöckigen Bürokomplex Pauli-Haus weichen.
Bild: Hier könnte die Küche bald kalt sein: das Restaurant „Maharaja“ auf…
Hamburg taz | „Speisen für Körper und Geist nach jahrtausendalten
ayurvedischen Rezepten“ – das ist das Konzept des „Maharaja“. Im Novemb…
2016 eröffnete Kathrin Guthmann das Restaurant neben der Rindermarkthalle
gemeinsam mit ihrem Ehemann. 20 Jahre lang führten sie es zuvor in der
Detlev-Bremer-Straße auf St. Pauli. Jetzt soll das Gebäude an der Ecke
Budapester Straße/Neuer Kamp abgerissen werden.
Eine Baugemeinschaft aus vier Hamburger Unternehmen – das
Stadtentwicklungsunternehmen Steg, die Argus Stadt und Verkehr
Partnerschaft, die Agentur Pahnke Markenmacherei sowie das
Immobilienunternehmen Hamburg Team – will auf dem 3.600 Quadratmeter großen
Grundstück ein sechsstöckiges Haus mit Büros errichten. Im Viertel ist das
Projekt unbeliebt. An Bäumen und Fassaden hängen Transparente mit der
Aufschrift „Kein Pauli-Haus!“ Viele Menschen im Stadtteil haben das Gefühl,
ein riesiger Bürokomplex sei das Letzte, was das Viertel braucht.
An der Budapester Straße angekommen, stieg Guthmann in ein Mietverhältnis
ein. Ein bestehender Vertrag wurde also um einen individuellen Nachtrag
erweitert. 500.000 Euro habe sie damals für Ablöse und Renovierung
aufgewendet und auf einen verlässlichen Vertragspartner gehofft. Der Haken:
Wie im Vertrag festgehalten, ist die Immobilie „planungsbefangen“.
Was das genau bedeutet, habe keiner gewusst, sagt Guthmann. Auch die
Vertragspartnerin, die Sprinkenhof GmbH, behauptet, sie sei nicht im Bilde
gewesen: „Planungsbefangen heißt nur: Das ist ein Grundstück, mit dem mal
was passieren soll. Vielleicht“, erklärt Sprecher Lars Vieten.
## Rechtsstreit mit der Stadt
Sprinkenhof verwaltet die Immobilie für die Stadt Hamburg und liegt mit
Guthmann im Rechtsstreit. Die Planungsbefangenheit ermöglichte es der GmbH,
vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen und so die Bahn freizumachen
für das Pauli-Haus. Dies sei nach Vorgabe der Stadt geschehen, sagt Vieten.
Guthmann findet, da das Wort „planungsbefangen“ sehr vage sei, hätte man
sie bei Vertragsabschluss darüber in Kenntnis setzen müssen, dass konkrete
Baupläne für die nahe Zukunft bestehen. Dies sei aber nicht geschehen.
Ursprünglich hätte Guthmann noch bis 2022 am Standort bleiben können. Sie
habe darauf gehofft, dass der Vertrag danach verlängert wird. Dass sie
jetzt wahrscheinlich zum nächsten Jahr schon raus muss, ist für sie eine
Katastrophe: „Wir verlieren unseren Standort und sehr viel Geld. Meine
indischen Köche muss ich zurückschicken nach Indien. Sie sind nur auf einem
Arbeitsvisum hier“, sagt Guthmann. Auch ihre anderen 25 MitarbeiterInnen
könnte sie dann nicht mehr beschäftigen.
Auf Anfrage an die Eigentümerin, die Finanzbehörde, sagt deren Sprecher
Claas Ricker, Frau Guthmann sei in Kenntnis gesetzt worden. Weitere
Informationen zu Vertragsinhalten könne er nicht zur Verfügung stellen.
Die Baugemeinschaft bot Guthmann zwar im neuen Gebäude eine Fläche für ihr
Restaurant an. Weil die Fläche „unberührt“ gewesen wäre, hätte sie aber
noch einmal 500.000 Euro in die Ausstattung investieren müssen, sagt
Guthmann. Das sei für sie keine Option gewesen. Außerdem sei die ihr
angebotene Fläche rund viermal kleiner als in den aktuellen Räumen des
„Maharaja“.
## Schmerzensgeld oder Entschädigung?
Regine Jorzick, Sprecherin von Hamburg Team, streitet das allerdings ab.
Man habe Frau Guthmann vielmehr eine Fläche angeboten, die rund Dreiviertel
des aktuellen Raumes umfasse. „Für Lagerräume, die wir ihr im selben
Volumen wie gehabt nicht anbieten konnten, wurde noch nach einer Lösung
gesucht, als Frau Guthmann die Gespräche abbrach“, sagt Jorzick.
Guthmann sagt, dass die Angebote seitens der Baugemeinschaft für sie nicht
annehmbar gewesen seien. Als Alternative seien ihr 75.000 Euro angeboten
worden, um den Standort zu räumen. Deutlich zu wenig, findet Guthmann: „Was
mir angeboten wird, ist nur ein Schmerzensgeld, keine Entschädigung.“ Sie
benötige eine deutlich höhere Geldsumme oder eine alternative Fläche auf
St. Pauli, um ihr Geschäft fortführen zu können.
Ansonsten sieht sie keinen anderen Weg, als auf ihre Vertragslaufzeit zu
bestehen: „Dann blieben mir noch 2,5 Jahre Zeit, in der ich mir das
zurückerarbeiten kann, was ich investiert habe und in der ich eine
alternative Fläche suchen kann.“ Hamburg Team will sich zu einem
Entschädigungsgeld nicht äußern, solange das Gerichtsverfahren läuft.
21 Aug 2019
## AUTOREN
Carlotta Kurth
## TAGS
St. Pauli
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