| # taz.de -- Angriffe auf KZ-Gedenkstätten: Im Visier der Neonazis | |
| > Orte der Erinnerung an die Naziverbrechen werden mehr und mehr zur | |
| > Zielscheibe von Rechtsradikalen. Eine Chronologie der vergangenen vier | |
| > Jahre. | |
| Bild: Immer wieder Ziel von rechtsradikalen Übergriffen: KZ-Gedenkstätte Buch… | |
| Für den AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland ist die Kapitulation der | |
| Hitler-Regierung am 8. Mai 1945 „ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag | |
| des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von | |
| Gestaltungsmöglichkeit“, ließ er Anfang Mai wissen. Zum Beispiel der | |
| Gestaltungsmöglichkeit, Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Schwule, | |
| Roma, „Behinderte“, Zwangsarbeiter zu ermorden. Schon 2017 hatte der | |
| AfD-Poltiker Björn Höcke eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ | |
| gefordert. | |
| Mit Übergriffen auf NS-Gedenkstätten machen Rechtsradikale seit Jahren | |
| deutlich, was sie darunter verstehen: die Verhöhnung der in den Lagern | |
| Ermordeten. Nur in den seltensten Fällen werden diese Täter gefasst. | |
| Diese Übergriffe haben nach Aussagen von Gedenkstätten-Leitern mit dem | |
| Aufstieg der AfD deutlich zugenommen. Am Eingang einer KZ-Gedenkstätte wird | |
| eine Bombe abgelegt, Gedenktafeln werden beschädigt oder mit Hakenkreuzen | |
| beschmiert, ein Rechtsradikaler verhöhnt in der Gedenkstätte des KZs | |
| Bergen-Belsen die dort ermordete Anne Frank als verwirrte Teenagerin. | |
| Gedenkstätten-Führungen werden immer wieder gestört, einzelne Besucher | |
| bezweifeln den Holocaust. AfD-Politiker beklagen in Parlamenten den | |
| „Schuldkomplex“, stellen die Arbeit von NS-Gedenkstätten in Frage oder | |
| überziehen zum Beispiel den Leiter der Gedenkstätte des KZs Bergen-Belsen | |
| mit einer Klageandrohung und der Forderungen nach einer | |
| Unterlassungserklärung. | |
| 1983, 50 Jahre nach der Wahl Adolf Hitlers zum deutschen Regierungschef, | |
| hat George Tabori, der Sohn des in Auschwitz ermordeten Journalisten | |
| Cornelius Tábori, ein Theaterstück über Jungnazis geschrieben, die | |
| Hakenkreuze auf Grabsteine schmieren, um die Mörder zu ehren. Sein Stück | |
| heißt „Jubiläum“. Wie es aussieht, wird dieses Jubiläum seit dem Aufstieg | |
| der AfD flächendeckend und permanent begangen. Unsere vorläufige Chronik | |
| rechter Übergriffe auf Gedenkstätten für die Ermordeten und | |
| erinnerungspolitischer Äußerungen von AfD-Funktionären der vergangenen vier | |
| Jahre ist garantiert unvollständig. | |
| ## Die Liste der Angriffe, Zerstörungen und Verleumdungen | |
| Braunschweig, Mai 2016 | |
| Wände und Infotafeln der KZ-Gedenkstätte Schillstraße werden beschmiert. | |
| Wenige Tage zuvor hatten Rechtsradikale eine Gedenkveranstaltung gestört. | |
| Nach der Veranstaltung abgelegte Kränze wurden zertrampelt. | |
| Weimar, Mai 2016 | |
| Die britische National Action veröffentlicht ein Foto, das zeigt, wie zwei | |
| Rechtsradikale im Keller des Krematoriums der KZ-Gedenkstätte Buchenwald | |
| den Hitlergruß zeigen. | |
| Lieberose (Brandenburg), Mai 2016 | |
| An der Dokumentationsstätte des KZ-Außenlagers Lieberose werden zwei | |
