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# taz.de -- Debatte um Flughafen-Schließung: Der Bund fliegt (noch) auf Tegel
> Den Berliner Flughafen Tegel wegen zu geringer Auslastung zu schließen,
> scheitert am Bund. Mitte April könnte sich das aber ändern.
Bild: Die Lichter bleiben an auf dem Flughafen Tegel – auch wenn kaum mehr je…
Berlin taz | Der Berliner Flughafen Tegel bleibt vorerst offen. Darauf
haben sich die drei Gesellschafter der Flughafengesellschaft Berlin
Brandenburg (FBB) am Montag in einer Telefonkonferenz geeinigt. Das Thema
ist aber noch nicht vom Tisch: Eine vorübergehende Schließung dürfte ab
Mitte April erneut diskutierte werden, wie die taz aus Senatskreisen
erfuhr. Die Geschäftsführung will den entsprechenden Antrag „weiter
vorbereiten“ und nach Ostern den Gesellschaftern zur Befassung vorlegen,
heißt es in einer Pressemitteilung der FBB vom Montagnachmittag.
Der rot-rot-grüne Berliner Senat hatte darauf gedrängt, die Betriebspflicht
des Flughafens [1][vorübergehend aufzuheben]. Als Begründung hatte der
zuständige Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) die durch die Coronakrise
massiv gesunkene Auslastung und entsprechend hohe finanzielle Verluste
genannt. Der Flugbetrieb sollte in Alt-Schönefeld konzentriert werden;
Maschinen der Flugbereitschaft könnten vom bereits fertig gestellten neuen
Regierungsterminal auf dem BER-Gelände starten.
Durch die Coronakrise ist der Flugbetrieb in Tegel und Schönefeld
„innerhalb weniger Wochen auf ein Niveau von 5 bis 10 Prozent
zurückgegangen“, heißt es in einem [2][internen Papier der FBB vom
Freitag], das der taz vorliegt. Eine Einstellung des Flugbetriebs in TXL
hätte die Flughafengesellschaft um monatlich rund 6 Millionen Euro
entlastet. Am Montag war die Auslastung beider Airports sogar auf je 2,5
Prozent des zu diesem Zeitpunkt normalen Betriebs zurückgegangen. „Das kann
man nicht mehr rechtfertigen“, hieß es dazu aus Senatskreisen.
Doch der Bund wollte auf den als kritische Infrastruktur geltenden
Flughafen in der aktuellen Situation offenbar nicht verzichten.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte schon vergangene Woche
erklärt: „Wir müssen beide Hauptstadt-Flughäfen offen halten. Es wäre ein
fataler Fehler, einen Airport zu schließen. Die stabile Grundversorgung
muss erhalten bleiben.“ Die FBB gehört den Ländern Berlin und Brandenburg
sowie dem Bund.
Dahinter könnte auch die Sorge stecken, mit einer Entscheidung für eine
Schließung von Tegel ein Signal für einen längeren Shutdown des gesamten
öffentlichen Lebens in Deutschland zu geben. Derzeit gilt der 19. April
noch als wichtiger Stichtag: Bis zu diesem Tag sind bisher viele
Einschränkungen wie zum Beispiel die Schließung der Kitas und Schulen
befristet. Würde Tegel jetzt temporär geschlossen, dann für länger als zwei
Wochen – sprich deutlich über den 19. April hinaus.
Bedenken, dass möglicherweise dringend benötigte Frachtgüter nicht
ausreichend in Berlin landen könnten, wenn nur noch Alt-Schönefeld zur
Verfügung stünde, dementierte die Senatsverwaltung für Finanzen energisch:
„Es gibt kein Problem bei der Frachtkapazität“, betonte Kollatz Sprecherin
Eva Henkel.
Der innerstädtische Flughafen Tegel hat viele Fans: Ein nicht bindender
Volksentscheid in Berlin endete 2017 mit einer Mehrheit jener, die den
Flughafen dauerhaft offen halten wollen. Zugleich gibt es viele Gegner, vor
allem im Norden Berlins, der als Einflugschneise genutzt wird und – in
normalen Zeiten – oft im Minutentakt dicht überflogen wird. Für zahlreiche
Kritiker wäre eine temporäre Schließung einer endgültigen gleichgekommen.
## BER soll Ende Oktober 2020 wirklich öffnen
Denn Ende Oktober – dieses Jahres! – soll der neue Hauptstadtflughafen BER
tatsächlich eröffnet werden. Und sowohl Luftfahrtexperten wie die FBB gehen
nicht davon aus, dass sich bis dahin die Lage verbessert habe. Der
internationale Branchenverband IATA rechne erst ab 2021 mit einer Erholung,
die aufgrund der zu erwartenden weltweiten Rezession auch noch sehr langsam
erfolgen werde. Die Kapazitäten von Tegel würden dann nicht mal mehr
vorübergehend benötigt werden.
30 Mar 2020
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## AUTOREN
Bert Schulz
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Sebastian Czaja
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