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# taz.de -- Verträge für Hamburger Clubs verlängert: Totgesagte tanzen läng…
> Die Musikclubs an der Sternbrücke in Hamburg können noch zwei Jahre
> bleiben. Die Bahn verschiebt den Neubau. Das Ende ist trotzdem
> unausweichlich.
Bild: Noch ein Aufschub: Die Clubs unter der Sternbrücke können zwei Jahre bl…
Hamburg taz | Liebhaber der Musikclubs Astra Stube, Waagenbau und
Fundbuerau an der Sternbrücke können vorerst durchatmen. Die Bahn hat den
betroffenen Szeneläden angeboten, die Mietverträge bis Ende 2021 zu
verlängern. Eigentlich sollten die Clubbetreiber das Areal bis Ende des
Jahres räumen, doch der Neubau der Brücke verzögert sich. Grund dafür seien
die „sehr umfangreichen Abstimmungen“, sagt Bahn-Sprecher Egbert
Meyer-Lovis. „Es beginnt demnächst das Planfeststellungsverfahren und erst
nachdem wir den Beschluss haben, können wir mit dem Bau beginnen.“
In der jüngsten Berichterstattung wurde eine Mietvertragsverlängerung bis
Ende 2022 genannt. Wie die Bahn der taz mitteilte, sei dies ein interner
Übermittlungfehler gewesen.
Offenbar von dem späteren Datum ausgehend, zeigte sich die Astra Stube auf
Facebook euphorisch: „Unser Vertrag wurde bis Ende 2022 verlängert. Geil!
Lasst uns das feiern!“
Etwas verhaltener reagiert dagegen Claudia Mohr, Geschäftsführerin des
Waagenbaus. Zwar rechnet sie mit einer Verlängerung des Mietvertrags, denn
ein entsprechendes Angebot seitens der Bahn gebe es seit einer Woche. Einen
gültigen Mietvertrag hält der Waagenbau derzeit jedoch noch nicht in den
Händen „Deswegen feiern wir auch noch keine Verlängerung.“ Sollte diese
vorliegen, „freuen wir uns natürlich irrsinnig!“
## Der Abriss soll kommen
Die Bahn plant seit 2009, die denkmalgeschützte Stahl-Balken-Brücke an der
Stresemannstraße Ecke Max-Brauer-Allee abzureißen. Seither gab es jedoch
viele Verzögerungen. Man wolle in den Kasematten Erneuerungen durchführen
und etwa Betonpfeiler für die Statik einbauen.
„Danach wird es die Räume in ihrer jetzigen Form nicht mehr geben“, heißt
es seitens der Bahn. Vom Brückenabriss betroffen sind neben den Musikclubs
auch der Wagenplatz Zomia und der Beachclub Central Park. Denn die
Brammerfläche nördlich der Brücke wird Teil der Baustelle.
Schwierigkeiten bereitet der Bahn auch der Denkmalschutz. Die in ihrer
jetzigen Form 1925 errichtete Brücke ist ein historisches Bauwerk. Bei
einer Erneuerung müssten auch einige der umliegenden teils
denkmalgeschützen Altbauten abgerissen werden. „Die gesamte Gegend würde
also auf einen Schlag ihre gewachsene Identität verlieren“, schreibt der
Denkmalverein Hamburg auf seiner Internetseite.
Dass die Brücke erneuert werden muss, stellt die SPD-Bezirksfraktion
hingegen nicht infrage. „Wir freuen uns jedoch darüber, dass die Clubs für
weitere zwei Jahre gesichert sind“, sagt Gregor Werner, Abgeordneter des
Bezirks Altona und baupolitischer Sprecher der Fraktion, „so haben wir Zeit
gewonnen, um Areale in näherer Umgebung zu suchen.“ Infrage käme laut
Werner auch das Holsten Areal in Richtung Bahnhof Holstenstraße. Auch hier
werde man per Bürgerbeteiligung ausloben, ob der Ort infrage käme.
Mit einem solchen Verfahren hatte der Bezirk Altona bereits im April die
Bürger gefragt, ob der Bahndamm zwischen S- und U-Bahn Station Sternschanze
als neuer Ort für die Clubs infrage käme. In der Umfrage sprach sich die
Mehrheit der knapp eintausend teilnehmenden Personen generell für eine
Bebauung aus. Auf die Frage, welche Nutzungen oder Funktionen sie im
Stadtteil Sternschanze vermissen würden, antwortete ebenfalls eine Mehrheit
mit „Musikclubs“.
## Ein gemeinsamer Standort
Dennoch wurden die Pläne durch das Bezirksamt gebremst. Viele Anwohner
hätten sich „vehement“ gegen den Verlust des Grünstreifens und die Lärm-
und Müllbelastung ausgesprochen. Altonas Wirtschaftsausschuss hat deshalb
entschieden, den Bahndamm vorerst nicht zu bebauen und die 40 Bäume stehen
zu lassen.
Die Betreiber der Clubs sind dennoch zuversichtlich, auch diese Stimmen
noch zu überzeugen. „Noch gibt es hier und da einige kritische Stimmen von
Mitbürgern des Stadtteils, die Bedenken haben und Probleme sehen durch die
Bebauung des Bahndammes“, sagt Mohr, „aber Probleme sind zum Lösen da und
wir werden uns dieser Herausforderung konzeptionell stellen.“
Klar ist, dass die drei Clubs weiter gemeinsam nach einem geeigneten Ort
suchen. „Zusammen mit dem Fundbuerau und der Astra Stube wollen wir als
Sternbrücken-Clubs zusammenbleiben“, sagt Mohr. „Wir sind Schanzenkinder
und wollen auch hier bleiben.“
7 Jul 2019
## AUTOREN
Till Wimmer
## TAGS
Hamburg Schanzenviertel
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Deutsche Bahn
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