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# taz.de -- Arbeitsbedingungen in Schlachtbetrieben: Das System ist moralisch b…
> Fleischfabriken sind nicht nur Durchlauferhitzer für Pandemien. Sie
> beuten Menschen wie Tiere aus und verdienen Verachtung und unseren
> Boykott.
Bild: Wo Tiere am Fließband geschlachtet werden, gibt es meist wenig Menschlic…
Die Meldung schaffte es bis in die US-amerikanischen Zeitungen. „Größter
Covid-19-Ausbruch in Deutschland seit den Lockerungen“ [1][titelte das Wall
Street Journal] über die Coronavirusinfektionen in den Fleischfabriken von
Tönnies in Gütersloh. Die Auswirkungen des Ausbruchs sind enorm: Über 2.000
Menschen sind infiziert, 650.000 Menschen in den Kreisen Gütersloh und
Warendorf [2][befinden sich im Lockdown], alle Schulen und Kitas im
Landkreis wurden geschlossen.
Doch das Problem ist kein ostwestfälisches – es ist ein weltweites. Die
Horrormeldungen, die ich seit Monaten über Schlachthäuser und
Fleischverarbeiter lese, reißen nicht ab. Neu ist an ihnen nur, dass es in
den Nachrichten nicht um Tier-, sondern um Menschenleid geht. In
Mississippi, Washington, Texas und vielen anderen US-Staaten wurden
massenhaft Fälle von [3][Covid-19-Infektionen] bei Angestellten gemeldet,
ebenso in Brasilien, Kanada, Irland, Australien, um nur einige Länder zu
nennen.
Warum ausgerechnet Fleischbetriebe? Dort ist es praktisch unmöglich, auf
Distanz zu gehen. Hunderte Menschen können in einer Schicht arbeiten,
stehen Schulter an Schulter, während die Tierkadaver am Haken oder auf dem
Laufband vorbeiziehen. Die Arbeit ist körperlich und psychisch extrem
belastend, es wird im Akkord geschuftet.
Eine Maske unter diesen Bedingungen 100-prozentig korrekt tragen?
Unmöglich. Möglicherweise begünstigen zusätzlich die niedrigen Temperaturen
und die permanente Belüftung in Schlachtbetrieben die Verbreitung des
Coronavirus.
## Billiglöhner, in Massenunterkünfte gepfercht
Zudem sind viele der Angestellten Arbeitsmigranten. Billiglöhner, die in
Massenunterkünfte gepfercht werden, oft keinen oder nur eingeschränktem
Zugang zur Gesundheitsvorsorge haben und sich in Abhängigkeiten befinden,
in denen sie sich kaum zur Wehr setzen können.
Umso mutiger war daher eine Koalition von lateinamerikanischen Arbeitern,
die in Iowa – einem der Epizentren der Coronavirusinfektionen in der
Fleischindustrie – [4][zum Fleischboykott aufrief], um gegen die
furchtbaren Zustände zu protestieren. Denn die Wahrheit ist, dass
Billigschlachter ihre Arbeitskräfte kaum anders betrachten als die Tiere –
als entbehrlich.
Fleischbetriebe sind Durchlauferhitzer für Pandemien. Das System ist
moralisch bankrott und verdient unsere Verachtung und unseren Boykott.
Selbst wem Tiere wurscht sind, dem können Menschen nicht egal bleiben. Das
Problem ist komplex, die Konsequenz ist simpel: Wir brauchen ein
nachhaltigeres Nahrungsmittelsystem, mit keinem oder kaum Fleisch und
vielen Pflanzen auf dem Teller.
26 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.wsj.com/articles/germany-sees-largest-local-covid-19-outbreak-s…
[2] /Corona-Massnahmen-in-NRW-und-Berlin/!5696818
[3] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[4] https://www.thegazette.com/subject/news/health/meatless-may-latino-civil-ri…
## AUTOREN
Ariane Sommer
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