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# taz.de -- Das Medienjahr 2020: Oma will #GEZabschaffen!
> Der WDR-Chef tut sich mit „der Umweltsau“ schwer, der BR mit dem Schutz
> seiner Mitarbeiter. Aber auf eins kann man sich dieses Jahr verlassen.
Bild: Soooo groß fand WDR-Chef Tom Buhrow die gerechte Empörung über seinen …
Liebe Leser*innen, elf Jahre lang haben wir montags auf der Medienseite den
„Mitarbeiter der Woche“ gekürt. Aber da wir gern Neues ausprobieren – ke…
Sorge, das Fernsehprogramm bleibt –, schreibe ich nun alle zwei Wochen über
das, was die Medienbranche beschäftigt. Und da dies die erste Kolumne des
Jahres ist, geht es um das Medienjahr 2020.
Das beginnt mit Tom Buhrow. Der WDR-Chef ist seit 1. 1. Vorsitzender der
ARD. Und ja, Buhrow ist der, der sich in Sachen [1][„Umweltsau“] gerade vor
die Oma und gegen die Kunstfreiheit gestellt hat. Der sich höflichst für
den Auftritt des WDR-Kinderchors entschuldigt hat, für den Auftritt von
Rechten vor seinem Sender aber nur zögerlich Worte fand.
Der steht nun der gesamten ARD vor. Er übernimmt den Posten von Ulrich
Wilhelm, der den Bayerischen Rundfunk leitet und [2][auch gerade Probleme
hat: mit einem Ex-Mitarbeiter]. Richard Gutjahr, ehemaliger Freier beim BR,
hat auf seinem [3][privaten Blog] geschrieben, dass er sich vom Sender
alleingelassen fühle. Gutjahr und seine Familie werden seit Jahren von
Nazis beschimpft und bedroht. Der Sender habe ihn kaum unterstützt, sei ihm
sogar in den Rücken gefallen.
Das bestreitet der BR vehement, dennoch zeigt der Fall vor welcher Aufgabe
Medien stehen: Wie können sie ihre Mitarbeiter*innen, die festen und die
freien, gegen Hass und Kampagnen von rechts schützen? Leider nutzt die
beste Strategie nichts, wenn sich die Chef*innen nicht vor ihre
Mitarbeiter*innen stellen.
## Geld verdienen mit Unaufgeregtheit
Wo wir gerade bei Männern sind, die große Medien anführen: Zwei Zeitungen
suchen 2020 nach Chefredakteur*innen. Die Süddeutsche, deren erste Frau
in diesem Amt, Digitalchefin Julia Bönisch, im Herbst nach Streitereien
[4][gegangen ist]. Und die New York Times, deren Chef Dean Baquet in zwei
Jahren 66 Jahre alt wird – die Tradition des Hauses will, dass er
spätestens dann abdankt.
Warum uns das hier interessiert? Weil die New York Times Standards setzt
für den Journalismus. Die Recherchen zu #Metoo haben eine weltweite Debatte
ausgelöst, dem Nachrichtenpodcast „The Daily“ eifern viele Medien nach und
die betonte Unaufgeregtheit gegenüber der Hetze Donald Trumps zeigt, dass
sich mit Nachrichtenjournalismus doch noch Geld verdienen lässt.
Diesen Monat können wir uns aber erst einmal auf eine altbekannte
Aufregerei freuen: Im Januar soll entschieden werden, wie hoch der
Rundfunkbeitrag künftig ausfällt. Der ist ja vielen Boulevardmedien und
Rechten zuwider. 18,36 Euro soll jeder Haushalt im Monat zahlen, so der
Vorschlag der Sachverständigenkommission Kef, also 86 Cent mehr. Die Sender
protestieren, ihnen reicht das nicht – unwahrscheinlich, dass sie damit
Erfolg haben. Freuen Sie sich also auf eine Neuauflage des Schlagers „Die
wollen nur unser Geld, #GEZabschaffen!!“
Vieles bleibt eben doch wie es ist. So wie die taz, die weiter ihr
gedrucktes Fernsehprogramm behält. Wir wollen ja niemanden verschrecken.
6 Jan 2020
## LINKS
[1] /Umweltsau-Video-des-WDR/!5648806
[2] /Rechte-Hetze-gegen-Journalistinnen/!5649945
[3] https://www.gutjahr.biz/2019/12/in-eigener-sache-2/
[4] https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/julia-boenisch-verlaesst-die-sue…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
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Shitstorm
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