# taz.de -- Proteste wegen „Umweltsau“-Video: Rechtsextreme gegen WDR | |
> Eine kleine Guppe Rechtsextremer demonstriert in Köln gegen die | |
> Öffentlich-Rechtlichen. Die Polizei drängt den Gegenprotest ab, auch mit | |
> Pfefferspray. | |
Bild: Links ein paar Rechte, rechts viele Linke: DemonstrantInnen am Samstag vo… | |
KÖLN taz | Nach einer gemeinsamen Mobilisierung von AfD, NPD, Drittem Weg, | |
Identitären, rechtsextremen Kameradschaften und Nazi-Hooligan-Gruppen, | |
haben sich am Samstag etwa 30 bis 50 Menschen vor dem Gebäude des WDR in | |
Köln eingefunden. An mehreren Gegenprotesten beteiligten sich derweil | |
insgesamt etwa 1.000 Menschen, organisiert vom Bündnis Köln gegen Rechts, | |
dem Rheinischen Aktionsbündnis gegen Antisemitismus (RABA) und den Grünen. | |
Am Hauptgebäude des WDR trafen sie zusammen. | |
Aufhänger der Rechtsextremen war [1][das sogenannte „Umweltsau“-Video]. In | |
der vom WDR veröffentlichten Satire singt der Kinderchor über [2][eine Oma, | |
die die Umwelt verschmutzt]. „Meine Oma ist ne alte Umweltsau“, so der | |
Refrain. Als die Empörung im Netz am 27. Dezember begann, löschte der WDR | |
das Video. Doch die Aufregung war in der Welt. Dass das Lied mit dem | |
Refrain, „Meine Oma ist doch keine Umweltsau“ endet, war über WDR-Kanäle | |
nicht mehr nachzuhören. | |
Es fielen die Dominosteine: Ein freier Journalist, der für den WDR | |
arbeitet, erhielt nach eigenen Angaben unzählige Morddrohungen. Nazis | |
standen vor der Wohnstätte seiner Familie. Eine Redaktion des WDR machte | |
öffentlich, der Autor sei nicht angestellt. WDR-2-Programmchef Jochen | |
Rausch entschuldigte sich für die Satire. [3][WDR-Intendant Tom Buhrow | |
distanzierte sich] und direkt den gesamten WDR. Ministerpräsident Armin | |
Laschet (CDU) fand Zeit, die Satire öffentlich zu kritisieren und sie als | |
generelle Respektlosigkeit gegenüber Älteren auszulegen, ebenso der | |
Fraktionsvize der Union, Carsten Linnemann (CDU). | |
Von den Demonstrierenden in Köln wurde am Samstag besonders scharf | |
WDR-Intendant Tom Buhrow kritisiert. Der sei „umgekippt“, klagt ein Redner | |
des Gegenprotests. Das habe das Tor der Hetze erst so richtig geöffnet. | |
„Der rechte Backlash gegen den WDR ist Teil einer rechten Gegenbewegung“, | |
[4][sagt Jan Sperling vom Bündnis Köln gegen Rechts der taz]. „Nazis | |
differenzieren nicht zwischen der liberalen Presse und der Klimabewegung. | |
Für die ist das alles ein Ding. Wenn sich einer von diesen Akteuren aus der | |
Perspektive der Nazis regt, dann schlagen die da drauf – und dann treten | |
wir auf den Plan, und stellen uns davor mit unserer Solidarität.“ | |
Bereits am letzten Sonntag hatten etwa 100 bis 200 Nazis vor dem WDR in | |
Köln demonstriert. Die Initiative Fridays for Future schilderte im | |
Anschluss Angriffe auf Aktivist*innen und eine Flucht vor Nazis durch die | |
Innenstadt. Mehrfach hätten die jungen Leute Beamt*innen informiert, und | |
die Auskunft erhalten, die Polizei „würde und könne“ sie nicht schützen. | |
Die Polizei war zwischenzeitlich mit nur vier Beamt*innen vor Ort gewesen. | |
Die Polizei Köln selbst gibt an, an dem Tag habe es keine Zusammenstöße | |
gegeben. | |
## Polizei schafft Platz für unangemeldete Rechtsextreme | |
Für diesen Samstag allerdings sind Zusammenstöße dokumentiert. Es beginnt | |
gleich [5][auf der Domplatte, wo sich der Gegenprotest zur angemeldeten | |
ersten Kundgebung versammelt]. Die Rechtsextremen sollen sich laut | |
Anmeldung einige Straßen weiter sammeln – dann steht plötzlich eine Gruppe | |
aus etwa zehn Menschen mit dem Banner einer rechtsextremen Gruppe auf der | |
Domplatte. „Alerta, Alerta, Antifaschista!“ Der Gegenprotest eilt herbei, | |
ebenso die Polizei. | |
Gelangt Gegenprotest auf eine angemeldete Naziroute, fordert die Polizei | |
diesen unangemeldeten Gegenprotest in der Regel dazu auf, den Bereich der | |
angemeldeten Nazi-Versammlung zu verlassen, und räumt bei Nichtbefolgung. | |
Nun aber stehen unangemeldet Menschen mit dem Banner einer für | |
Nazihooligans bekannten Gruppe im angemeldeten Gegenprotest. | |
Die Beamt*innen schreiten zwar auch hier ein – drängen aber den | |
Gegenprotest zurück. Sie trennen die Gruppen erfolgreich. Dann lassen sie | |
die Nazis, wo sie sind und schaffen im Bereich der angemeldeten Versammlung | |
des Gegenprotests Platz für unangemeldeten rechten Protest. | |
## Pfefferspray in einer Unterführung | |
Unübersichtlich ist es, eigentlich durchgehend, auch für die Polizeikräfte. | |
Als sie später am WDR-Gebäude rechte Versammlungsteilnehmer durch den | |
Gegenprotest schleusen wollen, schlägt einer der Rechten einen | |
Polizeibeamten. [6][Weitere Polizisten stürmen in die enge, vom | |
Gegenprotest gut gefüllte Unterführung, um den Kolleg*innen zu helfen]. Die | |
Gegendemonstrant*innen mischen mit. Es eskaliert. Schließlich setzen | |
Beamt*innen Pfefferspray und Schlagstöcke gegen den Gegenprotest ein. | |
Danach ist die Unterführung leer. | |
[7][Am Ende des Tages] feiert der Gegenprotest, man habe erfolgreichen | |
Widerstand gegen die Rechtsextremen geleistet. Die Polizei geleitet die | |
Gruppe aus Nazis und denen, die mit ihnen laufen, zum Hauptbahnhof durch | |
die Stadt. Ob sie, wie angekündigt, am morgigen Sonntag nochmals in Köln | |
demonstrieren, oder es aufgrund der heutigen geringen Teilnehmer*innenzahl | |
ausfällt, ist bei Redaktionsschluss nicht geklärt. | |
4 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Umweltsau-Video-des-WDR/!5648806 | |
[2] https://twitter.com/_nasir_ahmad_/status/1210855440629870592 | |
[3] /Rechte-Hetze-gegen-Journalistinnen/!5649945 | |
[4] https://twitter.com/anettselle/status/1213428085690945536 | |
[5] https://twitter.com/anettselle/status/1213414663582601217 | |
[6] https://twitter.com/anettselle/status/1213437490683621376 | |
[7] https://twitter.com/anettselle/status/1213446395753041920 | |
## AUTOREN | |
Anett Selle | |
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