| # taz.de -- SPD nach der Wahl in Brandenburg: Gerade noch mal gut gegangen | |
| > Auch wenn die SPD in Brandenburg Stimmen verloren hat: Auf ihrer | |
| > Wahlparty gibt es nur glückliche Verlierer, denn sie liegt klar vorne. | |
| Bild: Hat trotz Verlusten noch ein Lächeln übrig: Brandenburgs Ministerpräsi… | |
| Potsdam taz | „Klara für den Parteivorsitz“, sagt ein älterer Genosse und | |
| schwenkt seine SPD-Fahne. Olaf Scholz, SPD-Fraktionschef Mike Bischoff und | |
| Klara Geywitz stehen vor einer Leinwand, die um 18.03 Uhr [1][das frohe | |
| Ergebnis] verkündet. 27,5 Prozent, klar vor der AfD. Jubel, die Spannung | |
| löst sich. Scholz lächelt aufgeräumt in die Kameras. | |
| [2][Olaf Scholz und Klara Geywitz wollen die SPD führen]. Das Ergebnis ist | |
| auch für die beiden erfreulich. Besser hätte es kaum laufen können, auch | |
| wenn die SPD wohl viereinhalb Prozentpunkte im Vergleich zu 2014 verloren | |
| hat. Auf der SPD Wahlparty in Potsdam gibt es nur glückliche Verlierer. | |
| Die SPD ist klar stärkste Partei. Sie hat die AfD auf Distanz gehalten. Das | |
| Schreckensszenario, das die AfD den Landtagspräsidenten stellen könnte, | |
| formal der höchste Repräsentant des Landes, hat sich verflüchtigt. Die SPD | |
| hat auch CDU, Grüne und Linkspartei auf Distanz gehalten. Die | |
| Sozialdemokraten werden wie in den letzten 29 Jahren den | |
| Ministerpräsidenten stellen. Mehr als 6 oder 7 Prozentpunkte über dem | |
| Bundestrend, so das Wording der SPD-Spitze in Potsdam vor der Wahl, sei | |
| nicht möglich. Jetzt liegen die Genossen mehr als 10 Prozentpunkte über den | |
| Umfragen im Bund. Ein politisches Wunder? | |
| Der Wahlkampf war bis vor zwei Wochen farb- und ideenlos. Die Botschaft | |
| lautete: Es geht gut, und wir sorgen dafür, dass es so bleibt. Mehr nicht. | |
| Dabei gibt es Probleme: miese Löhne bei der Pflege, die Funklöcher, | |
| überfüllte Pendlerzüge vom Speckgürtel nach Berlin. Nur 41 Prozent der | |
| Brandenburger waren mit der Regierung zufrieden – da klang die „Alles ist | |
| gut“-Botschaft schräg. | |
| ## Die SPD als Anti-AfD | |
| Die zweite Schwäche ist [3][Dietmar Woidke], der nicht mehr so beliebt ist | |
| wie 2014 – oder wie es seine Vorgänger waren. Weil die Parteien im Osten | |
| weniger verankert sind, ist die Performance des Ministerpräsidenten | |
| wichtiger als in westlichen Bundesländern. Woidke wirkte manchmal lustlos. | |
| Es gab Gerüchte, dass jemand anderes ihn beerben könnte. | |
| Und doch ist das Konzept der SPD, am Ende ganz auf Woidke und Anti-AfD zu | |
| setzen, aufgegangen. „Verantwortung“ stand auf den Wahlplakaten mit dem | |
| Konterfei von Dietmar Woidke. Die Rechte sei „ein Risiko für unseren | |
| Wirtschaftsstandort Brandenburg“, so Woidkes Botschaft in den letzten zwei | |
| Wochen. | |
| Es ist der SPD auf den letzten Metern gelungen, sich als Anti-AfD-Kraft in | |
| Szene zu setzen und ihre Anhängerschaft zu mobilisieren. In Brandenburg | |
| leuchtete wohl auch potenziellen Grünen-Wählern im letzten Moment ein, dass | |
| nur die SPD stärker werden könne als die Rechtspopulisten. | |
| ## Ein einschneidendes Ergebnis | |
| Der SPD-Erfolg, wenn man ihn an den düsteren Erwartungen misst, verdankt | |
| sich der Mobilisierung durch die AfD. Es schien einen Zweikampf zu geben, | |
| wer die stärkste Partei in Brandenburg wird. Die Wahlbeteiligung ist mehr | |
| als 10 Prozentpunkte höher als 2014 – nicht nur die AfD-Klientel, auch | |
| besorgte sozialdemokratische WählerInnen ging diesmal zur Wahl. Es ging ja | |
| um etwas. | |
| Die SPD wird nun mit diesem Ergebnis, das weit über den skeptischen | |
| Befürchtungen liegt, selbstbewusst die Regierungsbildung in die Hand | |
| nehmen. Sie wird ziemlich sicher mit den Grünen regieren. Hinzu kommen | |
| entweder die Linkspartei, die seit zehn Jahren in Potsdam der unauffällige | |
| Partner der SPD ist, oder die CDU. Das wird weniger eine grundlegende | |
| politische Links-rechts-Weichenstellung werden als eine pragmatische | |
| landespolitische Entscheidung. | |
| Aber bei aller Erleichterung: Die SPD hatte mal das Copyright auf das | |
| Brandenburg-Gefühl. Das hat sie verloren, wie die deprimierenden Umfragen | |
| lange zeigten. Jetzt hat sie fünf Jahre lang Zeit in der Regierung, den | |
| verlorenen Kontakt zu dem Land wiederzufinden. | |
| 1 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Reinecke | |
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