| [1][Informationstafeln zerstört]. Es ist die dritte Beschädigung innerhalb | |
| von zwei Jahren. | |
| Nordhausen, August 2016 | |
| Teilnehmer des Sommercamps der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora werden auf | |
| dem Altstadtfest in Nordhausen mit [2][rassistischen Sprüchen beschimpft]. | |
| Hamburg, November 2016 | |
| Das Denkmal für den antifaschistischen Schriftsteller Wolfgang Borchert | |
| wird mit dem roten Schriftzug „Identität“ [3][beschmiert]. | |
| Eisenach, Januar 2017 | |
| Unbekannte schmieren in einer Nacht ein blaues [4][Hakenkreuz] an die Tafel | |
| der Synagogen-Gedenkstätte. | |
| Gelsenkirchen, April 2017 | |
| Unbekannte beschädigen eine Tafel, die an den katholischen Priester und | |
| NS-Gegner Heinrich König erinnert. Heinrich König wurde 1942 im KZ Dachau | |
| bei medizinischen Experimenten ermordet. Die Tafel wird im Mai 2018 und im | |
| April 2019 erneut beschädigt. | |
| Braunschweig, Mai 2017 | |
| Unbekannte [5][besprühen dutzende Gedenktafeln] der KZ-Gedenkstätte | |
| Schillstraße mit silbernem Lack und schreiben mit einer Schablone das Wort | |
| „Lüge“ darüber. | |
| Boppard (Rheinland-Pfalz), Mai 2017 | |
| Zwei Stolpersteine werden gewaltsam [6][aus dem Gehweg gerissen] und | |
| entwendet. Sie sind der 1941 in die USA emigrierten Sally Siegler und der | |
| 1942 nach ihrer Deportation ermordeten Lina Mayer gewidmet. | |
| Wolfsburg, Juni 2017 | |
| Anlässlich der Debatte über eine geplante Zwangsarbeiterlager-Gedenkstätte | |
| [7][erklärt Thomas Schlick], Vorsitzender der AfD-Fraktion im Rat der Stadt | |
| Wolfsburg: „Wir haben in der letzten Zeit ziemlich oft zu hören bekommen, | |
| dass die Vergangenheit und die Lehren daraus wichtig sind und dass dies | |
| nicht vergessen werden darf. […] Als quasi Wiedergutmachung […] wird es | |
| jetzt also richtig teuer und wir bekommen wohl ein eigenes kleines Museum, | |
| welches für viele Jahre hohe Folgekosten nach sich ziehen wird. Und das ist | |
| der Punkt, den die AfD nicht mitgehen wird! […] Wir möchten es eher | |
| schlichter, kostengünstiger […] Die Einbindung weiterer Opferverbände, | |
| Experten und Gremien […] könnte dazu führen, dass jetzt immer weitere | |
| Wünsche obendrauf kommen. Die Angst davor, einem Verband auch mal ein,Nein' | |
| zu sagen […], darf nicht dazu führen, dass aus reinem Schuldkomplex | |
| wirtschaftliche Erwägungen keine Rolle mehr spielen!“ | |
| Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg (NRW), seit 2017 | |
| Die Hausordnung der Gedenkstätte verbietet das Tragen rechter Symbole. Die | |
| Folge: Besucher diskutieren diese Regelung mit dem Personal der | |
| Gedenkstätte. Besucher hinterlassen negative Äußerungen und Schmierereien | |
| wie Hakenkreuze oder SS-Runen im Besucherbuch. Die Museumsleitung erhält | |
| ärgerliche Mails. In Führungen werden vermehrt Äußerungen laut, die die | |
| Verbrechen im Konzentrationslager verharmlosen. | |
| Braunschweig, Juli 2017 | |
| Die AfD-Fraktion der Stadt Braunschweig sammelt Unterschriften gegen die | |
| geplante Errichtung eines „Gartens der Erinnerung“, der an Kriegsverbrechen | |
| von Soldaten des 92. Infanterieregiments aus Braunschweig im belgischen | |
| Roselies während des Ersten Weltkriegs erinnern soll. [8][Die AfD-Fraktion | |
