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# taz.de -- Angriffe auf KZ-Gedenkstätten: Im Visier der Neonazis
> Orte der Erinnerung an die Naziverbrechen werden mehr und mehr zur
> Zielscheibe von Rechtsradikalen. Eine Chronologie der vergangenen vier
> Jahre.
Bild: Immer wieder Ziel von rechtsradikalen Übergriffen: KZ-Gedenkstätte Buch…
Für den AfD-Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland ist die Kapitulation der
Hitler-Regierung am 8. Mai 1945 „ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag
des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von
Gestaltungsmöglichkeit“, ließ er Anfang Mai wissen. Zum Beispiel der
Gestaltungsmöglichkeit, Juden, Kommunisten, Sozialdemokraten, Schwule,
Roma, „Behinderte“, Zwangsarbeiter zu ermorden. Schon 2017 hatte der
AfD-Poltiker Björn Höcke eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“
gefordert.
Mit Übergriffen auf NS-Gedenkstätten machen Rechtsradikale seit Jahren
deutlich, was sie darunter verstehen: die Verhöhnung der in den Lagern
Ermordeten. Nur in den seltensten Fällen werden diese Täter gefasst.
Diese Übergriffe haben nach Aussagen von Gedenkstätten-Leitern mit dem
Aufstieg der AfD deutlich zugenommen. Am Eingang einer KZ-Gedenkstätte wird
eine Bombe abgelegt, Gedenktafeln werden beschädigt oder mit Hakenkreuzen
beschmiert, ein Rechtsradikaler verhöhnt in der Gedenkstätte des KZs
Bergen-Belsen die dort ermordete Anne Frank als verwirrte Teenagerin.
Gedenkstätten-Führungen werden immer wieder gestört, einzelne Besucher
bezweifeln den Holocaust. AfD-Politiker beklagen in Parlamenten den
„Schuldkomplex“, stellen die Arbeit von NS-Gedenkstätten in Frage oder
überziehen zum Beispiel den Leiter der Gedenkstätte des KZs Bergen-Belsen
mit einer Klageandrohung und der Forderungen nach einer
Unterlassungserklärung.
1983, 50 Jahre nach der Wahl Adolf Hitlers zum deutschen Regierungschef,
hat George Tabori, der Sohn des in Auschwitz ermordeten Journalisten
Cornelius Tábori, ein Theaterstück über Jungnazis geschrieben, die
Hakenkreuze auf Grabsteine schmieren, um die Mörder zu ehren. Sein Stück
heißt „Jubiläum“. Wie es aussieht, wird dieses Jubiläum seit dem Aufstieg
der AfD flächendeckend und permanent begangen. Unsere vorläufige Chronik
rechter Übergriffe auf Gedenkstätten für die Ermordeten und
erinnerungspolitischer Äußerungen von AfD-Funktionären der vergangenen vier
Jahre ist garantiert unvollständig.
## Die Liste der Angriffe, Zerstörungen und Verleumdungen
Braunschweig, Mai 2016
Wände und Infotafeln der KZ-Gedenkstätte Schillstraße werden beschmiert.
Wenige Tage zuvor hatten Rechtsradikale eine Gedenkveranstaltung gestört.
Nach der Veranstaltung abgelegte Kränze wurden zertrampelt.
Weimar, Mai 2016
Die britische National Action veröffentlicht ein Foto, das zeigt, wie zwei
Rechtsradikale im Keller des Krematoriums der KZ-Gedenkstätte Buchenwald
den Hitlergruß zeigen.
Lieberose (Brandenburg), Mai 2016
An der Dokumentationsstätte des KZ-Außenlagers Lieberose werden zwei
[1][Informationstafeln zerstört]. Es ist die dritte Beschädigung innerhalb
von zwei Jahren.
Nordhausen, August 2016
Teilnehmer des Sommercamps der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora werden auf
dem Altstadtfest in Nordhausen mit [2][rassistischen Sprüchen beschimpft].
Hamburg, November 2016
Das Denkmal für den antifaschistischen Schriftsteller Wolfgang Borchert
wird mit dem roten Schriftzug „Identität“ [3][beschmiert].
Eisenach, Januar 2017
Unbekannte schmieren in einer Nacht ein blaues [4][Hakenkreuz] an die Tafel
der Synagogen-Gedenkstätte.
