# taz.de -- Mangelnde Solidarität mit Belarus: Arm, unwichtig, unkapitalistisch | |
> Die Zivilgesellschaft hierzulande ist seltsam still angesichts der | |
> Repression in Belarus. Das Desinteresse an dem Land hat in Deutschland | |
> Tradition. | |
Bild: Nur etwa 120 Menschen versammelten sich in Berlin, um gegen das Regime in… | |
Wenn in der Türkei Journalisten, Menschenrechtler und ganz normale Bürger | |
eingesperrt werden, weil deren Ansichten dem Staatspräsidenten nicht | |
passen, dann gehen auch in Köln, München oder Berlin Menschen auf die | |
Straße. Wenn in den USA ein schwarzer Bürger von einem Polizisten grundlos | |
getötet wird, dann verlangen auch Menschen hierzulande ein Ende dieser | |
rassistischen Staatsgewalt. Das ist gut so. Internationale Solidarität | |
zeichnet sich dadurch aus, dass sie über die Grenzen schaut, dass sie nicht | |
die eigene Betroffenheit zum Maßstab erhebt, sondern Menschenrechte auch | |
für diejenigen fordert, die nicht in der Nachbarschaft wohnen. Doch leider | |
gilt dieser Maßstab nicht für alle. | |
Wenn [1][in Weißrussland eine Wahl gefälscht wird], [2][Hunderttausende | |
gegen ein repressives Regime auf die Straße gehen] und Demonstranten | |
umkommen, dann regt sich in Deutschland – nichts. Die ach so gelobte | |
Zivilgesellschaft hat es tatsächlich zustande gebracht, keine einzige | |
Demonstration auf die Beine zu stellen. Es scheint, als sei das Denken in | |
Ost- und West-Militärblöcken noch 30 Jahre später in den Köpfen verankert, | |
als ginge uns das, was im vermeintlich fernen Minsk geschieht, nichts an. | |
Tatsächlich ist die Hauptstadt von Belarus Berlin geografisch ähnlich nahe | |
wie Paris und doch unglaublich weit entfernt. Dieses Wegschauen hat | |
Tradition. Deutschland hat in Belarus im Zweiten Weltkrieg fürchterliche | |
Verbrechen begangen. Etwa 800.000 Juden wurden dort ermordet, dazu mehr als | |
2 Millionen weitere Bürger. Doch nur ein paar Jahre später wollte sich im | |
Westen niemand mehr daran erinnern. Die damalige Sowjetrepublik zählte im | |
Kalten Krieg schließlich zu den „Feinden“, da musste eine Entschädigung | |
leider ausfallen. | |
Und heute? Belarus ist arm, unwichtig und politisch schwer einzuschätzen. | |
Und irgendwie so unkapitalistisch. Wer einen europäischen Nachbarn mit | |
solch beschämender Ignoranz bestraft, sollte sich nicht wundern, wenn man | |
künftig auf die guten Ratschläge der bundesdeutschen Zivilgesellschaft | |
verzichtet. | |
17 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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