| beklagt] den „unsinnigen Denkmalskult“ und lehnt den Gedenkort ab: „Bis | |
| heute gibt es keinen eindeutig bewiesenen Zusammenhang zwischen den | |
| Ereignissen in Roselies und damaligen Braunschweigern oder unserer Stadt. | |
| Ein Denkmal ist damit fehl am Platz.“ | |
| Dortmund, Oktober 2017 | |
| Vor dem Deutschen Fußballmuseum werden die Darstellungen [9][jüdischer | |
| Sportler beschädigt]. | |
| Berlin, November 2017 | |
| In Berlin-Neukölln werden 16 Stolpersteine, die an NS-Opfer erinnern, aus | |
| den Gehwegen [10][gebrochen und entwendet]. Gunter Demning, der Künstler, | |
| der die Stolpersteine verlegt, erklärt, bisher seien bundesweit 630 Steine | |
| aus dem Boden gerissen und geklaut worden. | |
| Nordhausen (Thüringen), Dezember 2017 | |
| Unbekannte schmieren an ein Hinweisschild zur KZ-Gedenkstätte | |
| Mittelbau-Dora das Wort „[11][Neueröffnung]“. | |
| Fürth, Dezember 2017 | |
| In eine Gedenktafel für zwei im Holocaust ermordete Fürther Bürger | |
| jüdischen Glaubens wird ein [12][Hakenkreuz gekratzt]. Die Inschrift war | |
| erst kurz zuvor wieder angebracht worden, nachdem im Sommer eine erste | |
| Gedenktafel gestohlen worden war. | |
| Bremen, Dezember 2017 | |
| Unbekannte schmieren die Parole „Stoppt den Schuldkult“ auf eine Betonwand | |
| in der Nähe des Gedenkorts Bunker Valentin. In der Vergangenheit waren auf | |
| Bänke am Gedenkort Hakenkreuze geritzt worden. Die Bremer Junge | |
| Alternative, die Jugendorganisation der AfD, polemisiert auf Facebook gegen | |
| „Schuldkult“. Während der Bauarbeiten der U-Boot-Werft und des Bunkers | |
| Valentin starben über 1.600 Zwangsarbeiter an Unterernährung, Krankheiten | |
| und willkürlichen Tötungen. | |
| Walldorf (Hessen), Februar 2018 | |
| Unbekannte zerstören Glasscheiben der [13][Gedenkstätte | |
| Margit-Horváth-Zentrum] über den freigelegten Mauerresten der | |
| KZ-Außenstelle Walldorf. | |
| Kleve, April 2018 | |
| Die jüdische Gedenkstätte wird mit antisemitischen [14][Parolen | |
| beschmiert]. | |
| Weimar, Mai 2018 | |
| In der Gedenkstätte Buchenwald mischt sich der als „Volkslehrer“ bekannt | |
| gewordene Rechtsradikale Nikolai Nerling unter eine Besuchergruppe. | |
| [15][Laut Presseberichten] habe er „während einer Führung immer wieder | |
| antisemitische Parolen geäußert. Unter anderem habe der Mann den Holocaust | |
| geleugnet, so Rikola-Gunnar Lüttgenau, Sprecher der Stiftung Gedenkstätten | |
| Buchenwald und Mittelbau-Dora“. | |
| Gelsenkirchen, Mai 2018 | |
| Diebstahl der Gedenktafel im Stadtgarten, die an ermordete Zwangsarbeiter | |
| erinnert. Die daraufhin neu angebrachte Tafel wird im Juni 2019 [16][erneut | |
| zerstört]. Zerstörung eines Gedenkschildes an einem Wohnhaus, das an den | |
| jüdischen Rechtsanwalt Emil Kochmann erinnert, der in Auschwitz-Birkenau | |
| ermordet wurde. | |
| Oranienburg (Brandenburg), Juli 2018 | |
| Ein Teilnehmer einer von der AfD-Bundestagsabgeordneten Alice Weidel nach | |
| Berlin eingeladenen Besuchergruppe aus ihrem Wahlkreis stellt in der | |
| KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen die Massenmorde in Sachsenhausen und die | |
| Gaskammern infrage. Er wird 2019 vor Gericht in erster Instanz wegen | |
| Störung der Totenruhe und [17][Volksverhetzung verurteilt]. Er legt | |