Gelsenkirchen, April 2017
Unbekannte beschädigen eine Tafel, die an den katholischen Priester und
NS-Gegner Heinrich König erinnert. Heinrich König wurde 1942 im KZ Dachau
bei medizinischen Experimenten ermordet. Die Tafel wird im Mai 2018 und im
April 2019 erneut beschädigt.
Braunschweig, Mai 2017
Unbekannte [5][besprühen dutzende Gedenktafeln] der KZ-Gedenkstätte
Schillstraße mit silbernem Lack und schreiben mit einer Schablone das Wort
„Lüge“ darüber.
Boppard (Rheinland-Pfalz), Mai 2017
Zwei Stolpersteine werden gewaltsam [6][aus dem Gehweg gerissen] und
entwendet. Sie sind der 1941 in die USA emigrierten Sally Siegler und der
1942 nach ihrer Deportation ermordeten Lina Mayer gewidmet.
Wolfsburg, Juni 2017
Anlässlich der Debatte über eine geplante Zwangsarbeiterlager-Gedenkstätte
[7][erklärt Thomas Schlick], Vorsitzender der AfD-Fraktion im Rat der Stadt
Wolfsburg: „Wir haben in der letzten Zeit ziemlich oft zu hören bekommen,
dass die Vergangenheit und die Lehren daraus wichtig sind und dass dies
nicht vergessen werden darf. […] Als quasi Wiedergutmachung […] wird es
jetzt also richtig teuer und wir bekommen wohl ein eigenes kleines Museum,
welches für viele Jahre hohe Folgekosten nach sich ziehen wird. Und das ist
der Punkt, den die AfD nicht mitgehen wird! […] Wir möchten es eher
schlichter, kostengünstiger […] Die Einbindung weiterer Opferverbände,
Experten und Gremien […] könnte dazu führen, dass jetzt immer weitere
Wünsche obendrauf kommen. Die Angst davor, einem Verband auch mal ein,Nein'
zu sagen […], darf nicht dazu führen, dass aus reinem Schuldkomplex
wirtschaftliche Erwägungen keine Rolle mehr spielen!“
Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg (NRW), seit 2017
Die Hausordnung der Gedenkstätte verbietet das Tragen rechter Symbole. Die
Folge: Besucher diskutieren diese Regelung mit dem Personal der
Gedenkstätte. Besucher hinterlassen negative Äußerungen und Schmierereien
wie Hakenkreuze oder SS-Runen im Besucherbuch. Die Museumsleitung erhält
ärgerliche Mails. In Führungen werden vermehrt Äußerungen laut, die die
Verbrechen im Konzentrationslager verharmlosen.
Braunschweig, Juli 2017
Die AfD-Fraktion der Stadt Braunschweig sammelt Unterschriften gegen die
geplante Errichtung eines „Gartens der Erinnerung“, der an Kriegsverbrechen
von Soldaten des 92. Infanterieregiments aus Braunschweig im belgischen
Roselies während des Ersten Weltkriegs erinnern soll. [8][Die AfD-Fraktion
beklagt] den „unsinnigen Denkmalskult“ und lehnt den Gedenkort ab: „Bis
heute gibt es keinen eindeutig bewiesenen Zusammenhang zwischen den
Ereignissen in Roselies und damaligen Braunschweigern oder unserer Stadt.
Ein Denkmal ist damit fehl am Platz.“
Dortmund, Oktober 2017
Vor dem Deutschen Fußballmuseum werden die Darstellungen [9][jüdischer
Sportler beschädigt].
Berlin, November 2017
In Berlin-Neukölln werden 16 Stolpersteine, die an NS-Opfer erinnern, aus
den Gehwegen [10][gebrochen und entwendet]. Gunter Demning, der Künstler,
der die Stolpersteine verlegt, erklärt, bisher seien bundesweit 630 Steine
aus dem Boden gerissen und geklaut worden.
Nordhausen (Thüringen), Dezember 2017
Unbekannte schmieren an ein Hinweisschild zur KZ-Gedenkstätte
Mittelbau-Dora das Wort „[11][Neueröffnung]“.
