# taz.de -- Linksliberale und Identitätspolitik: „Wir verkämpfen uns an fal… | |
> Ist die Linke am Rechtsruck schuld? Ein Streitgespräch zwischen Naika | |
> Foroutan und Wolfgang Merkel über Kosmopolitismus, Privilegien und | |
> Klimafragen. | |
Bild: Politikwisschenschaftler Wolfgang Merkel im Gespräch mit Sozialwissensch… | |
taz: Sind die Linksliberalen mitschuldig am Aufstieg des Rechtspopulismus? | |
Wolfgang Merkel: Ja. Sie tragen mit einem gewissen Hochmut dazu bei, dass | |
die, die sich in unserer Gesellschaft ohnehin ausgegrenzt fühlen, dies noch | |
mehr tun. Sie fühlen sich bevormundet. Sie fühlen sich observiert. Sie | |
fühlen sich kulturell beherrscht. | |
Ist dieses Gefühl angemessen? | |
Merkel: Politisch nicht, aber sozialpsychologisch gesehen schon. Menschen, | |
die Begrifflichkeiten wählen, die nicht unseren Diskurshöhen entsprechen, | |
werden abgewertet. Wer sich in der Geschlechterfrage nicht zeitgemäß | |
ausdrückt oder bei der Immigration offene Grenzen ablehnt, gilt schnell als | |
Sexist oder Rassist. Auch deshalb wählen viele rechts, die von ihrer | |
sozioökonomischen Lage her eigentlich links wählen müssten. Sie fühlen sich | |
nicht repräsentiert. | |
Frau Foroutan, ist Rechtspopulismus eine Reaktion auf die moralische Hybris | |
der Linksliberalen? | |
Naika Foroutan: Nein. Es gibt in der Gesellschaft einen historisch und | |
strukturell verankerten Rassismus und Sexismus. [1][Klimapolitik] oder | |
Forderungen von Frauen und Minderheiten, in Sprache und Struktur | |
repräsentiert zu sein, erfordern nun, diese eingeschliffenen Muster zu | |
ändern. Das löst Aggressionen aus. Es ist keine moralische Hybris, für | |
Klima- oder Migrationsgerechtigkeit und geschlechtergerechte Sprache | |
einzutreten. Soll man jetzt sagen, die Erde ist eine Scheibe, weil sich | |
jemand bevormundet fühlt, wenn man ihm sagt, dass die Erde rund ist? | |
Die Linksliberalen haben also keinen Anteil an der gesellschaftlichen | |
Spaltung? | |
Foroutan: Die globalisierte Welt wird immer komplexer. Damit können sich | |
Linksliberale möglicherweise schneller anfreunden. Und zwar nicht aufgrund | |
ihres Status oder Einkommens, sondern vor allem wegen eines offeneren | |
Weltbilds. Vereinfacht gesprochen steht auf der einen Seite der Teil der | |
Gesellschaft, der Pluralität anerkennt und Teilhabe für alle Mitglieder | |
dieser Gesellschaft fordert, und auf der anderen Seite jener Teil, der ein | |
exklusiv-nationalistisches Angebot gibt. Man kann auch als Maurer aus einem | |
Dorf in Rheinland-Pfalz linksliberal sein. | |
Merkel: Das ist sehr selten. Linksliberal, das sind vor allem die urbanen, | |
gebildeten Mittelschichten, die globalisierungsaffin und anpassungsfähig | |
sind. | |
Foroutan: Das Wahlverhalten zeigt anderes. Auch in vielen nichturbanen | |
Gegenden wird SPD gewählt und die Zustimmung zu den Grünen wächst auch | |
dort. | |
Merkel: Es gibt aber einen engen statistischen Zusammenhang von relativ | |
hoher Bildung, meist in der Wissensindustrie beschäftigt, und einem | |
Habitus, der sich in Sprache und Konsumverhalten hochgradig von denen | |
unterschiedet, die wir – und sie sich selbst – als Zurückgelassene | |
begreifen. Die Polarisierung wird von beiden Polen betrieben. Von | |
überzeugten Kosmopoliten und nationalistischen oder chauvinistischen | |
Kommunitaristen. | |
Was meinen Sie mit chauvinistischen Kommunitaristen? | |