| Berufung gegen das Urteil ein. | |
| Hannover, September 2018 | |
| Die Beleuchtung des Holocaust-Denkmals auf dem Opernplatz wird von | |
| Unbekannten [18][gewaltsam zerstört]. Im November wird die Tat wiederholt. | |
| Dachau, September 2018 | |
| Ein Bundeswehrsoldat verbreitet Handyfotos von sich, auf denen er zu sehen | |
| ist, wie er vor Brennöfen in der KZ-Gedenkstätte den Hitlergruß zeigt. | |
| Berlin, September 2018 | |
| Der Gedenkstein für den von den Nazis ermordeten Theologen [19][Werner | |
| Sylten] wird mit einer zähflüssigen blauen Flüssigkeit beschmiert. | |
| Boizenburg (Mecklenburg), September 2018 | |
| Unbekannte [20][sprühen ein Hakenkreuz] auf die Haupttreppe der | |
| Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof. | |
| Oranienburg, September 2018 | |
| Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen meldet, dass es in den letzten Monaten | |
| [21][15 Vorfälle mit rechtsradikalem Hintergrund] gegeben habe, darunter | |
| vier Zwischenfälle mit Besuchergruppen. | |
| Gütersloh, November 2018 | |
| Zahlreiche [22][Kerzen], die von Bürgern bei einem Festakt vor einem | |
| Gedenkstein für die Opfer der Reichspogromnacht aufgestellt worden waren, | |
| werden von Unbekannten zertrampelt. | |
| Boldshof (Mecklenburg-Vorpommern), November 2018 | |
| Ein Denkmal für 22 desertierte und im Frühjahr 1945 in Boldshof erschossene | |
| Wehrmachtssoldaten wird mit roter Farbe übergossen. | |
| München, Januar 2019 | |
| Bei einem Gedenkakt für die Opfer des Nationalsozialismus im Bayerischen | |
| Landtag [23][verlässt ein Großteil der AfD-Fraktion] den Saal, als | |
| Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in | |
| München und Oberbayern, der Partei in ihrer Rede vorwirft, die | |
| NS-Verbrechen zu verharmlosen. In den folgenden Tagen wird Knobloch in | |
| anonymen E-Mails und Telefonanrufen massiv beleidigt und bedroht. | |
| Landkreis Celle (Niedersachsen), Gedenkstätte Bergen-Belsen, Januar 2019 | |
| Der Leiter der Gedenkstätte des KZ Bergen-Belsen berichtet, dass der | |
| Rechtsradikale Nikolai Nerling bei einem Besuch in der Gedenkstätte die | |
| Opferzahlen im KZ Bergen-Belsen angezweifelt, eine Schülergruppe beschimpft | |
| habe, sie würden sich „Schuldkult“ einimpfen lassen, und sich über das | |
| Tagebuch der Anne Frank als kindliches Fantasieprodukt lustig gemacht habe. | |
| Anne Frank ist in Bergen-Belsen umgekommen. Nerling filmt seinen Auftritt | |
| und veröffentlicht ihn auf Youtube. [24][Die Gedenkstätte zwingt] ihn unter | |
| Androhung einer einstweiligen Verfügung, das Video vom Netz zu nehmen. | |
| Gelsenkirchen, Januar und April 2019 | |
| Vertreter der Partei „Die Rechte“ nutzen den Platz vor der | |
| Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ für | |
| Wahlkampfauftritte zu den Europawahlen. Wahlplakate zeigen die Aufschrift | |
| „Israel ist unser Unglück“. Die Plakate werden auch vor der Neuen Synagoge | |
| in Gelsenkirchen angebracht. | |
| Dachau, Februar 2019 | |
| Der Rechtsradikale Nikolai Nerling dreht vor der KZ-Gedenkstätte Dachau ein | |
| Video, in dem er sagt: „Ich fühle mich nicht schuldig. Geht zu | |
| Gedenksteinen, geht zu Lagern und sagt, dass ihr euch nicht schuldig fühlt. | |
