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# taz.de -- Erneuter Brandanschlag im Bremer Umland: Jedes Mal Hakenkreuz-Schmi…
> Schon wieder brennt ein syrisches Restaurant in der Nähe von Bremen. Und
> wieder schmieren die Brandstifter*innen ein Hakenkreuz an die Wand.
Bild: Feuerwehreinsatz nach dem Anschlag im Februar in Syke – gibt es eine Ve…
Bremen taz | Das syrische Restaurant „Hexenkessel“ in der niedersächsischen
Gemeinde Gnarrenburg, die zum Landkreis Rotenburg gehört, hat auf
unbestimmte Zeit geschlossen. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli fiel es
einem Brandanschlag zum Opfer. Unbekannte waren gewaltsam in das Restaurant
eingedrungen und hatten einen Brand gelegt. Im Eingangsbereich schmierten
die Brandstifter*innen ein großes Hakenkreuz an die Wand. Das Inventar
verbrannte. Wer diesen Brand gelegt hat, hat auch die Bewohner*innen des
Hauses gefährdet, die über den Räumlichkeiten wohnen.
Diese bemerkten das Feuer gegen 2.30 Uhr am Donnerstag und alarmierten
Feuerwehr und Polizei. Niemand wurde verletzt. Aber das Restaurant ist
vorerst nicht zu gebrauchen.
Die Betreiber*innen hatten den Laden erst im Januar eröffnet. Zunächst mit
deutscher und italienischer Küche, syrische Gerichte stehen erst seit
kurzem auf der Speisekarte. Die Betreiber*innen sind erschüttert darüber,
dass man ihnen so etwas antut. Weiter wollen sie sich nicht zu dem Vorfall
äußern.
Es ist nicht der erste Anschlag in der Nähe von Bremen, bei dem in diesem
Jahr ein rechtsextremer Hintergrund zu vermuten ist. Im Februar wurde ein
Restaurant in Syke, Landkreis Diepholz, Ziel eines ähnlichen
Brandanschlages. Ebenfalls im Februar wurde ein Brandanschlag auf das linke
Jugendzentrum „Friese“ in Bremen verübt. Außerdem kam es zu mehreren
Vorfällen im Büro der Bremer Linkspartei, bei denen eindeutig rechtsextreme
Aufkleber gefunden wurden.
Laut Rolf Meyer, dem Sprecher der Polizei im Landkreis Rotenburg, hat die
Polizei ein „Symbol“ aufgefunden. Auf Nachfrage bestätigt er, dass es sich
dabei um ein seitenverkehrtes Hakenkreuz handelt, weshalb die Polizei eine
politische, „rechtsmotivierte Tat“ nicht ausschließt. Der Staatsschutz
wurde eingeschaltet, die Polizei ermittelt wegen versuchter schwerer
Brandstiftung. Drohungen gegenüber den Restaurantbetreiber*innen habe es
seines Wissens nicht gegeben, sagt Meyer.
Stefan Klingbeil, der Vorsitzende des Rotenburger Kreisverbandes von „Die
Linke“, fordert ein härteres Durchgreifen gegen rechte Strukturen in der
Umgebung. Den Brandanschlag in Gnarrenburg sieht er in einer Reihe mit dem
in Syke im Februar dieses Jahres. In der Tat gibt es auffällige Parallelen:
Auch in Syke wurden Hakenkreuzschmierereien gefunden, auch hier waren die
Restaurantbetreiber*innen syrisch. Die beiden Tatorte liegen über 50
Kilometer voneinander entfernt.
Ruben Obenhaus arbeitet beim Regionalbüro Nordost der „Mobilen Beratung
gegen Rechtsextremisus und für Demokratie in Niedersachsen“. Er erklärt,
dass die Naziszene in Bremen und im Bremer Umland eng verzahnt sei.
Besonders die Landkreise Osterholz-Scharmbeck und Diepholz, aber auch
Delmenhorst und Rotenburg seien dabei hervorzuheben. Letzterer zeichne sich
derzeit durch ein „sich zuspitzendes diffuses Naziproblem“ aus.
Anders als in anderen Landkreisen könne man das Problem in Rotenburg nicht
an einzelnen Gruppierungen oder Personen festmachen, sagt Obenhaus. „Aber
wir nehmen dort in den letzten Monaten vermehrt rechtsextreme Aktivitäten
wahr.“ Besonders szenetypische Aufkleber, vereinzelt aber auch rassistische
Schmierereien und Hakenkreuze hätten sich in letzter Zeit gehäuft. Vor
diesem Hintergrund sei ein Zusammenhang zwischen Gnarrenburg und Syke
grundsätzlich nicht auszuschließen. „Aber wir haben zu diesem konkreten
Fall keine genaueren Informationen“, sagt Obenhaus.
Der Polizei Rotenburg liegen derzeit ebenfalls keine Hinweise auf einen
Zusammenhang zwischen den Anschlägen in Gnarrenburg und Syke vor, so ihr
Sprecher Rolf Meyer. Ähnliche Fälle in der näheren Umgebung seien bei der
Polizei nicht bekannt. Auch Thomas Gissing, dem Polizeisprecher im
Landkreis Diepholz, ist nach eigener Auskunft nicht bekannt, dass beide
Fälle etwas miteinander zu tun hätten.
29 Jul 2020
## AUTOREN
Selma Hornbacher-Schönleber
## TAGS
Brandanschlag
Hakenkreuz
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Neonazis
Niedersachsen
Rechte Gewalt
Jugendzentrum
Kolumne Der rechte Rand
Rechte Szene
Lesestück Recherche und Reportage
Jugendzentrum
Rechtsextremismus
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