Fürth, Dezember 2017
In eine Gedenktafel für zwei im Holocaust ermordete Fürther Bürger
jüdischen Glaubens wird ein [12][Hakenkreuz gekratzt]. Die Inschrift war
erst kurz zuvor wieder angebracht worden, nachdem im Sommer eine erste
Gedenktafel gestohlen worden war.
Bremen, Dezember 2017
Unbekannte schmieren die Parole „Stoppt den Schuldkult“ auf eine Betonwand
in der Nähe des Gedenkorts Bunker Valentin. In der Vergangenheit waren auf
Bänke am Gedenkort Hakenkreuze geritzt worden. Die Bremer Junge
Alternative, die Jugendorganisation der AfD, polemisiert auf Facebook gegen
„Schuldkult“. Während der Bauarbeiten der U-Boot-Werft und des Bunkers
Valentin starben über 1.600 Zwangsarbeiter an Unterernährung, Krankheiten
und willkürlichen Tötungen.
Walldorf (Hessen), Februar 2018
Unbekannte zerstören Glasscheiben der [13][Gedenkstätte
Margit-Horváth-Zentrum] über den freigelegten Mauerresten der
KZ-Außenstelle Walldorf.
Kleve, April 2018
Die jüdische Gedenkstätte wird mit antisemitischen [14][Parolen
beschmiert].
Weimar, Mai 2018
In der Gedenkstätte Buchenwald mischt sich der als „Volkslehrer“ bekannt
gewordene Rechtsradikale Nikolai Nerling unter eine Besuchergruppe.
[15][Laut Presseberichten] habe er „während einer Führung immer wieder
antisemitische Parolen geäußert. Unter anderem habe der Mann den Holocaust
geleugnet, so Rikola-Gunnar Lüttgenau, Sprecher der Stiftung Gedenkstätten
Buchenwald und Mittelbau-Dora“.
Gelsenkirchen, Mai 2018
Diebstahl der Gedenktafel im Stadtgarten, die an ermordete Zwangsarbeiter
erinnert. Die daraufhin neu angebrachte Tafel wird im Juni 2019 [16][erneut
zerstört]. Zerstörung eines Gedenkschildes an einem Wohnhaus, das an den
jüdischen Rechtsanwalt Emil Kochmann erinnert, der in Auschwitz-Birkenau
ermordet wurde.
Oranienburg (Brandenburg), Juli 2018
Ein Teilnehmer einer von der AfD-Bundestagsabgeordneten Alice Weidel nach
Berlin eingeladenen Besuchergruppe aus ihrem Wahlkreis stellt in der
KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen die Massenmorde in Sachsenhausen und die
Gaskammern infrage. Er wird 2019 vor Gericht in erster Instanz wegen
Störung der Totenruhe und [17][Volksverhetzung verurteilt]. Er legt
Berufung gegen das Urteil ein.
Hannover, September 2018
Die Beleuchtung des Holocaust-Denkmals auf dem Opernplatz wird von
Unbekannten [18][gewaltsam zerstört]. Im November wird die Tat wiederholt.
Dachau, September 2018
Ein Bundeswehrsoldat verbreitet Handyfotos von sich, auf denen er zu sehen
ist, wie er vor Brennöfen in der KZ-Gedenkstätte den Hitlergruß zeigt.
Berlin, September 2018
Der Gedenkstein für den von den Nazis ermordeten Theologen [19][Werner
Sylten] wird mit einer zähflüssigen blauen Flüssigkeit beschmiert.
Boizenburg (Mecklenburg), September 2018
Unbekannte [20][sprühen ein Hakenkreuz] auf die Haupttreppe der
Gedenkstätte auf dem jüdischen Friedhof.
Oranienburg, September 2018
Die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen meldet, dass es in den letzten Monaten
[21][15 Vorfälle mit rechtsradikalem Hintergrund] gegeben habe, darunter
vier Zwischenfälle mit Besuchergruppen.
Gütersloh, November 2018
Zahlreiche [22][Kerzen], die von Bürgern bei einem Festakt vor einem
Gedenkstein für die Opfer der Reichspogromnacht aufgestellt worden waren,
werden von Unbekannten zertrampelt.
