Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Denkmalgeschützte Schilleroper: Spekulation mit Rostlaube
> Einen früheren Zirkusbau auf St. Pauli will die Stadt Hamburg nun selbst
> vor dem weiteren Verfall sichern – und die Kosten der Eigentümerin
> aufbürden.
Bild: Könnte zumindest mit einer Plane vor Regen geschützt werden: verfallend…
Hamburg taz | Im [1][Streit um die Erhaltung der Schilleroper] auf St.
Pauli greift der Senat jetzt zum letzten Mittel: Er will das ehemalige
Zirkusgebäude sichern und die Kosten dafür der Eigentümerin in Rechnung
stellen. Diese hatte die Frist, bis zum 28. Februar selbst ein
Sicherungskonzept vorzulegen, verstreichen lassen.
Die 1891 fertiggestellte Schilleroper ist laut Kulturbehörde „als letzter
erhaltener fester Zirkusbau des 19. Jahrhunderts in Hamburg und
wahrscheinlich sogar in Deutschland ein bedeutendes Denkmal“. Die Frage
ist, ob und wie die Behörde dieses Denkmal gegen den Willen der
Eigentümerin retten kann.
In dem Streit prallen verschiedene Interessen und die unterschiedliche
Interpretation von Gutachten zur Bausubstanz aufeinander. Die Eigentümerin
Mareike Janssen möchte das zeltartige Stahlgerüst und dessen Fassade
abreißen und in dem angesagten Stadtviertel drei neue Häuser bauen: eine
Rotunde mit Arbeitsstätten und einem Hof als Treffpunkt, die dem heutigen
Rundbau nachempfunden wäre, sowie zwei sieben- und zehngeschossige
Wohnhäuser.
Janssens [2][Schilleroper GmbH] zitiert in einer Pressemitteilung ein
[3][Gutachten] im Auftrag der Stadtentwicklungsbehörde, in dem es heißt,
eine Rekonstruktion des Zirkusrundbaus würde „vorwiegend mit neuen
Verbindungsmitteln und neuen Trägerprofilen erfolgen und somit eine
‚optische‘ Rekonstruktion realisiert“. Die Vorgabe, das Denkmal zu
erhalten, sei damit obsolet.
## Verschiedene Lesarten
Die Linke in der Bürgerschaft liest dagegen aus dem Gutachten, dass „zur
Sicherstellung der Standsicherheit umfängliche Sanierungsmaßnahmen zu
ergreifen“ seien, jedoch „keine akute Einsturzgefahr des Stahltragwerks“
bestehe. Das Denkmalamt hält die Konstruktion vor dem Hintergrund diverser
Gutachten für erhaltensfähig.
Die Gutachten sind auch Gegenstand eines Rechtsstreits zwischen dem Senat
und der Eigentümerin. Diese wehrt sich vor dem Verwaltungsgericht gegen
eine Sicherungsverfügung vom 5. Dezember, mit der der Senat auch den 28.
Februar als Frist setzte. Diese soll gewährleisten, dass das Gebäude nicht
weiter verrottet.
Während dieses Eilverfahren läuft, sind den Denkmalschützern die Hände
gebunden. „Wir müssen abwarten, was das Gericht entscheidet“, sagt Anja
Bornhöft, Sprecherin der Kulturbehörde, „so lange bereiten wir alles vor,
was wir können“. Das ist nicht trivial, denn die Sicherungsmaßnahmen, die
verhindern sollen, dass die Schilleroper weiter verrostet, müssen
ausgeschrieben werden.
Aus Sicht der Linken ist es ärgerlich, dass es in dieser Sache so zäh
vorangeht. „Trotz massiver Beschwerden unter anderem aus den Reihen der
[4][Schilleroper-Initiative], sind etliche Jahreswechsel vergangen, ohne
dass seitens der Hansestadt Hamburg eingegriffen wurde, das auch
international anerkannte Objekt wenigstens winterfest zu machen“,
kritisiert die Abgeordnete Heike Sudmann in einer Anfrage an den Senat.
Die Schilleroper-Initiative erinnert daran, dass das Gebäude zum
europäischen Kulturerbe gezählt werde. Die belgische Stadt Gent mache vor,
wie mit einem solchen Gebäude umgegangen werden könnte. Den ähnlich
konstruierten Winterzirkus in Gent habe die Stadt gekauft und will ihn 2022
umbauen.
„Geplant ist eine kleinteilige Nutzung des Gebäudes mit Büros für
Start-ups, Kommunikationsräumen, Cafés, nicht kommerziell ausgerichteten
Shops und einem Konzertsaal im Untergeschoss“, schreibt die Initiative. Die
große Freifläche im Zentrum des Rundbaus solle der Öffentlichkeit
vorbehalten bleiben.
3 Mar 2020
## LINKS
[1] /Hamburger-Schilleroper-verfaellt/!5554443
[2] http://www.schilleroper.com
[3] http://suche.transparenz.hamburg.de/dataset/schilleroper-gutachterliche-ste…
[4] https://schilleroper-ini.blogspot.com/
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Stadtentwicklung Hamburg
Stadtentwicklung
Denkmalschutz
St. Pauli
Stadtentwicklung Hamburg
Stadtplanung
Denkmalschutz
Kulturbehörde Hamburg
Hamburg
Gentrifizierung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Grundstückpoker am Neuen Pferdemarkt: Heißhunger auf Flächen
Der Rechtsstreit zwischen dem „Maharaja“ auf St. Pauli und der Stadt
Hamburg geht weiter. Die Stadt will, dass eine Investorengruppe neu bauen
darf.
Historischer Zirkusbau verrottet: Noch ein harter Winter
Die Sicherung der Schilleroper auf St.Pauli verzögert sich weiter. Ob das
alte ehemalige Zirkus-Gebäude das aushält, ist fraglich.
Streit um Denkmalschutz in Hamburg: Kompromiss zur Schilleroper
Vergleich vorm Verwaltungsgericht: Frist zur Sicherung des ehemaligen
Zirkusgebäudes auf St. Pauli verlängert sich um ein weiteres halbes Jahr.
Hamburger Schilleroper verfällt: Ein Spiel auf Zeit
Die historische Schilleroper verfällt weiter. Erst wenn das historische
Stahlskelett nicht mehr zu retten ist, kann die heutige Eigentümerin
lukrative Neubauten errichten.
Denkmalschutz in Hamburg: Kampf um Schilleroper-Erhalt
Bezirksamt stellt Pläne für Zukunft der denkmalgeschützten Schilleroper
vor. Eigentümer wollen abreißen, Ateliers und Wohnungen bauen.
Investoreninteressen contra Denkmalschutz: So soll die neue Schilleroper ausseh…
Investoren wollen die historische Schilleroper abreißen und durch drei
Neubauten ersetzen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.