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# taz.de -- Rot-grün-rote Regierung in Bremen: Ein klares Ökoprofil
> Rot-Grün-Rot ist nun im Amt. Dass das Programm der Koalition sehr grün
> wirkt, ist vor allem Bausenatorin Maike Schaefer zu verdanken.
Bild: Rot-Grün-Rot steht: Maike Schaefer (r.) mit SPD-Bürgermeister Andreas B…
Bremen taz | Die Grüne Maike Schaefer ist am Donnerstag zur Bremer Bau- und
Umweltsenatorin [1][in der ersten rot-grün-roten Regierung] in einem
westdeutschen Bundesland gewählt worden – und als Stellvertreterin von
Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) zur Bürgermeisterin von Bremen.
In dieser Funktion löst sie ihre Parteikollegin Karoline Linnert ab, die
Finanzsenatorin gewesen war.
Vor dem Wahlkampf hatte sich die 48-jährige Biologin Schaefer mit klarem
Ökoprofil gegen die 60-jährige Linnert in einer von der Basis erzwungenen
innerparteilichen Urwahl durchgesetzt. Das ist bemerkenswert, denn kaum
einer politischen Körperschaft fällt es schwerer als den Grünen, einen
Generationswechsel zu vollziehen.
Das gilt besonders in Bremen, wo die Ökos vor 40 Jahren erstmals in einen
deutschen Landtag eingezogen waren. Und man kann sich fragen, ob das von
einem durchs Rotationsprinzip verursachten Partei-Trauma herrührt.
Die Ablösung gelingt immer nur unter Schmerzen. Vor zwei Jahren hatte mit
Marieluise Beck, Wahlkreis Bremen I, die letzte Abgeordnete der ersten
grünen Bundestagsfraktion abtreten müssen, weil klar war, dass sie in einer
Kampfkandidatur gegen die jüngere Kirsten Kappert-Gonther unterliegen
würde. Sie ist dann auch aus der Stadt weggezogen, und man muss sagen: im
Groll.
## Unterschätzen wird Schaefer jetzt niemand mehr
Und Linnert, seit 1979 in der Landespolitik aktiv, seit 2007 Senatorin und
damit das am längsten amtierende Mitglied der FinanzministerInnenkonferenz,
hatte vergangenen Sommer noch nicht gedacht, dass Schaefer ihr gefährlich
werden könnte.
In Schwalmstedt bei Limburg in Hessen geboren, hat Schaefer in Bremen
studiert, sich auf Ökotoxikologie spezialisiert und sich mit einer Arbeit
über Regenwürmer promoviert. Als einen großen politischen Erfolg kann sie
die Abschaffung des Friedhofszwangs im Land Bremen vorweisen, gegen den
erbitterten Widerstand der evangelischen Kirche und des ihr treu ergebenen
damaligen SPD-Bürgermeisters.
Seit 2015 führte sie die Grünenfraktion und rieb sich mit dem
Koalitionspartner SPD in Scharmützeln um Gründächer und Premium-Radwege
auf. Ihr Debattenstil ist eher emotional, und manchmal hatte es den
Eindruck, dass es dem SPD-Fraktionsvorsitzenden gerade deshalb Spaß machte,
sie zu brüskieren.
Unterschätzen wird Schaefer jetzt niemand mehr: Im Wahlkampf hatte sie eine
fast schon plakative Offenheit für alle Bündnisoptionen zur Schau getragen,
im taz-Interview vom CDU-Spitzenkandidaten geschwärmt und beteuert, dass
ihr Herz zwar links schlage, aber eine Koalitionsaussage dennoch nicht
infrage komme: „Ob Rot-Grün-Rot möglich ist, hängt insbesondere daran, ob
die Linke in der harten Realität begrenzter Mittel ankommen will“, hatte
sie gesagt.
Das dürfte sie im stark linksdrehenden Bremen unterm Strich ein paar
Stimmen gekostet haben – hat aber letztlich die Verhandlungsposition
verbessert: Der Bremer Koalitionsvertrag trägt eine starke grüne
Handschrift. Klimaschutz ist erkennbar als Querschnittthema etabliert, und
mit dem Bauressort hat sich die Grünen-Frontfrau gegen Begehrlichkeiten der
Linken auch den Zugriff aufs Wohnen-Thema gesichert – die große soziale
Frage der Gegenwart. Und dass man die Schuldenbremse akzeptiert, die man in
Bremen als Teil des Nachhaltigkeitsdiskurses etabliert hat, ist auch
Konsens.
15 Aug 2019
## LINKS
[1] /Rot-gruen-rote-Koalition-in-Bremen/!5604069
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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