Boldshof (Mecklenburg-Vorpommern), November 2018
Ein Denkmal für 22 desertierte und im Frühjahr 1945 in Boldshof erschossene
Wehrmachtssoldaten wird mit roter Farbe übergossen.
München, Januar 2019
Bei einem Gedenkakt für die Opfer des Nationalsozialismus im Bayerischen
Landtag [23][verlässt ein Großteil der AfD-Fraktion] den Saal, als
Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in
München und Oberbayern, der Partei in ihrer Rede vorwirft, die
NS-Verbrechen zu verharmlosen. In den folgenden Tagen wird Knobloch in
anonymen E-Mails und Telefonanrufen massiv beleidigt und bedroht.
Landkreis Celle (Niedersachsen), Gedenkstätte Bergen-Belsen, Januar 2019
Der Leiter der Gedenkstätte des KZ Bergen-Belsen berichtet, dass der
Rechtsradikale Nikolai Nerling bei einem Besuch in der Gedenkstätte die
Opferzahlen im KZ Bergen-Belsen angezweifelt, eine Schülergruppe beschimpft
habe, sie würden sich „Schuldkult“ einimpfen lassen, und sich über das
Tagebuch der Anne Frank als kindliches Fantasieprodukt lustig gemacht habe.
Anne Frank ist in Bergen-Belsen umgekommen. Nerling filmt seinen Auftritt
und veröffentlicht ihn auf Youtube. [24][Die Gedenkstätte zwingt] ihn unter
Androhung einer einstweiligen Verfügung, das Video vom Netz zu nehmen.
Gelsenkirchen, Januar und April 2019
Vertreter der Partei „Die Rechte“ nutzen den Platz vor der
Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ für
Wahlkampfauftritte zu den Europawahlen. Wahlplakate zeigen die Aufschrift
„Israel ist unser Unglück“. Die Plakate werden auch vor der Neuen Synagoge
in Gelsenkirchen angebracht.
Dachau, Februar 2019
Der Rechtsradikale Nikolai Nerling dreht vor der KZ-Gedenkstätte Dachau ein
Video, in dem er sagt: „Ich fühle mich nicht schuldig. Geht zu
Gedenksteinen, geht zu Lagern und sagt, dass ihr euch nicht schuldig fühlt.
Für ein freies Deutschland und gegen den Schuldkult.“ Laut Presseberichten
fordert er vor der Gedenkstätte eine Schülerbesuchergruppe auf, sie sollten
nicht glauben, was ihnen in der Gedenkstätte erzählt werde. Als eine
Mitarbeiterin der Gedenkstätte ihn auffordert, den Ort zu verlassen, filmt
er ihr Namensschild und beleidigt sie. Sie sagt, ihr eigener Großvater sei
in Dachau inhaftiert gewesen und habe nur mit knapper Not überlebt. Antwort
Nerlings laut Presseberichten: „Da habe es der Opa ja nicht so schlecht
gehabt, wenn er überlebt habe.“ Im Dezember wird Nerling wegen dieses
Auftritts in erster Instanz [25][wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe
verurteilt]. Die Urteilsbegründung konstatiert, Nerlings Äußerungen würden
„in der Gesamtschau darauf abzielen, den Völkermord nicht nur zu
verharmlosen, sondern auch zu leugnen“. Nerling legt Rechtsmittel gegen das
Urteil ein, die Staatsanwaltschaft geht in Berufung.
Türkheim (Bayern), April 2019
Unbekannte werfen eine [26][Scheibe in der KZ-Gedenkstätte Kaufering VI
ein]. Die Polizei geht von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.
Bereits 2014 und 2017 hatten Unbekannte ein Kreuz und einen Davidstern aus
der Gedenkstätte entwendet.
Augsburg, Mai 2019
Im Jüdischen Museum bringen Unbekannte auf einer Installation die Parole
„[27][Arbeit macht frei]“ und ein Hakenkreuz an.
Weimar, Juni 2019
Unbekannte zerstören fünf [28][Gedenkbäume] eines Projekts zur Erinnerung
an die Todesmärsche.
Heide (Schleswig-Holstein), Juli 2019
Unbekannte zerstören eine Gedenktafel auf der Kriegsgräberstätte
Westermoorweg, die an umgekommene russische Zwangsarbeiter erinnert.