Merkel: Bürger, die Globalisierung für eine Gefahr halten, auf ihrer | |
kulturellen Identität beharren, Zuwanderung beschränken und ihre | |
Gemeinschaften schützen wollen, dies aber aus nationalistischen Motiven | |
tun. | |
Foroutan: Ich finde es nicht richtig, Kosmopoliten und chauvinistische | |
Kommunitaristen auf einer Linie zu verorten. So wie: hier der | |
Linksextremismus, da der Rechtsextremismus. | |
Merkel: Das ist keine Wertung, nur nüchterne Beschreibung. Ich würde nie | |
behaupten, dass links und rechts das Gleiche sind. Die | |
Totalitarismustheorie nahm die Alleinstellung des Holocaust nie ernst | |
genug. Was die Werte betrifft, stehe ich auf der Seite der Kosmopoliten. | |
Nur die Belehrung kann ich nicht vertragen. Wer sind wir denn, die anderen | |
permanent zu belehren und moralisch abzuqualifizieren? Diese Hybris: „Ihr | |
lebt falsch. Ihr konsumiert falsch. Ihr begreift die Klimafrage nicht.“ In | |
diesem Diskurs ist die andere Seite rhetorisch hoffnungslos unterlegen. | |
Foroutan: Was ist so schlimm daran, andere zu belehren? Lernen ist auch ein | |
Treiber menschlicher Existenz. Wir belehren unsere Kinder im Laufe ihres | |
Aufwachsens, und unsere Kinder – Stichwort [2][Fridays for Future] – | |
belehren uns gerade massiv. Unsere Gesellschaft wird gebildeter und | |
reicher, Wissen wird zugänglicher, das zeigt nicht zuletzt der Anstieg der | |
Abiturzahlen und der Hochschulzugänge. Dafür einzutreten, dass dies mit | |
Generationengerechtigkeit oder der Teilhabe von Frauen und Minderheiten | |
einhergeht, ist eine Lehre aus vielen Moralkontexten. Deshalb gibt es | |
zunehmend Menschen, die linksliberal denken und handeln. Warum wird daraus | |
ein Vorwurf? | |
Merkel: Der Soziologe Ralf Dahrendorf hat schon im Jahr 2000 von einer | |
„globalen Klasse“ gesprochen. Das sind jene, die in Rom, Paris, New York | |
oder Beijing leben können, die Frequent Flyers unserer Gesellschaft. | |
Drumherum bewegen sich die akademischen Schichten, die die dieselben | |
Konsumgewohnheiten und Denkweisen haben und dieselben moralischen | |
Überlegenheitsgesten an den Tag legen. Wir reden über eine Gruppe, die etwa | |
20 Prozent der Gesellschaft ausmacht. | |
Foroutan: Wir sind 20 Jahre weiter. Die Konsumgewohnheiten haben sich | |
weiterentwickelt und die Denkweisen auch. Gehören die, die in Hongkong für | |
mehr Demokratie auf die Straße gehen, auch zu den Kosmopoliten, selbst wenn | |
sie nicht fliegen? | |
Merkel: Noch mal: Ich spreche nicht von Monokausalität. Ich halte die | |
Kosmopoliten nicht einmal für eine der wichtigsten Ursachen für den | |
Rechtspopulismus. Die Verunsicherung durch die neoliberale Öffnung der | |
Globalisierung ist entscheidender. Beachtliche Teile der männlichen, | |
mittelalten, mittleren Unterschicht fühlen sich verunsichert, in ihrem | |
ökonomischen Status und ihren Weltbildern. Die meisten rechtspopulistischen | |
Parteien – lassen wir die AfD mal außen vor – haben sich inzwischen ein | |
linksprotektionistisches Programm gegeben. | |
Wir haben von 14 dieser Parteien die Programme der letzten zehn Jahre | |
untersucht. Große Teile haben eine starke | |
sozialprotektionistisch-nationalistische Komponente. So wollen sie die | |
untere Mittelschicht binden, die Unterschichten wählen sowieso kaum. Und | |
diese Schichten werden von einer Gruppe beurteilt, der es gut geht, die | |
sich gut eingerichtet hat. Ihre Antwort geben Pink Floyd: „We don’t need no | |