| Für ein freies Deutschland und gegen den Schuldkult.“ Laut Presseberichten | |
| fordert er vor der Gedenkstätte eine Schülerbesuchergruppe auf, sie sollten | |
| nicht glauben, was ihnen in der Gedenkstätte erzählt werde. Als eine | |
| Mitarbeiterin der Gedenkstätte ihn auffordert, den Ort zu verlassen, filmt | |
| er ihr Namensschild und beleidigt sie. Sie sagt, ihr eigener Großvater sei | |
| in Dachau inhaftiert gewesen und habe nur mit knapper Not überlebt. Antwort | |
| Nerlings laut Presseberichten: „Da habe es der Opa ja nicht so schlecht | |
| gehabt, wenn er überlebt habe.“ Im Dezember wird Nerling wegen dieses | |
| Auftritts in erster Instanz [25][wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe | |
| verurteilt]. Die Urteilsbegründung konstatiert, Nerlings Äußerungen würden | |
| „in der Gesamtschau darauf abzielen, den Völkermord nicht nur zu | |
| verharmlosen, sondern auch zu leugnen“. Nerling legt Rechtsmittel gegen das | |
| Urteil ein, die Staatsanwaltschaft geht in Berufung. | |
| Türkheim (Bayern), April 2019 | |
| Unbekannte werfen eine [26][Scheibe in der KZ-Gedenkstätte Kaufering VI | |
| ein]. Die Polizei geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus. | |
| Bereits 2014 und 2017 hatten Unbekannte ein Kreuz und einen Davidstern aus | |
| der Gedenkstätte entwendet. | |
| Augsburg, Mai 2019 | |
| Im Jüdischen Museum bringen Unbekannte auf einer Installation die Parole | |
| „[27][Arbeit macht frei]“ und ein Hakenkreuz an. | |
| Weimar, Juni 2019 | |
| Unbekannte zerstören fünf [28][Gedenkbäume] eines Projekts zur Erinnerung | |
| an die Todesmärsche. | |
| Heide (Schleswig-Holstein), Juli 2019 | |
| Unbekannte zerstören eine Gedenktafel auf der Kriegsgräberstätte | |
| Westermoorweg, die an umgekommene russische Zwangsarbeiter erinnert. | |
| Berlin, Juni–September 2019 | |
| Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in | |
| Tiergarten wird wiederholt mit [29][schwarzer Farbe besprüht]. | |
| Bad Segeberg, Juli 2019 | |
| [30][Unbekannte beschädigen] die erst wenige Tage zuvor installierte | |
| Gedenktafel für Josef Tichy, der während eines Todesmarschs von einem | |
| SS-Mann erschossen wurde. | |
| Fürth, August 2019 | |
| Drei Birken, die an die im KZ Dachau ermordeten Kommunisten Rudolf Benario | |
| und Ernst Goldmann erinnern, werden [31][gewaltsam beschädigt und müssen | |
| gefällt] werden. In den Vorjahren wurde der Erinnerungsort wiederholt | |
| geschändet. 2013 stahlen Rechtsradikale eine Gedenktafel und hinterließen | |
| eine Schmiererei: „Hans Steinbrenner hier.“ Der KZ-Aufseher Steinbrenner | |
| folterte in Dachau Häftlinge wie Benario und Goldmann. | |
| Gelsenkirchen, August 2019 | |
| Unbekannte Täter besprühen das Mahnmal für die Opfer des | |
| Nationalsozialismus im Stadtgarten auf der gesamten Fläche mit | |
| [32][nationalsozialistischen Symbolen]. | |
| Weimar, September 2019 | |
| In der Gedenkstätte Buchenwald werden drei Gedenksteine mit | |
| [33][Hakenkreuzen beschmiert]. | |
| Bohmte (Niedersachen), September 2019 | |
| [34][Unbekannte schmieren] auf eine Friedhofs-Informationstafel das Wort | |
| „Adolf“. Auf dem Friedhof sind NS-Opfer, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter | |
| bestattet. | |
| Berlin, Oktober 2019 | |
