# taz.de -- Wegen Chinas neuem Gesetz: Kein TikTok mehr in Hongkong | |
> Weil Chinas Sicherheitsgesetz die Freiheit sozialer Medien in Hongkong | |
> beschneidet, wollen Internetriesen nicht mehr mit den Behörden dort | |
> kooperieren. | |
Bild: Plakate ohne Inhalt: Neue Protestform gegen das Verbot von Slogans, Hongk… | |
Berlin taz | Das soziale Netzwerk und populäre Videoportal TikTok zieht | |
sich wegen Chinas drakonischem Nationalem [1][Sicherheitsgesetz] für | |
Hongkong aus der bisher autonomen Metropole zurück. Der chinesische | |
Internetkonzern ByteDance, dem TikTok gehört, bestätigte am Dienstag, dass | |
TikTok „angesichts der jüngsten Ereignisse“ in Hongkong eingestellt werde. | |
Die vom gleichen Konzern angebotene chinesische Plattform Douyin, die | |
Peking zensiert, werde in Hongkong aber weiterbetrieben. | |
Auch andere Konzerne und Plattformen reagierten auf das umstrittene Gesetz: | |
Facebook, WhatsApp, Google, Twitter, Telegram, Zoom und Linkedin kündigten | |
an, mögliche Anfragen Hongkonger Behörden nach Daten von Nutzern vorerst | |
nicht zu beantworten. | |
Facebook erklärte, zunächst mit Menschenrechtlern über die Auswirkungen des | |
Gesetzes zu beraten. Die Konferenzplattform Zoom, die im Juni auf Druck | |
Pekings sogar in den USA Videos chinesischer Dissidenten blockierte, will | |
jetzt laut der Onlinezeitung [2][Hong Kong Free Press] die Lage prüfen. | |
Den Plattformen droht eine Blockade in Hongkong, wenn sie nicht | |
kooperieren. Auf dem Festland ist dies längst der Fall, wenn die Konzerne | |
den chinesischen Behörden den Zugang zu ihren Servern verweigern. Nach dem | |
neuen Gesetz müssen Betreiber unerwünschte Inhalte löschen, egal, von wo | |
sie ins Netz gestellt wurden. | |
## Hongkong bekommt Internetzensur | |
Das am 1. Juli in Hongkong in Kraft getretene nationale Sicherheitsgesetz | |
sieht zudem vor, dass Internetanbieter auf Anfrage Inhalten löschen, | |
Identifikationsnachweise oder Hilfe bei der Entschlüsselung zur Verfügung | |
stellen müssten. | |
Das Gesetz verbietet in Hongkong Aktivitäten, die von Chinas Regierung als | |
subversiv, sezessionistisch, terroristisch oder in Kollaboration mit | |
ausländischen Interessen bewertet werden. | |
Diese nach Meinung von Kritikern bewusst vage gehaltenen Straftatbestände | |
sollen die von Peking als umstürzlerisch empfundenen Hongkonger vor allem | |
einschüchtern. Vorgesehen ist bis zu lebenslängliche Haft. | |
Vor allem stellt das Gesetz jetzt Hongkongs bisher autonom agierende | |
Sicherheitsorgane unter die Hoheit der chinesischen Staatssicherheit und | |
Justiz. Die können jetzt eigenmächtig und ohne Kontrolle durch Hongkonger | |
Gerichte in der früheren Kronkolonie und heutigen Sonderverwaltungsregion | |
ermitteln und Verdächtige auch auf das Festland ausliefern. | |
[3][Hongkongs Demokratiebewegung sieht das Gesetz vor allem gegen sich | |
gerichtet] und wertet es als Beendigung der Autonomie der Stadt, die ihr | |
mit der Rückgabe an China 1997 nach der Formel „Ein Land, zwei Systeme“ | |
versprochen worden war. Im Unterschied zum Festland hatten die Hongkonger | |
bisher auch weitgehende politische Rechte sowie Meinungs- und | |
Pressefreiheit. | |
## Social-Media-Nutzer säubern ihre Profile | |
Nach einem Bericht der in der Stadt erscheinenden [4][South China Morning | |
Post] löschten die Menschen dort jetzt eifrig potenziell anstößige Postings | |
aus ihren Sozial-Media-Konten und wechseln zu verschlüsselten | |
Chatprogrammen. | |
Am Montagabend waren weitere Details zum neuen Gesetz bekannt geworden. | |
Demnach dürfen die Behörden jetzt auch ohne richterliche Anordnung | |
Wohnungen durchsuchen, Telefone abhören und Pässe einziehen und so deren | |
Besitzer am Verlassen der Stadt hindern. Der von der Demokratiebewegung | |
benutzte Protestslogan „Befreit Hongkong! Das ist Revolution unserer Zeit“ | |
wurde verboten. | |
Die Schulbehörde ordnete inzwischen die Überprüfung von Schulmaterial auf | |
jetzt verbotene Inhalte an. Ein Lehrer fürchtet laut [5][South China | |
Morning Post] gar, demnächst könnten auch Bücher über Nelson Mandela oder | |
Mahatma Gandhi verboten werden. | |
## Protest mit Zetteln ohne Aufschrift führt zu Festnahme | |
Einige Geschäfte wurden Medienberichten zufolge von der Polizei verwarnt, | |
demokratiefreundliche Plakate zu entfernen. Zuvor waren einige [6][Bücher | |
von Demokratieaktivisten aus öffentlichen Büchereien verbannt] worden. | |
Am Montag nahm die Polizei in einem Einkaufszentrum acht Personen fest. Sie | |
hatten friedlich gegen das neue Gesetz demonstriert – mit weißen Zetteln | |
ohne Aufschrift. Wie stets in letzter Zeit gab es keine Genehmigung für den | |
Protest. | |
Regierungschefin Carrie Lam verteidigte am Dienstag vor der Presse das | |
Sicherheitsgesetz. Es bedeute nicht Hongkongs [7][„Untergang und | |
Finsternis“], sondern sei „eher mild“ und würde helfen, dass Hongkong ei… | |
der sichersten Städte der Welt bleibe. | |
7 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] /China-neues-Sicherheitsgesetz/!5697794 | |
[2] https://www.dw.com/en/hong-kong-to-vigorously-implement-beijings-new-securi… | |
[3] /China-verabschiedet-Sicherheitsgesetz/!5697622 | |
[4] https://www.scmp.com/tech/policy/article/3092012/hongkongers-spooked-beijin… | |
[5] https://www.scmp.com/news/hong-kong/education/article/3092043/national-secu… | |
[6] /Chinas-Gesetz-fuer-Ex-Kronkolonie/!5693886 | |
[7] https://news.yahoo.com/hong-kong-security-law-not-065107567.html | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
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