# taz.de -- Hamburger Schilleroper verfällt: Ein Spiel auf Zeit | |
> Die historische Schilleroper verfällt weiter. Erst wenn das historische | |
> Stahlskelett nicht mehr zu retten ist, kann die heutige Eigentümerin | |
> lukrative Neubauten errichten. | |
Bild: Noch nicht winterfest: der denkmalgeschützte Teil der Schilleroper | |
Hamburg taz | Die Außenhaut des Gebäudes ist längst so angegriffen, dass | |
eine Sanierung kaum noch möglich erscheint. Seit Jahrzehnten gammelt die | |
Schilleroper, die 1891 als Zirkusgebäude erstellt wurde, vor sich hin. Doch | |
das denkmalgeschützte Stahlskelett, dass den Rundbau trägt, wollen die | |
Anwohner-Initiative Schiller-Oper und das Denkmalschutzamt unbedingt | |
erhalten. Rückenwind bekommen sie durch ein neues Gutachten, dass erst | |
Monate nach seiner Fertigstellung veröffentlicht wurde. Es zeigt, dass das | |
zwar kostspielig, aber doch mit vertretbarem Aufwand möglich sei. | |
Doch die Eigentümerin, die namentlich nicht bekannt werden will, sieht das | |
offenbar anders – und weigert sich bislang erfolgreich, das Gebäude so | |
abzudichten, dass das Stahlskelett nicht weiter korrodiert. Peter Keller | |
von der Anwohner-Initiative Schiller-Oper befürchtet, dass die | |
Eigentümerin auf Verfall setzt: „Wir erwarten von der Stadt, dass sie | |
umgehend die Winterfestmachung des Gebäudes beauftragt, um Schaden von dem | |
historischen Stahlgerüst abzuwenden, das unter Denkmalschutz steht.“ | |
Doch danach sieht es nicht aus. Ein „enger rechtlicher Rahmen verhindert | |
effektive Sofortmaßnahmen“, sagt Enno Isermann, Sprecher der auch für | |
Denkmalschutz zuständigen Kulturbehörde. | |
Sollte das Gebäude irgendwann nicht mehr zu retten sein, könnte die | |
Eigentümerin auf dem Gelände einen lukrativen Neubau errichten. Sie plant | |
zwei sechs- und zehngeschossige Wohngebäude mit Ateliers und Läden auf dem | |
heutigen Standort. Im November blieb die Eigentümerin einem von | |
Denkmalschutz anberaumten Termin zur Feststellung der aktuellen | |
Gebäudeschäden und des daraus entstehenden „Sicherungsbedarfs“ fern. Auch | |
alle Versuche der Anwohner-Initiative, mit ihr ins Gespräch zu kommen, | |
schlugen fehl. | |
Nun soll in den kommenden Tagen ein neuer Termin stattfinden. Erst wenn das | |
Denkmalschutzamt der Eigentümerin ausreichend Möglichkeiten gegeben hat, | |
selbst für die Winterfestmachung zu sorgen, kann es einschreiten, die | |
erforderlichen Maßnahmen festlegen und ihre „unverzügliche Umsetzung“ | |
verlangen. | |
„Wir bereiten eine solche Sicherheitsverfügung derzeit vor“, erklärt | |
Isermann. Erst wenn sich die Eigentümerin auch dann noch standhaft weigert, | |
die angeordneten Maßnahmen durchzuführen, kann das Amt selbst die | |
erforderlichen Sanierungsarbeiten in Auftrag geben und der Eigentümerin in | |
Rechnung stellen. Doch bis es soweit ist, dürfte der Winter längst vorbei | |
sein. | |
Bislang hat die Eigentümerin noch keine Abriss- und Bauanträge gestellt. | |
Doch bereits vor anderthalb Jahren legte sie dem Bezirksamt Mitte ein | |
Konzept eines Rundbaus mit Ateliers – ohne das Stahlskelett auf dem | |
Standort der Schilleroper – vor. Flankiert von zwei riesigen Wohnklötzen, | |
die Bezirksamtschef Falko Droßmann (SPD) auf einer Stadtteilversammlung im | |
Juli vergangenen Jahres für „so nicht genehmigungsfähig“ hielt. | |
Seitdem, so ließ Droßmann der taz ausrichten, „gibt es nichts Neues“. Das | |
könnte so bleiben, bis das Stahlskelett dermaßen zerfressen ist, dass sein | |
Erhalt „wirtschaftlich nicht zumutbar“ ist. | |
12 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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