# taz.de -- Linken-Politiker will nicht widerrufen: Shitstorm, nächste Runde | |
> Ein Hamburger Linken-Kandidat relativiert den Holocaust, gibt sich in | |
> einem Interview reuig – und nährt online Verschwörungsgläubiges. | |
Bild: Hatten online viel Grund zur Freude: Trolle | |
Hamburg taz | Mittlerweile sind die Texte verschwunden. „Heute vor 75 | |
Jahren wurde Auschwitz befreit. Der Holocaust war eines der größten | |
Verbrechen im 2. Weltkrieg“: So begann, was am Montag [1][der Hamburger Tom | |
Radtke veröffentlichte], auf [2][seiner Homepage], seinem [3][Profil bei | |
Facebook] und [4][als Tweet]. So weit, so erwartbar. Wäre es nicht so | |
weitergegangen: „Die Nazis gehören auch zu den größten Klimasünder*innen, | |
da ihr Vernichtungskrieg und ihre Panzer riesige Mengen an CO2 produziert | |
haben. (…) Wir müssen die Klimaerwärmung jetzt stoppen, damit sich ein | |
Holocaust nicht wiederholt.“ | |
Nun ist solches da nicht zum allerersten Mal geäußert worden von Umwelt- | |
oder Klimaschützer*innen; durch eine ähnlich Alexander-Gauland-taugliche | |
Aussage zog sich auch der Kopf der Initiative „Extinction Rebellion“ | |
[5][den Zorn seiner deutschen Mitstreiter*innen zu]. Radtke aber ist | |
Kandidat der Hamburger Linkspartei: Bei der Bürgerschaftswahl am 23. | |
Februar steht der 18-Jährige auf Listenplatz 20. | |
[6][Die Partei distanzierte sich], ebenso [7][die Hamburger Gliederung von | |
„Fridays for Future“] (FFF), als deren Teil Radtke sich bezeichnete. Die | |
Kandidatur ruhen zu lassen, legte ihm die Linkenspitze nahe, auch der | |
Parteiausschluss steht im Raum. | |
„Es ist nicht falsch, Bewusstsein für die Klimakrise zu schaffen“, sagte | |
Radtke dann [8][am Donnerstag der Welt]. „Ich hätte aber besser erklären | |
sollen, was ich meine. Auschwitz können wir nicht rückgängig machen. Aber | |
den Klimawandel können wir noch stoppen.“ Ihn in eine rechte Ecke zu | |
schieben, sei völlig falsch: „Ich plane gerade eine Aktion, die meine | |
antifaschistische Position klarmachen wird“ – und zur letzten Freitagsdemo | |
vor der Hamburger Wahl, am 21. Februar, „habe ich jetzt die | |
Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano eingeladen“. Auf taz-Nachfrage | |
bestätigte [9][das Hamburger Auschwitz-Komitee, dem Bejarano vorsteht], | |
diese Einladung am Freitag übrigens nicht. | |
Präzisierung seiner Position also und eine gewisse Einsicht? Damit wäre | |
vielleicht Beruhigung möglich gewesen. Aber Radtke legte nach: „Zentrale | |
Positionen“ bei FFF in Hamburg besetzen demnach „Mitglieder und | |
Sympathisantinnen der Grünen Jugend“. Die Folge: Je näher die Wahl rückt, | |
„desto mehr Widerstand habe ich erlebt“. Im vorerst letzten [10][Tweet zur | |
Sache] drohte er mit der Enthüllung angeblicher „dreckiger Geheimnisse“ – | |
bis hin zu „Pädophilen bei FFF Hamburg“. | |
Pädos bei den Grünen? Was [11][bei allem wahren Kern] klingt, als komme es | |
aus dem Style Book für rechtsextremes Trollhandwerk, nahm dann noch an | |
Fahrt auf: Am Freitagvormittag hatte [12][sich der Hamburger | |
SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs kritisch] über den Vorgang | |
geäußert. Und @tomradtkede antwortete: Er solle „aufpassen, sonst | |
[13][ergeht es ihm wie seinem ehemaligen Fraktionskollegen Edathy]. Ich | |
kenne die Namen einiger seiner Opfer.“ | |
„Pädophile“ gehörte am frühen Freitagabend dann zeitweise zu den | |
Trendbegriffem bei Twitter Deutschland. | |
1 Feb 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Linken-Kandidat-relativiert-Holocaust/!5657158 | |
[2] https://tomradtke.de | |
[3] https://www.facebook.com/tomradtke.de | |
[4] https://twitter.com/tomradtkede | |
[5] /Reform-von-Extinction-Rebellion/!5648432 | |
[6] https://www.die-linke-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/detail/news/anti… | |
[7] https://twitter.com/fff_hamburg/status/1221941103387168768 | |
[8] https://www.welt.de/politik/deutschland/plus205466017/Klima-Holocaust-Tom-R… | |
[9] https://www.auschwitz-komitee.de/ | |
[10] https://twitter.com/tomradtkede/status/1222984796453974025 | |
[11] /Paedophilie-Debatte-bei-den-Gruenen/!5028836 | |
[12] https://twitter.com/kahrs/status/1223170964541845504 | |
[13] /Edathy-Affaere/!t5015950 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
Hamburg | |
Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Die Linke Hamburg | |
Wahl in Hamburg 2025 | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Wahl in Hamburg 2025 | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
Wahl in Hamburg 2025 | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
Schwerpunkt Fridays For Future | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Linke Verschwörungstheorie über Corona: „Im Labor entwickelt“ | |
Der Hamburger Linken-Abgeordnete Mehmet Yildiz erkennt in der Pandemie den | |
imperialistischen Westen am Werk. Genoss*innen distanzieren sich. | |
Tweets über „U-Boot“ Tom Radtke: Grünes Foulspiel gegen Linke | |
Grüne haben am Tag der Wahl Stimmung gegen Die Linke gemacht – mit der | |
Behauptung, wer sie wähle, hieve einen Rechtsextremen in Hamburgs | |
Bürgerschaft. | |
Der Fall Tom Radtke: Der Junge braucht einen Arzt | |
Der Hamburger Linken-Kandidat zur Bürgerschaft sorgt mit wirren Tweets zum | |
„Klima-Holocaust“ für Aufsehen. Seine Partei distanziert sich. | |
Was tun mit linkem Shoah-Relativierer?: Der meint das ernst | |
Ein 18-jähriger Hamburger Linken-Parlamentskandidat twittert von den Nazis | |
als „größten Klimasünder*innen“. Nur ein Ausrutscher? | |
Linken-Kandidat relativiert Holocaust: How dare he? | |
Ein Kandidat der Linken hat am Holocaust-Gedenktag die Klimakrise mit der | |
Shoah gleichgesetzt. Die Partei will, dass er seine Kandidatur zurückzieht. | |
Linksliberale und Identitätspolitik: „Wir verkämpfen uns an falschen Fronte… | |
Ist die Linke am Rechtsruck schuld? Ein Streitgespräch zwischen Naika | |
Foroutan und Wolfgang Merkel über Kosmopolitismus, Privilegien und | |
Klimafragen. |