# taz.de -- Trumps Vorgehen gegen Schwarze Proteste: Beschämend für die USA | |
> Trump will mit undemokratischen Methoden wie in Portland seinen Anhängern | |
> gefallen. Doch diese Politik ist kein Spiel – sie ist offener Rassismus. | |
Bild: Dubiose Einheiten gehen in Portland gegen Demonstranten vor | |
Bislang hatte US-Präsident [1][Donald Trump stets nur gedroht], gegen die | |
„Anarchisten und Kriminellen“ bei den [2][Black-Lives-Matter-Protesten mit | |
dem Einsatz der Bundespolizei oder gar des Militärs vorzugehen]. In | |
Portland im Bundesstaat Oregon hat er diese Drohung jetzt wahrgemacht: | |
Gegen den Willen sowohl des Bürgermeisters als auch des Bundesstaats gingen | |
am Freitag nicht näher gekennzeichnete paramilitärische Einheiten gegen die | |
Protestierenden vor, zogen Menschen in Lieferwagen ohne Nummernschilder, | |
setzten Tränengas ein. Führende Demokrat*innen erinnerten Trump in einer | |
Protesterklärung daran, dass die USA eine Demokratie seien und keine | |
Bananenrepublik. | |
Auf die Idee, [3][Protesten gegen Polizeigewalt mit noch mehr | |
Polizeigewalt] zu begegnen, muss man erst einmal kommen. Aber es wäre | |
falsch, solche Aktionen nur mit der hilflos-autoritären Instinkthaftigkeit | |
eines Präsidenten zu erklären, der seit Beginn seiner Kandidatur immer nur | |
polarisiert und gespalten und niemals auch nur den Versuch unternommen hat, | |
das Land zu einen oder gar konstruktive Lösungen zu finden. | |
Es ist Wahljahr, und Trump und die Republikaner haben es de facto längst | |
aufgegeben, Afroamerikaner*innen für sich gewinnen zu wollen. Sie setzen | |
darauf, es Schwarzen und anderen ethnischen Minderheiten so schwer wie | |
möglich zu machen, überhaupt an der Wahl teilzunehmen. Rhetorisch hat Trump | |
damit bereits begonnen, als er unmittelbar nach seinem Wahlerfolg davon | |
sprach, seine Konkurrentin Hillary Clinton hätte mehr als drei Millionen | |
Stimmen von „Illegalen“ erhalten. | |
Das war zwar vollkommen aus der Luft gegriffen, reihte sich aber ein in die | |
andauernden Warnungen republikanischer Gouverneure und Wahlstrategen vor | |
großangelegtem „Wahlbetrug“ – eine Rechtfertigung für die tatsächlich | |
stattfindende Wählerunterdrückung. Was jetzt in Portland passiert ist, geht | |
in die gleiche Richtung: gerechtfertigten Protest kriminalisieren und | |
delegitimieren. | |
„Playing to his base“ nennen US-Wahlkampfanalysten das, was Trump da macht. | |
Aber diese Politik zur Mobilmachung der eigenen Wähler*innenbasis ist kein | |
Spiel – sie ist offener Rassismus von ganz oben. | |
Der gerade verstorbene Schwarze Abgeordnete und Bürgerrechtler John Lewis | |
hat sein ganzes Leben lang für das Wahlrecht gekämpft, und dabei mehr als | |
einmal seine körperliche Unversehrtheit aufs Spiel gesetzt. Dass ein Mann, | |
dem so viel Respekt gebührt, noch erleben musste, wie ein Präsident ohne | |
Werte und Anstand die Erfolge seines Lebens zurückzudrehen versucht, ist | |
beschämend für die USA. | |
19 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /US-Praesident-will-Anti-Terror-Gesetze/!5686157 | |
[2] /Traenengas-gegen-Demonstranten-in-den-USA/!5701284 | |
[3] /Polizeigewalt-in-den-USA/!5688545 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt US-Präsidentschaftswahl 2024 | |
Donald Trump | |
Afroamerikaner | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
Black Lives Matter | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt US-Präsidentschaftswahl 2024 | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Black Lives Matter | |
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus | |
USA | |
Schwerpunkt US-Präsidentschaftswahl 2024 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Nach dem Sturm auf das Kapitol: Unsere Bananenrepublik | |
Ein alter rassistischer Begriff taucht wieder auf. Er ist eine hochmütige | |
Metapher für Momente, die nicht in das eigene Selbstbild passen. | |
Antifaschismus und rechte Ideologie: Trump gegen Antifa | |
Der US-Präsident verunglimpft legitimen Protest gegen Rassismus und | |
Polizeigewalt. Dabei nutzt er alte und neue Strategien von rechten | |
Populisten. | |
Aus Le Monde diplomatique: Liberal und rassistisch | |
Trotz der Massenproteste nach George Floyds Tod vertraut die Mehrheit der | |
weißen US-Amerikaner der Polizei. Das wird sich so schnell nicht ändern. | |
Streit über Bundestruppen in den USA: Nach Portland jetzt Chicago | |
US-Präsident Donald Trump schickt jetzt Sicherheitskräfte des Bundes auch | |
nach Chicago und Kansas City. Chicagos Bürgermeisterin protestiert. | |
Trump entsendet Bundespolizei: Kriegserklärung an die Städte | |
Trump hat politisch auf der ganzen Linie versagt, seine Popularität | |
befindet sich im freien Fall. Jetzt wütet er mit den Methoden einer | |
Diktatur. | |
Rassismus im Bild: Blind für schwarze Menschen | |
Ein Fotoautomat des Hamburger Landesbetriebs für Verkehr kann nur weiße | |
Menschen fotografieren. Das Problem ist seit Monaten bekannt. | |
Tod von US-Bürgerrechtler John Lewis: „Die Zeit für Geduld ist vorbei“ | |
Für die Rechte von Schwarzen riskierte John Lewis in den sechziger Jahren | |
sein Leben. Nun ist er gestorben. Für Black Lives Matter bleibt er Vorbild. | |
Regisseurin über Rassismus: Ich möchte keine Dereks mehr sehen | |
Wir müssen mit denen reden, die man hassen sollte. Es ist die einzige | |
Möglichkeit, das Leiden hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken. | |
Tränengas gegen Demonstranten in den USA: Heftige Kritik an Trumps Truppen | |
Trump entsendet Bundestruppen, die in Portland gegen Demonstranten vorgehen | |
– gegen den Willen des US-Staats Oregon. Dies sorgt für einen Aufschrei. | |
Rede von Trump zum Unabhängigkeitstag: Antirassisten als „wütender Mob“ | |
US-Präsident Trump spaltet die USA, statt sie zu einen. Zum | |
Unabhängigkeitstag – vier Monate vor der Wahl – wählt er eine besonders | |
polarisierende Botschaft. |