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# taz.de -- Vorwahlkampf in den USA: Eindreschen auf alle anderen
> Am Abend vor den dortigen Vorwahlen kommt auch Donald Trump nach New
> Hampshire. Es ist sein erster großer Auftritt nach dem Freispruch im
> Senat.
Bild: Bediingungslose Loyalität: Trump-Anhänger im Stadion in Manchester, New…
Manchester taz | Am Abend vor den Primaries in New Hampshire fliegt Donald
Trump für ein paar Stunden ein. Während die PräsidentschaftskandidatInnen
der anderen Partei mit ihren Ideen und Programmen um jede Stimme werben,
macht er sich in seiner langen Rede über den Vorwahlkampf der DemokratInnen
lustig. „Wählt den Schwächsten von ihnen“, empfiehlt er Tausenden von
Anhängern für die Primaries am Dienstag. Und fügt hinzu: „Aber ich weiß g…
nicht, wer das sein soll, ich finde sie alle schwach.“ Die Menge skandiert:
„Vier weitere Jahre“ und schwenkt Fähnchen.
Auch Trumps Name steht am Dienstag in New Hampshire – wie auch bei den
folgenden Primaries im Rest der USA – auf den Stimmzetteln. Doch er macht
sich gar nicht erst die Mühe, für ein Programm zu werben. Vielleicht, weil
er in seiner eigenen Partei ohne ernsthafte Konkurrenz antritt. Vielleicht,
weil er sicher ist, dass die gegenwärtigen ökonomischen Daten seine Sache
erledigen.
Bei dem Auftritt in New Hampshire bemüht er sich vor allem, den
DemokratInnen die Schau zu stehlen. Er drischt auf die andere Partei ein,
als wäre sie ein Haufen von ChaotInnen und Taugenichtsen – ohne Kompetenz,
ohne Erfahrung, ohne Basis. „Sie sind radikal, links und total
gescheitert“, sagt Trump über die DemokratInnen. Seine eigene
Republikanische Partei preist er hingegen als „Partei der amerikanischen
Arbeiter, der amerikanischen Familien und des amerikanischen Traums“.
Es ist Trumps erster Wahlkampfauftritt nach dem [1][Freispruch] durch die
republikanische Mehrheit im US-Senat. Er hätte die Gelegenheit nutzen
können, um ein paar nachdenkliche Worte darüber zu sagen. Er hätte über
sein eigenes Vorgehen gegenüber der Ukraine reflektieren können. Oder er
hätte die Verfassung der USA würdigen können, die bei Verdachte gegen
WürdenträgerInnen die Möglichkeit des Impeachments bietet.
## „Sperrt sie ein!“-Rufe gegen Nancy Pelosi
Doch Trump tut nichts dergleichen. Vielmehr lässt er seine KritikerInnen
ausbuhen und ins Gefängnis wünschen. Er ist vom Repräsentantenhaus der USA
angeklagt worden – und er wird als der dritte US-Präsident, der impeacht
wurde, in die Geschichtsbücher eingehen. Aber er zeigt nichts als
Triumphalismus über seinen Freispruch und Verachtung für jene, die das
Verfahren angestrengt haben.
Die Chefin des Repräsentantenhauses, die Demokratin, die in der Hierarchie
an der US-Spitze an der dritten Stelle steht, reduziert Trump in Manchester
zu einem Vornamen, als wäre sie ein Kind. Wenn er „Nancy“ in die Arena
raunt, versteht seine Basis das als Aufforderung, einen Kampfslogan zu
rufen, den sie schon vor vier Jahren gegen eine andere politische
Konkurrentin – auch eine Frau – skandiert haben: „Lock her up!“ – „…
sie ein“. Damals richtete sich das gegen Hillary Clinton, heute gegen
[2][Nancy Pelosi].
Auch einen Mann lässt Trump in Manchester ausbuhen. Es ist Mitt Romney, der
einzige Republikaner, der es gewagt hat, im Senat gegen ihn zu stimmen.
Manche von Trumps AnhängerInnen in New Hampshire haben schon zwei Tage vor
der Arena campiert, um sicher zu sein, dass sie einen Platz im Inneren
bekommen. Als der Secret Service am Montag Abend die Türen schließt, weil
die Arena voll ist, bleiben mehrere tausend Personen draußen. Sie stehen
zwischen Plastikmüll und politischen Transparenten, die die Fans nicht mit
durch die Sicherheitskontrollen nehmen durften.
In der Arena hängen zwei Transparente. „Gemachte Versprechen“ –
„Eingehaltene Versprechen“ prangt darauf. Der US-Präsident stellt es dar,
als wäre unter ihm alles besser geworden: Die Arbeitslosigkeit gesunken,
die Armut zurückgegangen, die Börsengewinne gestiegen. Tatsächlich ist ein
großer Teil dieser Entwicklung die Fortsetzung von ökonomischen Trends, die
die Vorgängerregierung mit massiven Konjunkturprogrammen nach der
Finanzkrise eingeleitet hat.
Auf dem Platz vor der Arena ist ein Großbildschirm aufgestellt. Aber in der
Eiseskälte warten viele nicht bis zum Ende der fast einstündigen Rede. Die
Leute unter den roten Käppchen mit der Aufschrift „Keep America Great“ und
in den Fantasieuniformen in den Farben der nationalen Fahne ziehen in
Kneipen in der Innenstadt von Manchester um.
11 Feb 2020
## LINKS
[1] /Amtsenthebungsverfahren-in-den-USA/!5662210
[2] /Streit-nach-US-Rede-zur-Lage-der-Nation/!5662608
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
US-Wahl 2024
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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Nancy Pelosi
Impeachment
Lesestück Recherche und Reportage
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