| Unbekannte beschmieren die Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer der | |
| nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde mit rosa Farbe. | |
| Einbeck (Niedersachsen), November 2019 | |
| Auf einer Facebook-Seite veröffentlicht die rechtsradikale Gruppe | |
| Nationaler Aufbruch Einbeck ein Foto, das [35][drei Rechtsradikale mit | |
| erhobenem Daumen] vor der Konzentrationslager-Gedenkstätte Moringen zeigt. | |
| Sie tragen T-Shirts mit einem durchgestrichenen Davidstern, dem Schriftzug | |
| „Fuck you Israel“ und einer Hakenkreuz-Anspielung. Ebenfalls im November | |
| stören Rechtsextreme eine Gedenkstättenführung. | |
| Lieberose (Brandenburg), Dezember 2019 | |
| Eine Gedenktafel für jüdische Holocaustopfer des KZ Lieberose, ein | |
| Nebenlager des KZ Sachsenhausen, wird [36][abgerissen]. | |
| Geilenkirchen (NRW), Dezember 2019 | |
| Auf dem jüdischen Friedhof werden über 40 [37][Grabsteine umgeworfen] und | |
| mit Farbe besprüht. Die Symbole gleichen Hakenkreuzen. | |
| Nordhausen (Thüringen), Januar 2020 | |
| Am Eingang der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora wird ein Päckchen mit laut | |
| Polizeibericht „z[38][ündfähigem Sprengkörper] mit ernstzunehmender | |
| Wirkung“ abgelegt. | |
| Gelsenkirchen, März 2020 | |
| Vor der Gedenkstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ äußern zwei | |
| Männer lautstark ihr Missfallen und beschimpfen eine Mitarbeiterin. | |
| Berlin, April 2020 | |
| Eine [39][Zoom-Videokonferenz der Israelischen Botschaft] mit dem | |
| Holocaust-Überlebenden Tswi Herschel zum Gedenken an die in den | |
| Vernichtungslagern Ermordeten wird von Antisemiten mit Hitlerbildern und | |
| Pornos gestört. | |
| Berlin, Mai 2020 | |
| Am Gebäude des früheren Berliner Zwangsarbeitsamts für Juden wird eine | |
| [40][Scheibe eingeworfen]. Vor dem Gebäude befindet sich eine Gedenkstele, | |
| die das Haus als ehemaliges Berliner Zwangsarbeitsamt für Juden ausweist. | |
| Berlin, Mai 2020 | |
| Ein Denkmal, das im Bayerischen Viertel an eine Synagoge erinnert, die dort | |
| bis zum Kriegsende stand, wird mit einem Hakenkreuz und mit NS-Symbolen | |
| beschmiert. | |
| Berlin, Mai 2020 | |
| Das Sowjetische Ehrenmal in Berlin-Buch wird mit rechtsradikalen Parolen | |
| und Symbolen [41][beschmiert]. | |
| Quellen: Presseberichte, Mails von und Interviews mit | |
| Gedenkstättenmitarbeitern, Protokolle von Stadtratssitzungen. Mitarbeit: | |
| Klaus Hillenbrand | |
| 26 May 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.welt.de/regionales/berlin/article155252696/Informationstafeln-i… | |
| [2] https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Internation… | |
| [3] https://www.mopo.de/hamburg/polizei/am-schwanenwik-rechtsextreme-beschmiere… | |
| [4] https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/blaulicht/synagogen-gedenkstaett… | |
| [5] https://regionalheute.de/braunschweig/erneut-gedenkstaette-schillstrasse-be… | |
| [6] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1052365.gestohlenes-gedenken.html | |
| [7] https://www.afd-kreis-wolfsburg.de/archiv/archiv-2017/diskussion-um-eine-ge… | |
| [8] https://afd-braunschweig.de/blog/roselies-gedenkstatte-burgerumfrage-durch-… | |
