# taz.de -- Nachtleben: Bahn überrollt Clubs | |
> Die Clubs Astra-Stube, Waagenbau und das Fundbureau müssen bis Jahresende | |
> schließen. Die Deutsche Bahn will die Statik der Sternbrücke | |
> überarbeiten. | |
Bild: Bislang fuhr die Bahn nur drüber. Jetzt will sie rein in die gute Stube. | |
"Hamburg is back", sagte vor kurzem Farid Müller, | |
GAL-Bürgerschaftsmitglied, auf dem Bundesfachkongress "Plan!Pop09". "Wenn | |
es so weiter geht, haben wir in Hamburg bald Münchener Verhältnisse", sagt | |
dagegen Jurij Klauss. Er ist Mieter des Clubs "Astra-Stube", und gerade ist | |
ihm eine Kündigung auf den Tisch geflattert: Bis zum 31. Dezember muss er | |
die Räume unter der Sternbrücke, Stresemannstraße Ecke Max-Brauer-Allee an | |
die Deutsche Bahn zurückgeben. Vor der selben Zukunft stehen die | |
benachbarten Clubs "Waagenbau" und "Fundbureau". | |
Die Bahn bestätigte die Kündigung. Man plane, in den Kasematten | |
Erneuerungen durchzuführen, sagt Sprecher Egbert Meyer-Lovis, etwa für die | |
Statik Betonpfeiler einzuziehen. "Danach wird es die Räume in ihrer | |
jetzigen Form nicht mehr geben." Dass die Kasematten später erneut | |
vermietet werden könnten, schließt er aus. | |
Aus heiterem Himmel, sagt Meyer-Lovis, komme die Kündigung nicht. Die Bahn | |
habe den Mietern schon vor Jahren erklärt, dass sie die Räume einmal | |
brauchen werde. Und mit dem 31. Dezember räume sie den Mietern mehr Zeit | |
ein, als es die vertragliche Kündigungsfrist verlange. | |
Für Klauss scheint das Aus trotzdem reichlich früh zu kommen. "Jetzt | |
schütteln wir uns erst mal und ordnen uns", sagt er. Für den Abend hat er | |
ein Treffen mit den Betreibern der beiden anderen Clubs angesetzt, um zu | |
beraten, wie es weitergehen könnte. Alternativen seien aber erst mal nicht | |
in Sicht. | |
Andy Grote, Bürgerschaftsabgeordnete der SPD, spricht von einem "Schlag für | |
Hamburg", sollten die drei "renommierten Clubs" schließen. Er regt an, mit | |
der Bahn darüber zu sprechen, ob die Schließung wirklich unvermeidbar sei. | |
Wenn dem nicht so wäre, handele die Bahn "verantwortungslos", sagt er. Als | |
einen weiteren Schritt empfiehlt Grote, dass die Stadt den Clubs helfen | |
solle, neue Räume zu finden. | |
Tatsächlich arbeitet die Kulturbehörde auch gerade an der Gründung einer | |
"Kreativagentur", die unter anderem systematisch "Immobilien für die | |
Kreativbranche" vermitteln will. In näherer Zukunft. Davon werden die drei | |
Clubs an der Sternbrücke noch nicht profitieren können. Man sei aber mit | |
den Betreibern im Gespräch, sagt eine Behördensprecherin. | |
Das ruft einem noch mal Farid Müllers Loblied vom "Plan!Pop09"-Kongress in | |
Erinnerung. "Die Förderung der Musik- und Kreativwirtschaft wird von der | |
schwarz-grünen Koalition zu einem Markenzeichen ausgebaut", hatte er damals | |
gesagt. Jetzt wird sich zeigen, wie viel da dran ist. | |
Jurij Klauss hat mit der Kulturbehörde ohnehin noch eine Rechnung offen. | |
Vor einigen Jahren hatte er die die Astra-Stube an das Haus 73 | |
untervermietet. Weil ihn die Kulturbehörde bei der Clubförderung übergangen | |
hatte. | |
17 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Maximilian Probst | |
Maximilian Probst | |
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