education“ – not from you – und sie wenden sich den Rechtspopulisten zu. … | |
stünde uns mehr Selbstkritik an. | |
Foroutan: Ist das nicht auch eine Form von Überheblichkeit, diese Gruppe | |
als trotzige Kinder darzustellen? Müssen wir dieses Phänomen nicht viel | |
ernster nehmen, als wir es mit der Idee tun, dass wir schuld sind? Wir | |
gehen hier in eine Falle. Dies ist ein weltweites Phänomen – von Bolsonaro | |
über Trump und Erdoğan bis Putin. Bei allen Unterschieden gibt es | |
Ähnlichkeiten: Es sind stark männlich dominierte, nationalistische | |
Bewegungen, die sehnsüchtig auf vergangene Macht fixiert sind. | |
Ist Rechtspopulismus also eine Reaktion auf die Geltungsansprüche von | |
Frauen und von Minderheiten? | |
Foroutan: Ja, es geht darum, auf alten Rechten und Privilegien zu beharren. | |
Je stärker marginalisierte Gruppen aufsteigen, umso heftiger werden die | |
Verteilungskämpfe. Die AfD wird ja nicht nur von den sozial Abgehängten | |
gewählt. Sie ist auch anschlussfähig in elitären Milieus. | |
Merkel: Diesen Aufstieg gibt es bei Frauen. Aber das soziale Unten bleibt | |
unten. Das ist meine Kritik: Die Linke hat sich kulturell progressiv | |
definiert und nicht mehr ökonomisch. Weil es schwierig war, in einer | |
entgrenzten ökonomischen Welt noch linke Steuerungsimpulse einzupflanzen, | |
hat man sich auf das leichtere Feld der kulturellen Modernisierung verlegt. | |
Auch sozialdemokratische Parteien entgrenzten und deregulierten, stets in | |
der Hoffnung, dass es einen Trickle-down-Effekt gibt, dass langfristig auch | |
Mittel- und Unterschichten von dieser Entfesselung profitieren. Die | |
Klassenfrage wurde ausgeblendet. Ein Fehler. | |
Müssen die linken Parteien also Klasse stärker auf die Tagesordnung setzen | |
– bevor AfD-Rechtsaußen Höcke es tut? | |
Merkel: Das war das Programm von Sahra Wagenknecht – das hat mir | |
eingeleuchtet. | |
Foroutan: Politik zu machen ohne die Gender- oder Race-Frage ist total aus | |
der Zeit gefallen. Die Analyse, dass es schwieriger ist, strukturelle | |
Veränderungen vorzunehmen als kulturelle, finde ich klug. Aber daraus wird | |
oft eine falsche Schlussfolgerung gezogen: Jetzt reicht es mal mit dem | |
Gedöns, wie Gerhard Schröder das nannte. Wer hier Klasse sagt, meint oft | |
weiße Männlichkeit. Aber das stimmt empirisch nicht. In Deutschland sind | |
alleinerziehende Frauen am stärksten von Armut betroffen. Und bei den | |
Migranten sind Arbeiter die größte Gruppe. Die Klassenfrage ist also auch | |
migrantisch und auch feministisch – sie ist demnach auch | |
identitätspolitisch. Der Anspruch muss also sein: Wie kriegt man diese drei | |
Ungleichheitslinien zusammengedacht und nicht gegeneinander ausgespielt? | |
Die dänischen Sozialdemokraten setzen – mit einigem Erfolg – auf einen | |
anderen Weg: Sie verbinden die Betonung des Sozialstaats mit | |
Migrationsskepsis. Ist das der richtige Weg, Herr Merkel? | |
Merkel: Er ist ambivalent. Aber die dänischen Sozialdemokraten haben dafür | |
gesorgt, dass die rechte Dänische Volkspartei, die 22 Prozent gewählt | |
hatten, massiv verloren hat. | |
Die Sozialdemokraten haben rechtspopulistische Forderungen übernommen. Ist | |
dieser Preis nicht zu hoch? | |
Merkel: Es ist eine riskante Strategie, den Rechtspopulisten Dampf aus dem | |
Kessel zu nehmen. Das ist auch kein Modell, das überall nachzuahmen ist. | |
Aber es hat der Demokratie in Dänemark genutzt. Dänemark im Übrigen | |
