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# taz.de -- Merkels Ende, das Hufeisen und die Mitte: Kennen wir alles schon
> Alle reden von der „Mitte“. Wer soll das eigentlich sein? Das wurde schon
> zigmal diskutiert – und die Kanzlerinnendämmerung kommt auch schon
> wieder.
Bild: Liegt die Mitte zwischen diesen beiden Händen?
Merken sie es auch, dieses Schaukeln? Keine Panik: Das sind nicht erste
Corona-Symptome, [1][es ist die Mitte, die ins Wanken geraten ist.] Ist ja
auch viel los gerade in der Mitte – also in dem Bereich zwischen Angela
Merkels Händen. Mit ihnen hat die Zeit ihre aktuelle Ausgabe bebildert,
dazu die Schlagzeile „Die Mitte wankt“. Nur, wenn Angela Merkel „Mitte“
ist, ist Saskia Esken (SPD) dann schon Rand? Und wo steht dann Bodo
Ramelow? Sie merken, das mit der „Mitte“ haut nicht hin. Die Mitte ist das
Gute, der Sehnsuchtsort. Deswegen möchte Giovanni di Lorenzo,
Chefredakteur der Zeit, [2][die Volksparteien zum „Weltkulturerbe“]
erklären lassen.
Das Problem an dem Gerede über die Mitte ist, dass es so tut, als fänden
sich Rassismus, Antisemitismus oder auch Homophobie nur an den Rändern. Nur
zeigt ja die aktuelle Zeit, dass das nicht so einfach ist. Da erzählt ein
Thüringer CDU-Abgeordneter, dass man sich mit der AfD „auf der Sachebene“
häufig einig sei. Andere sind überrascht über die Empörung nach der
Ministerpräsidentenwahl. Ist sie das, die Mitte?
Es herrscht in Deutschland eine Art Abrissparanoia der Mitte. Zuletzt
geriet sie 2015 in Schieflage, als Pegida marschierte. Damals titelte der
Spiegel [3][„Verliert Deutschland seine Mitte“?] und ließ auf dem Cover
Figuren in Richtung Hitlergruß rutschen. Das war immerhin präziser als der
aktuelle Titel der Zeit, auf dem die Mitte „wankt“, optisch unterlegt von
einem schwarz-roten (!) Strudel. Nur, wenn etwas wankt, dann schaukelt es
in zwei Richtungen, nach links und rechts. Allerdings ist das nicht das,
was in Thüringen passiert ist. Passiert ist, dass [4][CDU und FDP mit
Faschisten zusammen einen Ministerpräsidenten gewählt haben]. Wenn die
Union die Mitte sein soll, dann wankt sie nicht, dann kippt sie. Was die
Zeit hier bildlich andeutet, ist das berühmte Hufeisen mit anderen Mitteln.
Mediale Untergangsstimmung herrscht derzeit auch in Bezug auf Angela
Merkel. Das Scheitern AKKs sei auch das Scheitern der Kanzlerin, hieß es in
einigen Leitartikeln, auch in dieser Zeitung. Kommt Ihnen bekannt vor?
Voilà: „Wer fertig ist, kann gehen“ (Stern, 2018), „Anfang vom Ende der …
Merkel“ (Welt, 2016), „Der Anfang vom Ende der Ära Merkel“ (Berliner
Zeitung, 2013), „Ausgemerkelt“ (Stern, 2001). Die Kanzlerinnendämmerung
wurde oft herbeigeschrieben. Mag sein, dass sie jetzt wirklich naht. Nur
ist der Blick in die journalistische Glaskugel selten hilfreich.
Das weiß man nirgendwo besser als in den USA. In dem sehr guten Podcast der
New York Times, [5][„The Daily“, war gerade Chefredakteur Dean Baquet zu
Gast] und sprach über die Fehler während der letzten Präsidentschaftswahl.
Viele JournalistInnen waren überzeugt, dass Hillary Clinton Präsidentin
werden würde und Donald Trump keine Chance hätte. Die Redaktion sei zu
selbstsicher gewesen, habe zu wenig ihre Quellen hinterfragt und die
Stimmung unter den WählerInnen beobachtet, sagt er. Was er wohl zur
Kanzlerinnendämmerung sagen würde?
17 Feb 2020
## LINKS
[1] /Kommentar-CDU-und-Politik-der-Mitte/!5604056
[2] https://www.zeit.de/2020/08/cdu-krise-parteivorsitz-annegret-kramp-karrenba…
[3] https://www.turi2.de/aktuell/anzeige-aktuell-im-spiegel-512015-die-verstoer…
[4] /Thueringer-Maennlichkeit-und-die-FDP/!5659468
[5] https://www.nytimes.com/2020/01/31/podcasts/the-daily/2020-election.html
## AUTOREN
Anne Fromm
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Schwerpunkt Angela Merkel
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