Berlin, Juni–September 2019
Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in
Tiergarten wird wiederholt mit [29][schwarzer Farbe besprüht].
Bad Segeberg, Juli 2019
[30][Unbekannte beschädigen] die erst wenige Tage zuvor installierte
Gedenktafel für Josef Tichy, der während eines Todesmarschs von einem
SS-Mann erschossen wurde.
Fürth, August 2019
Drei Birken, die an die im KZ Dachau ermordeten Kommunisten Rudolf Benario
und Ernst Goldmann erinnern, werden [31][gewaltsam beschädigt und müssen
gefällt] werden. In den Vorjahren wurde der Erinnerungsort wiederholt
geschändet. 2013 stahlen Rechtsradikale eine Gedenktafel und hinterließen
eine Schmiererei: „Hans Steinbrenner hier.“ Der KZ-Aufseher Steinbrenner
folterte in Dachau Häftlinge wie Benario und Goldmann.
Gelsenkirchen, August 2019
Unbekannte Täter besprühen das Mahnmal für die Opfer des
Nationalsozialismus im Stadtgarten auf der gesamten Fläche mit
[32][nationalsozialistischen Symbolen].
Weimar, September 2019
In der Gedenkstätte Buchenwald werden drei Gedenksteine mit
[33][Hakenkreuzen beschmiert].
Bohmte (Niedersachen), September 2019
[34][Unbekannte schmieren] auf eine Friedhofs-Informationstafel das Wort
„Adolf“. Auf dem Friedhof sind NS-Opfer, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter
bestattet.
Berlin, Oktober 2019
Unbekannte beschmieren die Gedenk- und Informationsstätte für die Opfer der
nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde mit rosa Farbe.
Einbeck (Niedersachsen), November 2019
Auf einer Facebook-Seite veröffentlicht die rechtsradikale Gruppe
Nationaler Aufbruch Einbeck ein Foto, das [35][drei Rechtsradikale mit
erhobenem Daumen] vor der Konzentrationslager-Gedenkstätte Moringen zeigt.
Sie tragen T-Shirts mit einem durchgestrichenen Davidstern, dem Schriftzug
„Fuck you Israel“ und einer Hakenkreuz-Anspielung. Ebenfalls im November
stören Rechtsextreme eine Gedenkstättenführung.
Lieberose (Brandenburg), Dezember 2019
Eine Gedenktafel für jüdische Holocaustopfer des KZ Lieberose, ein
Nebenlager des KZ Sachsenhausen, wird [36][abgerissen].
Geilenkirchen (NRW), Dezember 2019
Auf dem jüdischen Friedhof werden über 40 [37][Grabsteine umgeworfen] und
mit Farbe besprüht. Die Symbole gleichen Hakenkreuzen.
Nordhausen (Thüringen), Januar 2020
Am Eingang der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora wird ein Päckchen mit laut
Polizeibericht „z[38][ündfähigem Sprengkörper] mit ernstzunehmender
Wirkung“ abgelegt.
Gelsenkirchen, März 2020
Vor der Gedenkstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ äußern zwei
Männer lautstark ihr Missfallen und beschimpfen eine Mitarbeiterin.
Berlin, April 2020
Eine [39][Zoom-Videokonferenz der Israelischen Botschaft] mit dem
Holocaust-Überlebenden Tswi Herschel zum Gedenken an die in den
Vernichtungslagern Ermordeten wird von Antisemiten mit Hitlerbildern und
Pornos gestört.
Berlin, Mai 2020
Am Gebäude des früheren Berliner Zwangsarbeitsamts für Juden wird eine
[40][Scheibe eingeworfen]. Vor dem Gebäude befindet sich eine Gedenkstele,
die das Haus als ehemaliges Berliner Zwangsarbeitsamt für Juden ausweist.
Berlin, Mai 2020
Ein Denkmal, das im Bayerischen Viertel an eine Synagoge erinnert, die dort
bis zum Kriegsende stand, wird mit einem Hakenkreuz und mit NS-Symbolen
beschmiert.
Berlin, Mai 2020
Das Sowjetische Ehrenmal in Berlin-Buch wird mit rechtsradikalen Parolen
und Symbolen [41][beschmiert].