verteilt Reichtum stärker um als jedes andere OECD-Land. Obwohl es dort | |
seit Jahrzehnten populistische Parteien gibt, war das Land in den letzten | |
zehn Jahren immer unter den drei oder fünf besten Demokratien auf dem | |
Globus, das kann man ziemlich genau messen. Ein starker Sozialstaat kann | |
vermutlich nur in einem starken Nationalstaat gebildet werden. Zwischen | |
Finnen und Bulgaren gibt es nicht die gleiche Solidarität, wie sie unter | |
Franzosen existiert. | |
Foroutan: Die dänische Sozialdemokratie ist auf dem falschen Weg, weil er | |
antiemanzipatorisch ist. Die drängenden Fragen lauten doch, wie wir als | |
Demokraten umsetzen, was unsere Verfassungen versprechen. In Artikel drei | |
Grundgesetz heißt es: „Kein Mensch darf aufgrund seiner Herkunft, | |
Geschlecht, Religion etc. benachteiligt werden.“ Und je weiter sich die | |
Demokratien entwickeln, desto stärker wird der Selbstanspruch und die | |
Erkenntnis, dass wir an diesem Selbstanspruch scheitern. Wir glauben zum | |
Beispiel, dass wir auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft | |
sind. | |
Doch Frauen verdienen immer noch 21 Prozent weniger. Der Widerspruch | |
zwischen den großen Versprechen und der Realität, zwischen Selbstbild und | |
Wirklichkeit erzeugt eine große kollektive Nervosität, die wir alle spüren. | |
Die Toten im Mittelmeer passen nicht zu unserer europäischen Erzählung. Und | |
jetzt haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder wir nähern uns mühsam diesen | |
Normen – oder wir senken die Normen. Wir haben nicht den Mut für eine | |
Zäsur. Nehmen wir die Klimafrage. Da stehen die Kinder vor der Tür und | |
sagen: Seht ihr nicht, was passiert? Und wir antworten: Wir glauben, dass | |
ihr recht habt, aber moralisiert uns nicht. | |
Merkel: Nein, wir sagen, Politik ist komplizierter. Politik kann nicht | |
alles unter der Überschrift „Klima ist das Allerwichtigste“ unterordnen. | |
Und die Sprache – die erinnert manchmal an die Apokalypse der Zeugen | |
Jehovas. | |
Meinen Sie die Sprache von Fridays for Future? | |
Merkel: Eher Extinction Rebellion, aber auch einiger Wissenschaftler, die | |
nicht mehr wissenschaftlich reden, sondern davon, dass es fünf vor oder | |
nach zwölf sei. Das liest sich als ein Imperativ, demokratische Verfahren | |
fahrlässig zu beschleunigen. Wenn Demokratie nicht liefert, wird sie | |
irrelevant. Das ist verhängnisvoll. | |
Foroutan: Wir müssen aufpassen, gegen wen wir uns positionieren. Es gibt | |
eine reale rechte Gefahr. Wir sollten die Wut nicht gegen die richten, die | |
in der Klimafrage offensiv sind oder die korrekt oder inklusiv mit Sprache | |
umgehen. | |
Merkel: Wer bestimmt die korrekte Sprache? Das nenne ich diskursive | |
Oberaufsicht. Es gibt eine DIN-Instanz, die die herrschenden Diskurse setzt | |
– wer da nicht reinpasst, kann seine Interessen nicht vertreten. | |
Eine Sprache, die nicht diskriminiert, ist kein lohnendes Ziel? | |
Merkel: Doch, aber das sind die Scheingefechte der akademischen Sphäre. | |
Sogar reaktionäre Opportunisten achten dort in Rundschreiben auf | |
Gendersternchen. | |
Foroutan: Das ist polemisch. | |
Merkel: Wer das generische Maskulinum benutzt, wird verdächtigt, ein Sexist | |
zu sein. | |
Foroutan: Wenn jemand Rechenmaschine statt Computer sagt, wird er auch | |
verdächtigt, altmodisch zu sein. | |
Merkel: Sexismus hat nichts damit zu tun, ob man Gendersternchen benutzt. | |
