| # taz.de -- Reform der Grunderwerbsteuer: Staat, Mieter und Bauern geprellt | |
| > Mit Share Deals umgehen Konzerne gerne Steuern sowie Regeln gegen | |
| > Wohnungsnot. Die Pläne der Regierung würden daran kaum etwas ändern. | |
| Bild: Protest gegen Mietsteigerungen: Ein Grund ist Spekulation, die durch Shar… | |
| Immobilienverkäufe mit Share Deals sind asozial: Gerade Konzerne erwerben | |
| das Gebäude oder Grundstück nicht direkt, sondern Anteile („Shares“) an | |
| einer Firma mit der Immobilie. So lange sie weniger als 95 Prozent kaufen, | |
| müssen sie nach aktueller Rechtslage keine Grunderwerbsteuer zahlen. Es | |
| gelten auch nicht gesetzliche Vorkaufsrechte etwa von durch Wohnungsnot | |
| geplagte Kommunen oder – bei Agrarflächen – von Landwirten. | |
| So können vor allem große Investoren Wohnhäuser häufiger verkaufen und die | |
| Preise in die Höhe treiben. Den Ländern entgehen nach Schätzungen bis zu | |
| eine Milliarde Euro Steuern pro Jahr, Mieter zahlen langfristig mehr und | |
| Bauern werden Äcker von Branchenfremden weggekauft. | |
| Leider würde daran der am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossene | |
| [1][Gesetzentwurf zur Grunderwerbssteuer] kaum etwas ändern. Die Große | |
| Koalition will, dass die Abgabe schon dann fällig wird, wenn der Käufer 90 | |
| Prozent der Firma mit der Immobilie übernimmt. Den Rest darf er nicht wie | |
| bisher bereits nach 5, sondern erst nach 10 Jahren steuerfrei übernehmen. | |
| Das sind angesichts der Millionengeschäfte, um die es hier geht, lächerlich | |
| niedrige Hürden. Die Investoren müssen einfach die Verträge mit ihren | |
| Strohleuten, die die restlichen Anteile halten, etwas ändern – und können | |
| ansonsten weiter spekulieren wie bisher. | |
| ## Steuerpflicht ab einem Anteil von 50 Prozent | |
| Das Spiel stoppen könnte der Bund nur, wenn er die Schwelle für die Steuer | |
| auf 50 Prozent der Unternehmensanteile senkt. Denn wer nicht mehr als die | |
| Hälfte einer Immobilienfirma hat, kann auch nicht wirklich über sie | |
| bestimmen. Dann wären Share Deals ziemlich unattraktiv. Damit das vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht durchkommt, müsste die Abgabe nur für den | |
| jeweiligen Firmenanteil gezahlt werden. Bislang schuldet der größte | |
| Gesellschafter die gesamte Steuer. | |
| Parallel müsste der Staat vorschreiben, dass die Vorkaufsrechte für | |
| Kommunen und Bauern auch beim Share Deal ziehen. Dann wäre diese asoziale | |
| Praxis wohl endgültig tot. | |
| 1 Aug 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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