Quellen: Presseberichte, Mails von und Interviews mit
Gedenkstättenmitarbeitern, Protokolle von Stadtratssitzungen. Mitarbeit:
Klaus Hillenbrand
26 May 2020
## LINKS
[1] https://www.welt.de/regionales/berlin/article155252696/Informationstafeln-i…
[2] https://www.insuedthueringen.de/region/thueringen/thuefwthuedeu/Internation…
[3] https://www.mopo.de/hamburg/polizei/am-schwanenwik-rechtsextreme-beschmiere…
[4] https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/blaulicht/synagogen-gedenkstaett…
[5] https://regionalheute.de/braunschweig/erneut-gedenkstaette-schillstrasse-be…
[6] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1052365.gestohlenes-gedenken.html
[7] https://www.afd-kreis-wolfsburg.de/archiv/archiv-2017/diskussion-um-eine-ge…
[8] https://afd-braunschweig.de/blog/roselies-gedenkstatte-burgerumfrage-durch-…
[9] https://www.ksta.de/sport/fussball/deutsches-fussballmuseum-darstellungen-j…
[10] /Gestohlene-Stolpersteine/!5461582/
[11] https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/blaulicht/polizisten-entdecken-…
[12] https://www.merkur.de/bayern/fuerth-hakenkreuz-in-holocaust-gedenktafel-ge…
[13] https://www.fr.de/rhein-main/kreis-gross-gerau/moerfelden-walldorf-ort7992…
[14] https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/juedische-gedenktafel-mit-nazi-paro…
[15] https://www.tag24.de/nachrichten/lehrer-nimmt-an-kz-fuehrung-teil-antisemi…
[16] https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/staatsschutz-ermittelt-gedenktafe…
[17] https://www.tagesspiegel.de/berlin/volksverhetzung-und-stoerung-der-totenr…
[18] https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Vandalismus-Beleuchtung-des-Holo…
[19] https://www.erinnerungskultur-ekbo.de/gedenken-an-pfarrer-werner-sylten.ht…
[20] https://www.welt.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/article181514394/Jue…
[21] https://www.neues-deutschland.de/artikel/1100566.erinnerung-an-die-shoah-i…
[22] https://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh/guetersloh/22299229_Kerzenmeer-am…
[23] https://www.sueddeutsche.de/bayern/afd-bayern-knobloch-bedrohung-1.4301858
[24] https://www.sueddeutsche.de/kultur/interview-am-morgen-rechtsextremismus-k…
[25] https://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-amtsgericht-volkslehrer…
[26] https://allgaeu-rechtsaussen.de/2019/05/24/tuerkheim-scheibe-an-kz-gedenks…
[27] https://www.juedische-allgemeine.de/politik/wir-sind-zutiefst-erschuettert/
[28] https://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/weimar/gedenkbaeume-we…
[29] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2019/09/denkmal-beschmutzt-homosexue…
[30] https://www.kn-online.de/Lokales/Segeberg/Todesmarsch-Gedenktafel-beschmie…
[31] https://www.nordbayern.de/region/fuerth/nach-neonazi-attacke-stadt-furth-f…
[32] https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/stadtgarten-gelsenkirchen-mahnmal…
[33] https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kz-gedenkstaette-buchenwald-…
[34] /!5623614/
[35] https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2019/12/04/provokation-in-der-provinz…
[36] https://www.niederlausitz-aktuell.de/dahme-spreewald/lieberose/80298/kz-ne…
[37] https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/juedischer-friedhof-geschaendet-…
[38] https://www.wz.de/panorama/zuendfaehiger-sprengstoff-in-kz-gedenkstaette-g…
[39] /Online-Konferenzen-gestoert/!5678178/
[40] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2020/05/berlin-kreuzberg-fontaneprom…
[41] https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article229177392/Hakenkreuze-auf-…
## AUTOREN
Peter Laudenbach
## TAGS
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt Nationalsozialismus
Rechtsextremismus
Rechte Gewalt
Rechtsextremismus
Konzentrationslager
Kolumne Die Mendel'schen Regeln
Holocaust
Antisemitismus
Brandanschlag
Gedenkstätte
Nazis
Schwerpunkt Tag der Befreiung
Schwerpunkt Tag der Befreiung
Gedenkstätte
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