| # taz.de -- Kontoprüfung in Hongkong: Banken kuschen vor Peking | |
| > Internationale Banken prüfen laut Insidern, ob Kunden Verbindungen zur | |
| > Demokratiebewegung haben. Offenbar eine Folge des neuen | |
| > Sicherheitsgesetzes. | |
| Bild: Hongkongs Polizei vor der HBSC Bank und der Bank of China während einer … | |
| Hongkong rtr | Nur wenige Tage nach Inkrafttreten des neuen | |
| [1][Sicherheitsgesetzes] überprüfen zahlreiche Banken Insidern zufolge ihre | |
| Kunden in Hongkong auf Verbindungen zur Demokratiebewegung. Die Geldhäuser | |
| wollten verhindern, dass sie in das Visier Chinas geraten, sagten sechs mit | |
| der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. | |
| So würden die Schweizer Geldhäuser UBS, Credit Suisse und Julius Bär, aber | |
| auch die britische Großbank HSBC und anderer Institute ihre Kunden genauer | |
| nach deren politischem Engagement durchleuchten, sagten die Insider. | |
| Das am 1. Juli in Kraft getretene Sicherheitsgesetz ermöglicht ein härteres | |
| Vorgehen Chinas gegen die Demokratiebewegung in Hongkong. Banken fürchten, | |
| dass ihr Ruf leidet oder sogar Sanktionen gegen sie verhängt werden, falls | |
| Kunden im Rahmen des neuen Sicherheitsgesetzes angeklagt werden. | |
| Daher durchleuchten sie Kunden nun auch auf mögliche Verbindungen zur | |
| Demokratiebewegung, sagten die Insider. Dies geschehe im Rahmen der | |
| Maßnahmen zur Überprüfung von Kunden auf politische Verbindungen. Weltweit | |
| müssen Banken bei solchen politisch exponierten Personen (PEP) besondere | |
| Sorgfalt walten lassen, um Geldwäsche und andere Verstöße zu verhindern. | |
| Wegen des erhöhten Aufwands und des Reputationsrisikos schrecken die | |
| Geldhäuser oft davor zurück, sie als Kunden anzunehmen oder zu behalten. | |
| Für die betroffenen Menschen kann es daher schwierig werden, Konten zu | |
| eröffnen und Bankdienstleistungen zu nutzen. | |
| ## Meinungsäußerungen unter der Lupe | |
| Einige Vermögensverwalter hätten die Äußerungen ihrer Kunden in der | |
| Öffentlichkeit, in der Presse und den sozialen Medien geprüft. Dabei schaue | |
| man bis ins Jahr 2014 zurück, als die „Regenschirm-Bewegung“ wochenlang f�… | |
| freie Wahlen in Hongkong demonstrierte. So wolle man die politische | |
| Einstellung eines Kunden einschätzen, sagte ein Banker. | |
| Die „Regenschirm-Bewegung“ erhielt ihren Namen von den Schirmen, die die | |
| Demonstranten damals gegen Sonne, Regen und das Pfefferspray der Polizei | |
| einsetzten. | |
| [2][Das von Peking durchgesetzte Sicherheitsgesetz gilt als Aushebelung der | |
| Autonomie der Finanzmetropole] und früheren britischen Kronkolonie | |
| Hongkong, die ihr bei der Übergabe an China 1997 nach dem Prinzip „Ein Land | |
| – zwei Systeme“ für mindestens 50 Jahre vertraglich zugesagt worden war. | |
| Das umstrittene Gesetz sieht lebenslange Haft als Höchststrafe für | |
| zahlreiche [3][Vergehen vor, die Chinas Behörden als Subversion, Abspaltung | |
| und Terrorismus werten.] Es gibt einer neuen Polizeieinheit auch mehr | |
| Rechte zur Beschlagnahme von Vermögen. Unternehmen drohen ebenfalls | |
| Strafen, die von Bußgeldern bis zum Entzug der Geschäftslizenz reichen | |
| können. | |
| ## Mitglieder der Demokratiewegung befürchten Probleme | |
| Der Rechtsanwalt Albert Ho, der alljährlich eine Mahnwache zum Gedenken an | |
| die Opfer des Tiananmen-Massakers 1989 organisiert, fürchtet | |
| Schwierigkeiten. „Eigentlich kann man nicht viel tun, wenn man nicht alle | |
| Finanz- und Bankgeschäfte in Hongkong einstellt“, sagte Ho. | |
| Bis vergangene Woche sei er mit keiner zusätzlichen Prüfung durch seine | |
| Bank konfrontiert worden. Er weigerte sich, den Namen seiner Bank | |
| preiszugeben. | |
| Den Banken droht aber nicht nur von den chinesischen Behörden Ungemach. Die | |
| USA haben als Reaktion auf das Sicherheitsgesetz ein neues Sanktionsgesetz | |
| erlassen, um gegen Personen und Institutionen vorzugehen, die das | |
| Sicherheitsgesetz für Hongkong umsetzen. Daher prüften die Banken auch, ob | |
| beziehungsweise welche ihrer Kunden von US-Sanktionen betroffen sein | |
| könnten, sagten die Insider. | |
| ## Banken lehnen offizielle Stellungenahmen ab | |
| HSBC wollte sich zum Sicherheitsgesetz selbst oder US-Sanktionen gegen | |
| Hongkonger Verantwortliche nicht äußern. Die Bank habe bereits strenge | |
| Verfahren, die sie weltweit anwende. | |
| Credit Suisse, Julius Bär und UBS lehnten eine Stellungnahme ab. Die | |
| Zentralbank von Hongkong erklärte, der Finanzplatz befolge bei der | |
| Umsetzung von Vorkehrungen gegen Geldwäsche internationale Standards. Das | |
| gelte auch für den Umgang mit den sogenannten PEPs. Vom chinesische | |
| Außenministerium und anderen chinesischen und Hongkonger Behörden war | |
| zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. | |
| Die britischen Großbanken HSBC und Standard Chartered, für deren Geschäfte | |
| Hongkong eine sehr wichtige Rolle spielt, haben jeweils erklärt, sie | |
| unterstützten das neue Sicherheitsgesetz. Sie seien der Überzeugung, dass | |
| es die Stabilität in Hongkong wieder herstellen werde. | |
| In Großbritannien sorgten die Aussagen für scharfe Kritik. Die Banken | |
| versetzen Peking in die Lage, den Rechtsstaat in der ehemaligen britischen | |
| Kronkolonie zu untergraben. | |
| 20 Jul 2020 | |
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