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# taz.de -- Vorwahlen der Demokraten in den USA: „Sozialist“ gegen Trump
> Bernie Sanders gewinnt klar die demokratischen Vorwahlen in New
> Hampshire. In die nächsten Runden geht er als Spitzenreiter.
Bild: Früher Favorit mit vielen GegnerInnen: der linke Senator Bernie Sanders
New York taz | Bernie Sanders ist der Gewinner der Demokratischen Vorwahlen
in New Hampshire am Dienstag. Sein Wahlsieg fiel zwar knapper aus als
erwartet. Doch das Signal ist eindeutig. Es bestätigt einen Trend, der sich
zwei Wochen zuvor in [1][Iowa] abgezeichnet hat, wo Sanders mit mehreren
tausend Stimmen Vorsprung vorne lag. Der Trend besagt, dass ein Politiker,
der sich „demokratischer Sozialist“ nennt und der die Wirtschafts- und
Sozialpolitik der USA der letzten vier Jahrzehnte auf den Kopf stellen
will, der Spitzenreiter im Vorwahlkampf der Demokratischen Partei ist. Für
Sanders eröffnet sich damit der – hindernisreiche und lange – Weg zu einer
potenziellen Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten beim Demokratischen
Parteitag im Juli in Milwaukee.
Mit rund 26 Prozent der Stimmen lag Sanders in New Hampshire knapp 2
Prozentpunkte vor dem Ex-Bürgermeister von South Bend, dem Zentristen
[2][Pete Buttigieg]. Den beiden Männern folgte eine Senatorin aus
Minnesota, die auch zum zentristischen Flügel der Demokratischen Partei
gehört, [3][Amy Klobuchar]. Sie erhielt fast 20 Prozent der Stimmen.
Weit abgeschlagen folgten zwei KandidatInnen, die sich ebenfalls ernsthafte
Hoffnungen auf eine Nominierung gemacht hatten. [4][Elizabeth Warren],
linke Senatorin aus New Hampshires Nachbarbundesstaat Massachusetts,
schaffte nur rund 9 Prozent der Stimmen. Und der ehemalige Vizepräsident
der USA, Joe Biden, der bisherige Favorit der Parteiführung, brachte es nur
auf rund 8 Prozent.
Biden, der ahnte, wie miserabel sein Ergebnis würde, hatte New Hampshire
schon verlassen, bevor sein fünfter Platz feststand. Bei einer
Wahlveranstaltung in South Carolina prahlte er vollmundig, dass er bei den
nun anstehenden Primaries, wo Latinos und AfroamerikanerInnen eine größere
Rolle spielen, aufholen werde.
## Elizabeth Warren gibt noch nicht auf
Warren hingegen blieb so ruhig und gewissenhaft wie üblich. Schon Stunden
bevor gegen Mitternacht die Stimmenverteilung an der Spitze klar war,
gestand sie ihr schlechtes Abschneiden ein. Nach Iowa, wo sie auf dem
dritten Platz war, rutschte sie in New Hampshire auf den vierten Platz.
Sie erklärte, sie wolle weiter kämpfen und erwarte in den Bundesstaaten, wo
die Bevölkerung nicht so homogen weiß ist wie in Iowa und New Hampshire,
ein besseres Abschneiden. Zugleich machte sie Klobuchar ein Kompliment, das
eine Fortsetzung ihrer Fehde gegen Sanders war. Klobuchars Abschneiden
zeige, dass die Experten falsch liegen, wenn sie Frauen nicht ernst nehmen.
Zwei weitere Verlierer von New Hampshire, Senator Michael Bennet und
Unternehmer Andrew Yang, warfen noch am Wahlabend das Handtuch und
beendeten ihre Kampagnen.
„Dies ist der Anfang vom Ende von Donald Trump“, erklärte Bernie Sanders am
späten Dienstagabend vor AnhängerInnen, von denen die meisten unter 30
waren. Er sprach sowohl „Pete“ als auch „Amy, Elizabeth und Joe“ seinen
Respekt aus. Und er zeigte sich zuversichtlich, dass die DemokratInnen sich
vereinigen werden, um „den gefährlichsten Präsidenten in der Geschichte
dieses Landes zu besiegen“.
## Buttigieg gegen Sanders: Zentrist gegen Linken
An die Adresse seiner Basis, „einer beispiellosen Grassroot-Bewegung von
Küste zu Küste“, mit deren Unterstützung er für seine eigene Nominierung
kämpft, erinnerte Sanders an einige Kernsätze seines Programms. Die stellen
ausnahmslos radikale Gegenentwürfe zu Trump dar, gehen aber an vielen
Stellen auch weiter als die Vorschläge seiner demokratischen
KonkurrentInnen: Krankenversicherung ist ein Menschenrecht, kein Privileg.
Öffentliche Universitäten müssen gebührenfrei werden. Die Klimaveränderung
bedroht die Zukunft des Planeten. Das amerikanische Volk und nicht die
Lobbygruppe NRA entscheidet über die Schusswaffengesetze. Und Frauen
entscheiden selbst über ihre Körper und Leben.
Buttigieg ging noch am Wahlabend zur Attacke gegen Sanders über. Der
Ex-Bürgermeister und erste bekennend schwule Präsidentschaftskandidat
kritisierte seinen Konkurrenten als zu radikal für die WählerInnen.
Buttigieg wirbt gezielt um die Stimmen von Parteiunabhängigen und von
„moderaten“ RepublikanerInnen, die er „künftige Ex-Republikaner“ nennt.
Für den Run auf die demokratische Nominierung zeichnet sich mit dem Ausgang
von New Hampshire ein Szenario ab, bei dem Sanders gegen die ZentristInnen
steht. Neben Buttigieg, Klobuchar und Biden gehört zu Letzteren auch ein
Kandidat, der in New Hampshire gar nicht persönlich aufgetreten ist,
sondern lediglich Werbevideos im Fernsehen geschaltet hat. Michael
Bloomberg, der ehemalige Bürgermeister von New York, einer der reichsten
Menschen der USA und ein Mann, der in seinem politischen Leben sowohl
Republikaner als auch Unabhängiger und Demokrat war, will ebenfalls die
Nominierung haben.
Aber Bloomberg hat sich entschieden, in den vier frühen Vorwahlstaaten
Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada noch gar nicht anzutreten,
sondern erst am 3. März einzusteigen, dem sogenannten Super Tuesday, an dem
in 14 Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen stattfinden.
„Heute haben wir gewonnen“, beschrieb die Organisation Our Revolution, die
Sanders' Wahlkampf unterstützt, am Dienstagabend die neue Situation: „ab
morgen wird sich die Milliardärsklasse mit geballter Macht auf unsere
Bewegung stürzen.“
12 Feb 2020
## LINKS
[1] /US-Vorwahlen-in-Iowa/!5658084
[2] /US-Demokrat-Pete-Buttigieg/!5658254
[3] /New-York-Times-und-die-Wahl/!5655663
[4] /Demokratin-Elizabeth-Warren-und-Trump/!5607740
## AUTOREN
Dorothea Hahn
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