| [9] https://www.ksta.de/sport/fussball/deutsches-fussballmuseum-darstellungen-j… | |
| [10] /Gestohlene-Stolpersteine/!5461582/ | |
| [11] https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/blaulicht/polizisten-entdecken-… | |
| [12] https://www.merkur.de/bayern/fuerth-hakenkreuz-in-holocaust-gedenktafel-ge… | |
| [13] https://www.fr.de/rhein-main/kreis-gross-gerau/moerfelden-walldorf-ort7992… | |
| [14] https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/juedische-gedenktafel-mit-nazi-paro… | |
| [15] https://www.tag24.de/nachrichten/lehrer-nimmt-an-kz-fuehrung-teil-antisemi… | |
| [16] https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/staatsschutz-ermittelt-gedenktafe… | |
| [17] https://www.tagesspiegel.de/berlin/volksverhetzung-und-stoerung-der-totenr… | |
| [18] https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Vandalismus-Beleuchtung-des-Holo… | |
| [19] https://www.erinnerungskultur-ekbo.de/gedenken-an-pfarrer-werner-sylten.ht… | |
| [20] https://www.welt.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/article181514394/Jue… | |
| [21] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1100566.erinnerung-an-die-shoah-i… | |
| [22] https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/guetersloh/22299229_Kerzenmeer-am… | |
| [23] https://www.sueddeutsche.de/bayern/afd-bayern-knobloch-bedrohung-1.4301858 | |
| [24] https://www.sueddeutsche.de/kultur/interview-am-morgen-rechtsextremismus-k… | |
| [25] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-amtsgericht-volkslehrer… | |
| [26] https://allgaeu-rechtsaussen.de/2019/05/24/tuerkheim-scheibe-an-kz-gedenks… | |
| [27] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/wir-sind-zutiefst-erschuettert/ | |
| [28] https://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/weimar/gedenkbaeume-we… | |
| [29] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/09/denkmal-beschmutzt-homosexue… | |
| [30] https://www.kn-online.de/Lokales/Segeberg/Todesmarsch-Gedenktafel-beschmie… | |
| [31] https://www.nordbayern.de/region/fuerth/nach-neonazi-attacke-stadt-furth-f… | |
| [32] https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/stadtgarten-gelsenkirchen-mahnmal… | |
| [33] https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kz-gedenkstaette-buchenwald-… | |
| [34] /!5623614/ | |
| [35] https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2019/12/04/provokation-in-der-provinz… | |
| [36] https://www.niederlausitz-aktuell.de/dahme-spreewald/lieberose/80298/kz-ne… | |
| [37] https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/juedischer-friedhof-geschaendet-… | |
| [38] https://www.wz.de/panorama/zuendfaehiger-sprengstoff-in-kz-gedenkstaette-g… | |
| [39] /Online-Konferenzen-gestoert/!5678178/ | |
| [40] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/05/berlin-kreuzberg-fontaneprom… | |
| [41] https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article229177392/Hakenkreuze-auf-… | |
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| Peter Laudenbach | |
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| Umgang mit Rechten am historischen Ort: Ungebetene Besucher | |
| NS-Gedenkstätten sind einem Bildungsauftrag verpflichtet. Doch immer mehr | |
| Rechte besuchen sie – und deuten die Geschichte um. Was tun? |