| # taz.de -- Impeachment-Verfahren gegen Trump: Nach dem Freispruch folgt die Ra… | |
| > Zwei Zeugen der Ermittlungen werden von ihren Posten entfernt. Derweil | |
| > zoffen sich die demokratischen KandidatInnen in einer weiteren | |
| > TV-Debatte. | |
| Bild: Hat seinem Land gedient – muss seinen Schreibtisch räumen: Alexander V… | |
| Washington/Manchester dpa/afp | Nach seinem [1][Freispruch im | |
| Amtsenthebungsverfahren] schlägt US-Präsident Donald Trump zurück. Zwei | |
| wichtige Zeugen, die während der Impeachment-Ermittlungen gegen ihn | |
| ausgesagt hatten, wurden am Freitag von ihren Aufgaben entbunden. Er | |
| verbannte den Oberstleutnant und Ukraine-Experten Alexander Vindman aus dem | |
| Weißen Haus, wo dieser als Berater des Nationalen Sicherheitsrates tätig | |
| war. Kurz darauf sagte der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, | |
| mehreren US-Medien, ihm sei mitgeteilt worden, dass der Präsident ihn mit | |
| sofortiger Wirkung als Botschafter abberufen wolle. | |
| Trump war am Mittwoch vom Senat mit der Mehrheit seiner Republikaner von | |
| den Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Behinderung der | |
| Kongress-Ermittlungen freigesprochen worden. Am Donnerstag feierte er vor | |
| Kabinettsmitgliedern, hochrangigen Republikanern und Unterstützern im | |
| Weißen Haus mit einer Ansprache das Ende des Amtsenthebungsverfahrens. | |
| Kurz zuvor hatte seine Sprecherin Stephanie Grisham bei Fox News gesagt, | |
| dass Trump den Anlass nutzen werde, um darüber zu sprechen, wie | |
| „entsetzlich“ er behandelt worden sei – „und dass vielleicht Leute daf�… | |
| bezahlen sollten“. | |
| Was sie damit gemeint haben könnte, ist seit Freitag klarer. Der 44-jährige | |
| Offizier Vindman hatte im November als Zeuge bei den Anhörungen im Zuge der | |
| Ermittlungen für ein Amtsenthebungsverfahren seine Kritik an den Aussagen | |
| Trumps bei einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir | |
| Selenski kundgetan. Das Telefonat hatte die Ermittlungen der Demokraten ins | |
| Rollen gebracht und zur Formulierung der zentralen Vorwürfe geführt: Dass | |
| Trump seinen ukrainischen Amtskollegen zu Ermittlungen gegen seinen | |
| politischen Rivalen Joe Biden ermuntert hatte, um die Präsidentschaftswahl | |
| 2020 zu seinen Gunsten zu beeinflussen. | |
| [2][Vindman sagte im US-Kongress aus]: „Es war unangebracht, es war | |
| unangemessen vom Präsidenten, eine Untersuchung eines politischen Gegners | |
| zu erbitten, einzufordern.“ Vindman hatte das Gespräch nach eigenen Angaben | |
| live mitgehört. | |
| Sondland [3][war ebenfalls ein Schlüsselzeuge in den | |
| Impeachment-Ermittlungen]. Er hatte ausgesagt, im Umgang mit der Ukraine | |
| auf ausdrückliche Anordnung Trumps mit dessen persönlichem Anwalt Rudy | |
| Giuliani zusammengearbeitet zu haben. Giuliani habe ein „Quid pro quo“ – | |
| also eine Gegenleistung – für ein Treffen Selenskyjs mit Trump im Weißen | |
| Haus verlangt. Kiew sollte demnach im Gegenzug zunächst öffentlich | |
| Untersuchungen zum Schaden Bidens ankündigen. Bemerkenswert war die Aussage | |
| wegen Sondlands Nähe zu Trump: Sondland ist ein Unternehmer, der dem | |
| Trump-Team eine Million Dollar gespendet hatte und später zum Botschafter | |
| ernannt wurde. | |
| ## Mit Rauswurf schon gerechnet | |
| Vindmans Anwalt David Pressman erklärte in einer Mitteilung: „Der | |
| mächtigste Mann der Welt (...) hat entschieden, sich zu rächen.“ Vindman | |
| sei Anweisungen gefolgt, habe seinen Eid befolgt und seinem Land gedient – | |
| und habe gehen müssen, weil er die Wahrheit gesagt habe. Pressman erklärte | |
| auch, sein Mandant sei aus dem Weißen Haus „eskortiert“ worden. | |
| Trump hatte kurz zuvor zu Reportern im Garten des Weißen Hauses über | |
