| # taz.de -- taz-Podcast „Nur Mut“: Resilienz und Corona | |
| > Im taz-Podcast geht es dieses Mal um Fähigkeiten, die helfen, besser | |
| > durch Krisenzeiten zu kommen – Resilienz nennt sich das. | |
| Bild: Therapeutin Petra Muth gibt Tipps für die Seele: Resilienz aufzubauen so… | |
| Wenn zwei Personen dieselbe stressige Krise durchleben, unter denselben | |
| äußeren Bedingungen: Warum wird die eine davon krank, die andere nicht? | |
| Darum geht es in der Forschung um sogenannte Resilienz: Ein Bündel aus | |
| Fähigkeiten, die Menschen widerstandsfähiger machen in widrigen Situationen | |
| – die ihnen helfen, widrige Umstände auszuhalten, die sich nicht ändern | |
| lassen. | |
| In der neuen Folge vom [1][taz-Podcast] „Nur Mut – Anleitung für den | |
| Krisenkopf“ sprechen die Therapeutin Muth und die Journalistin [2][Anett | |
| Selle] dieses Mal über eben diese Fähigkeiten – und wie wir sie lernen | |
| können. Doch vorweg: „Die Idee soll nicht so verstanden werden, dass das | |
| jetzt das Allheilmittel für alles ist“, sagt Muth. | |
| Oft werde Resilienz so missverstanden, dass das Individuum allein dafür | |
| verantwortlich sei, mit jeder noch so schwierigen Situation klarzukommen. | |
| „Es gibt äußere Umstände, die extrem schwierig sind.“ Manche Situationen | |
| sind für Menschen so belastend, dass nur hilft, sie zu verändern oder zu | |
| verlassen. Resilienz hat Grenzen. „Aber sie hilft uns generell, | |
| belastungsfähiger zu sein, also mehr erleben zu können, und unser Leben | |
| auch positiver wahrzunehmen.“ | |
| Eine der Fähigkeiten, die zu Resilienz gehören, ist beispielsweise, eine | |
| neue Situation akzeptieren zu können, wie sie ist – um dann in der Lage zu | |
| sein, uns auf sie einzulassen und sie positiv zu verändern. Diese Akzeptanz | |
| bekommen wir, indem wir die fünf Stadien der Trauer durchlaufen: Leugnung, | |
| Verhandeln, Wut, Traurigkeit, Akzeptanz. Viele Menschen seien gerade dabei | |
| zu trauern, also diese Schritte zu gehen – auch ohne das bewusst zu | |
| bemerken, sagt Muth. | |
| ## In eine knallgelbe, saftige Zitrone beißen | |
| „Trauer heißt ja immer, uns geht etwas verloren.“ So könne es sein, dass | |
| wir um liebgewonnenen Alltag trauern, der durch die Krise vorerst verloren | |
| gegangen ist. Um Gewohnheiten, von denen nicht klar ist, wann oder wie wir | |
| sie wiederbekommen. Um die Sicherheit, die die sie uns gegeben haben. | |
| Trauer zu verarbeiten, das brauche Zeit, sagt Muth. „Menschen springen auch | |
| zwischen den fünf Stufen hin und her. Es ist nicht ein Prozess, der glatt | |
| oder in einer bestimmten Reihenfolge durchläuft.“ | |
| Damit verbunden sei auch eine weitere Fähigkeit, die uns resilienter macht: | |
| Unsicherheit aushalten zu können. Für Menschen, die ein hohes | |
| Sicherheitsbedürfnis haben, sei die aktuelle Situation viel schwieriger | |
| auszuhalten, sagt Muth. „Aber wenn unsere fernere Zukunft unsicher ist, | |
| können wir uns Sicherheit schaffen: Indem wir uns Näherliegendes | |
| vornehmen.“ Es helfe, den nächsten Tag zu planen oder die nächste Woche, | |
| sich Ziele zu setzen für einen begrenzten Zeitraum. „Damit es konkreter | |
| wird. Weil je konkreter es ist, desto mehr vermittelt es das Gefühl von | |
| Kontrolle über unser Leben.“ | |
| Auch Selbstdisziplin, also die Fähigkeit, langfristig am Ball zu bleiben, | |
| sei ein großer Faktor in der Resilienz. Dazu gehört auch, auf Erfolg warten | |
| zu können. „Dabei hilft uns zum Beispiel unsere Vorstellungskraft“, sagt | |
| Muth. Das sei wie, wenn wir uns vorstellen, in eine knallgelbe, saftige | |
| Zitrone zu beißen: Der Körper reagiert, als ob die Zitrone wirklich im Mund | |
| ist. Er produziert mehr Spucke. | |
| „Und wenn ich mir jetzt vorstelle, wie schön das wird, wenn ich mein Ziel | |
| erreiche, löst auch das etwas in meinem Körper aus.“ Der Körper reagiere, | |
| als sei das Ziel tatsächlich bereits erreicht, und schütte Glückshormone | |
| aus. „Damit hol ich mir schon ein bisschen von der Belohnung vorweg.“ Muth | |
| sagt, sie selbst stelle sich zum Beispiel gern vor, wie schön die | |
| Umarmungen und die Partys werden, wenn das Kontaktverbot nicht mehr | |
| notwendig ist. „Mit allem, was dazugehört: Wen man dann treffen kann und | |
| wie nett die Gespräche werden. Und wie schön das ist auf der Tanzfläche.“ | |
| 24 Apr 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anett Selle | |
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