# taz.de -- Waagenbau, Astra Stube und Fundbureau: Neues Zuhause für Clubs | |
> Die Stadtentwicklungsgesellschaft will am Bahndamm Sternschanze ein | |
> Kulturhaus für heimatlos gewordene Clubs bauen. Die Idee hat auch Gegner. | |
Bild: Kulturgut oder Grünzeug? Kritiker wollen die Bäume entlang des Bahndamm… | |
HAMBURG taz | Wieder eine neue Idee: Seitdem seit einigen Jahren klar ist, | |
dass die Deutsche Bahn die Sternbrücke an der Ecke Holstenstraße/Max | |
Brauer-Allee erneuern will und im Zuge dessen gleich drei Musikclubs | |
obdachlos werden, standen schon viele Ausweichorte zur Diskussion. Nun der | |
Nächste. Entlang des Bahndamms an der S-Bahn-Station Sternschanze will die | |
Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) ein Kulturhaus errichten, in dem die | |
Astra Stube, das Fundbureau und der Waagenbau unterkommen könnten. | |
Die Bezirksversammlung Altona einigte sich nun darauf, die Grundidee sowohl | |
in einer Stadtteilkonferenz als auch den AnwohnerInnen vorzustellen. In den | |
nächsten Wochen ist deshalb eine öffentliche Anhörung geplant. | |
Nach ersten Überlegungen könnte zwischen der Bahntrasse und dem Zufahrtsweg | |
zum Mövenpick-Hotel ein Neubau auf dem dortigen Grünstreifen entstehen. | |
Neben den drei Clubs wäre im Neubau auch noch Platz für kleineres Gewerbe. | |
Insgesamt geht es um eine Fläche von 3000 bis 4000 Quadratmetern auf | |
mehreren Etagen. Die Fläche ist städtisches Eigentum. | |
„Die Mietpreise, auch für Räume der Kulturschaffenden und Kreativen, gehen | |
durch die Decke und deshalb schwindet die Szene“, sagt Kurt Reinken von der | |
Steg. St. Pauli und Sternschanze seien nun mal die Clubquartiere Hamburgs, | |
deshalb mache es keinen Sinn Ausweichorte fernab für die Clubs zu suchen. | |
„Zudem gäbe es entlang des Bahndamms auch keine großen Probleme mit zu | |
hoher Lautstärke und Schallschutzanforderungen“, sagt Reinken. Schließlich | |
befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft keine Wohnhäuser. An der | |
Sternbrücke gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit | |
Lärmbeschwerden durch NachbarInnen. Häufig fehlt den Clubs für die | |
notwendigen Baumaßnahmen das Geld. | |
Allerdings stößt die Idee nicht auf ungeteilte Begeisterung. So hatte der | |
Stadtteilbeirat bereits seinen Unmut geäußert und ist gegen eine Bebauung, | |
weil dafür auf der Grünfläche rund 50 Bäume gefällt werden müssten. So sei | |
bei der Sanierung der Straße vor vier Jahren eigentlich versprochen worden, | |
diese Grünflächen zu erhalten und zu verschönern. | |
Auch die Grünen in der Bezirksversammlung sehen die Idee kritisch. „Es ist | |
gut, dass es nun zunächst eine öffentliche Anhörung gibt. Die SPD wollte | |
die Sache einfach ohne Bürgerbeteiligung durchziehen“, sagt deren | |
Bezirksabgeordneter Holger Sülberg. Zudem bedeute eine Bebauung wieder | |
einmal eine Verringerung städtischer Grünflächen. „Auch ist zu bedenken, | |
dass ein Neubau Einfluss auf den angrenzenden Schanzenpark haben wird“, | |
sagt Sülberg. | |
Für die Steg steht hingegen noch gar nicht fest, ob wirklich alle Bäume | |
gefällt werden müssten. „Denkbar ist auch eine Bebauung mit mehreren | |
Gebäuden, die zwischen den Bäumen stehen. Es muss keine Kahlschlagsanierung | |
stattfinden“, sagt Reinken. Ohnehin sieht sich die Steg zunächst als | |
Ideengeber. Was am Ende dabei herauskomme, werde man im Dialog mit der | |
Bezirkspolitik und AnwohnerInnen sehen. „Wir glauben aber, dass das eine | |
verträgliche Lösung für alle wäre“, sagt Reinken. | |
Vermutlich 2020 will die Deutsche Bahn mit der Sanierung der Sternbrücke | |
beginnen. Der Baubeginn wurde schon mehrmals nach hinten verschoben und ob | |
der nun angepeilte Zeitpunkt eingehalten wird, ist fraglich, denn die Bahn | |
steckt noch in der Entwurfsplanung. Allerdings steht fest, dass die | |
Mietverträge Ende 2019 auslaufen und die drei Clubs danach nicht wieder in | |
die Brückensockel einziehen können. | |
Aus Sicht der drei betroffenen Clubs wäre ein Umzug an den | |
Sternschanzenbahnhof sehr gut. „Der Standort wäre für uns perfekt. Vor | |
allem begrüßen wir, dass sich auch von städtischer Seite aus endlich | |
Gedanken gemacht werden und freuen uns über jede Idee“, sagt | |
Astra-Stuben-Sprecher Daniel Höötmann. | |
31 Jan 2018 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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