| Vindman gesagt: „Nun ja, ich bin nicht zufrieden mit ihm.“ Er gab vor, | |
| nicht derjenige zu sein, der die Entscheidung über dessen Zukunft im Weißen | |
| Haus treffen würde. Trump hatte die Vorwürfe gegen ihn stets zurückgewiesen | |
| und das Amtsenthebungsverfahren als „Hexenjagd“ verurteilt. Nach seinem | |
| Freispruch verbreiten er und seine Unterstützer den Satz: „Für immer | |
| freigesprochen.“ | |
| Der Offizier hatte seinen Rauswurf nach dem Freispruch Trumps im | |
| Amtsenthebungsverfahren offensichtlich erwartet. Vindman habe Mitarbeitern | |
| gesagt, er rechne damit, in den nächsten Wochen ins | |
| Verteidigungsministerium zurückzukehren, berichtete der Sender CNN. | |
| Planmäßig wäre Vindman erst im Juli mit Ablauf seiner zweijährigen Berufung | |
| aus dem Nationalen Sicherheitsrat ausgeschieden, hieß es weiter. | |
| Die Sprecherin des Repräsentantenhaus, die Demokratin Nancy Pelosi, | |
| kritisierte die Entscheidung des Weißen Hauses gegen Vindman scharf: „Die | |
| beschämende Entlassung von Oberstleutnant Vindman war ein klarer und | |
| dreister Akt der Rache, der die Angst des Präsidenten vor der Wahrheit zum | |
| Ausdruck bringt.“ Der führende Anklagevertreter des Repräsentantenhauses, | |
| Adam Schiff, erklärte: „Das sind die Handlungen eines Mannes, der glaubt, | |
| über dem Gesetz zu stehen.“ | |
| ## Buttigieg und Sanders unter Beschuss | |
| Unterdessen haben sich die PräsidentschaftsbewerberInnen der US-Demokraten | |
| kurz vor der nächsten Vorwahl in New Hampshire einen heftigen | |
| Schlagabtausch geliefert. Bei der TV-Debatte am Freitag standen | |
| insbesondere Pete Buttigieg und Bernie Sanders, [4][die bei der Vorwahl in | |
| Iowa am Montag an der Spitze standen], unter Beschuss. | |
| Der 38-jährige moderate Ex-Bürgermeister Buttigieg sah sich mit Vorwürfen | |
| konfrontiert, er sei zu unerfahren für das Präsidentenamt. „Wir haben einen | |
| Neuling im Weißen Haus und schauen Sie, wohin uns das gebracht hat“, sagte | |
| Senatorin Amy Klobuchar in Anspielung auf US-Präsident Donald Trump. | |
| Der linksgerichtete Senator Sanders warf Buttigieg zudem vor, der Kandidat | |
| der Wall Street zu sein. „Ich habe keine 40 Milliardäre, Pete, die zu | |
| meiner Kampagne beitragen“, sagte der 78-jährige. Buttigieg rief wiederum | |
| in einem Seitenhieb auf Sanders dazu auf, einen Kandidaten zu nominieren, | |
| der „die Politik der Vergangenheit in der Vergangenheit lässt“. | |
| Der frühere Vizepräsident Joe Biden, der bei der Vorwahl in Iowa nur auf | |
| Rang vier landete, erklärte zudem, Sanders Politik sei zu radikal, um die | |
| Amerikaner zu vereinen. So drohe etwa sein Plan für die | |
| Gesundheitsfürsorge, die Nation zu spalten. Darüber hinaus sei er zu teuer | |
| und kaum durch den Kongress zu bringen. | |
| Biden trat aggressiver als in früheren TV-Debatten auf und argumentierte, | |
| die aktuellen weltweiten Spannungen erforderten einen erfahrenen Staatsmann | |
| an der Spitze der Nation. Der 77-Jährige räumte ein, dass er einen harten | |
| Kampf vor sich habe. „Ich musste in Iowa einstecken, und ich werde | |
| wahrscheinlich auch hier einstecken müssen“, sagte er. Sanders werden gute | |
| Chancen zugeschrieben, die Vorwahl in New Hampshire für sich zu | |
| entscheiden, da der Bundesstaat an seinen Heimatstaat Vermont grenzt. | |
| An der TV-Debatte nahmen auch Senatorin Elizabeth Warren, der Unternehmer | |
| Andrew Yang und der Milliardär Tom Steyer teil. Die nächsten Vorwahlen | |
| finden am Dienstag im Bundesstaat New Hampshire statt. Ihren Kandidaten | |
| nominieren werden die Demokraten nach dem Ende der Vorwahlen bei einem | |
| Parteitag im Juli. | |
| 8 Feb 2020 | |
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