Wir aber benutzen den korrekten Gebrauch von Zeichen als Exklusion. Die, | |
die außerhalb der Wissensindustrie arbeiten, können mit diesen Debatten | |
nichts anfangen. | |
Foroutan: Mit Sternchen schreiben vielleicht fünf Prozent der deutschen | |
Gesellschaft – aber damit die Themen Gleichstellung, Gender und Feminismus | |
gleichzusetzen, ist Taktik. Damit kann man eine ganze Bewegung lächerlich | |
machen. Wenn Einzelelemente falsch laufen, dann müssen wir sie korrigieren. | |
Aber wir verkämpfen uns an den falschen Fronten. | |
Frau Foroutan, wer ist eigentlich wir? Spaltet Identitätspolitik nicht | |
immer weiter? | |
Foroutan: Bei den Debatten gibt es auch Spaltendes oder Kränkendes – etwa | |
das Wort vom „weißen, alten Mann“. Wir müssen darüber diskutieren, ob wir | |
Stereotype mit stereotyper Sprache bekämpfen wollen. Allerdings: Wir haben | |
festgestellt, dass es nicht funktioniert, sich auf ein Delegationsprinzip | |
zu verlassen, um zum Beispiel gleiche Repräsentation von Frauen | |
durchzusetzen. Der Frauenanteil im Bundestag ist so gering wie seit Mitte | |
der 90er Jahre nicht mehr. Deshalb bin ich identitätspolitisch für die | |
Frauenquote. Auch die Zeiten, in denen Migranten von Nichtmigranten in | |
Elitenpositionen repräsentiert wurden, sind vorbei. Dadurch wurden Räume | |
nicht geöffnet. Identitätspolitik ist taktisch ein richtiger Schritt. | |
Merkel: Das sollte aber auch für die Unterschicht oder die Arbeiterschaft | |
gelten. Die kommen zum Beispiel im Parlament erst recht nicht vor. | |
Foroutan: Ja, auch das ist wichtig. | |
Ist die Gefahr nicht groß, dass Identitätspolitik im Sektierertum endet? | |
Foroutan: Die ist immer groß. | |
Sehen Sie – zum Beispiel durch Safe Spaces, also exklusive Rückzugsorte für | |
Minderheiten, oder die Idee, dass nur das Opfer authentisch über | |
Diskriminierung reden kann – Tendenzen des Rückzugs aus der Öffentlichkeit? | |
Foroutan: Wir reden über Identitätspolitik und landen sofort bei Safe | |
Spaces. Dabei ist das die Ausnahme. Trotzdem wird die hochgeredet. Das ist | |
genauso falsch, wie sich auf Extinction Rebellion zu fokussieren anstatt | |
auf Fridays for Future, was eindeutig die größere und wichtigere Gruppe | |
ist. | |
Sind all diese Konflikte nötig, weil sie zu einem neuen Konsens führen? | |
Oder sind wir in einer Eskalationsspirale? | |
Foroutan: Manchmal denke ich, alles ist verloren, wir steuern auf einen | |
neuen Faschismus zu. Und manchmal, dass das jetzt ein Rückschlag ist, wir | |
aber in Wahrheit wissen, wohin es gehen soll. Wir befinden uns in Zeiten, | |
in denen vieles fundamental hinterfragt wird, und es gibt neue | |
Konkurrenzen. Wir glauben, wenn Neue kommen, müssen andere am Tisch Platz | |
machen. Vielleicht sollten wir lernen, dass man auch Stühle dazustellen | |
kann. | |
Merkel: Die AfD ist keine klassische Anti-System-Partei wie die NPD. Sie | |
ist eine Herausforderung, der wir begegnen müssen. Wenn wir das von oben | |
herab machen, mit dem Gestus, zu wissen, was gerecht, gut oder moralisch | |
nicht zulässig ist, produzieren wir Abwehrmechanismen bei jenen, die wir | |
ausschließen. Wir verstärken dort das Gefühl, erst recht die Partei zu | |
wählen, die redet, wie manche denken. Im Ziel unterscheiden wir beide uns | |
nicht: eine emanzipierte Gesellschaft ohne Diskriminierungen | |
hervorzubringen. | |
14 Jan 2020 | |
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