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# taz.de -- Flügel-Streit der AfD: Nicht alle folgen bedingungslos
> Björn Höcke hat auch bei der Berliner AfD treu ergebene Jünger. Die
> Spitzen von Partei und Fraktion stellen sich öffentlich gegen die
> Ultrarechten.
Bild: Die Gefahr für rechts (Georg Pazderski) lauert ganz rechts (Thorsten Wei…
Berlin taz | „So, liebe Freunde, bitte erhebt euch alle und begrüßt mit
donnerndem Applaus und dem Schwenken der Deutschlandfahne … Björn Höcke!“
Beim anschließenden Gang durch die Menge schüttelt der rechte
AfD-Frontmann, der so gern die Deutschen erlösen will, die ihm
entgegengestreckten Hände und gibt sich redlich Mühe, sichtbar bewegt ob
des ergebenen Jubels zu sein.
Die Szenen des Einlaufs des sich [1][als Heiland gerierenden thüringischen
Parteichefs] am Samstag beim Treffen des rechtsextremen
Parteizusammenschlusses [2][„Der Flügel“] in Leinefelde wirken auf
Unbeteiligte unfreiwillig komisch. Für Menschen mit Hang zum Führerkult,
wie den Obermufti der Neuen Rechten, Götz Kubitschek, hat die Inszenierung
dagegen „qualitative Maßstäbe gesetzt“.
Ähnlich leicht zu begeistern war auch der Berliner AfD-Abgeordnete
[3][Thorsten Weiß], der ganz im Sinne der NS-Parole zum Kriegsende „Führer
befiehl, wir folgen dir“ nach der Veranstaltung kundtat: „Du bist unser
Anführer, dem wir gerne bereit sind zu folgen.“ Da tat es nichts zur Sache,
dass Höcke in seiner gegen den Parteivorstand gerichteten Rede zuvor den
zumindest [4][strategischen Riss in der Partei] vertieft und der AfD
womöglich keinen Gefallen getan hatte. Dass Flügel-Bindeglied Weiß so
ergeben war, lag vielleicht auch daran, dass Höcke ihm auf der
Veranstaltung eine selbst erdachte „Bismarck-Medaille“ verliehen hatte.
Die Frage, wie offen antidemokratisch und völkisch-nationalistisch man sein
dürfe, hatten schon in der Woche vor dem Kyffhäuser-Treffen mehrere
westdeutsche Landesverbände gestellt. Mittlerweile ist es ein offener
Ko[5][[Link auf
https://taz.de/Wahljahr-in-Brandenburg/!5559742&s=Kalbitz/]] nflikt: „Für
eine geeinte und starke AfD“ heißt ein am Mittwoch veröffentlichtes
Schreiben, das bundesweit 100 Parteifunktionäre unterschrieben haben, und
in dem sie Höcke vorwerfen, mit seiner „spaltenden Kritik“ die
„innerparteiliche Solidarität“ verletzt zu haben. Acht Berliner
Abgeordnetenhaus-Mitglieder und zwei Bezirkspolitiker haben unterschrieben
– und sich damit auch von Weiß distanziert.
## Berliner Spitze dabei
Unterschrieben haben der Landes- und Fraktionschef Georg Pazderski, der
parlamentarische Geschäftsführer Frank-Christian Hansel und „Roland
Gläser“, in Berlin als stellvertretender Fraktionschef, Pressesprecher und
eher unter dem Vornamen Ronald bekannt. Gläser hatte zuletzt noch in einem
öffentlich gewordenen Chat ein Sturmgewehr als Antifa-Neutralisator „toll“
gefunden. Dennoch zeigt die Anzahl der Berliner Unterstützer, dass der
Landesverband, zumindest im parteiinternen Vergleich, einer weiteren
Radikalisierung skeptisch gegenübersteht.
Das ist insbesondere im Vergleich zu Brandenburg auffällig, wo sich niemand
gegen den Flügel und damit auch den eigenen Landesvorsitzenden Andreas
Kalbitz wenden wollte. Der hatte in Leinefelde auf den Aufruf von
Parteichef Alexander Gauland, sich verbal zu mäßigen, bissig reagiert: „Wir
werden uns nicht prostituieren für kleinliche Machtverteilungen.“ Für den
Wahlkampf in den kommenden Monaten muss sich Kalbitz wohl andere
Marktplatzredner suchen als die Berliner Parteikollegen. In Thüringen wird
er aber bestimmt fündig.
10 Jul 2019
## LINKS
[1] /Extremismusvorwuerfe-gegen-Hoecke/!5574590
[2] /AfD-Rechtsaussen-Bewegung-Der-Fluegel/!5571754
[3] /Jungen-Alternative-und-Identitaere/!5469028
[4] /Gauland-will-nicht-jede-Meinung-dulden/!5610338
[5] /Wahljahr-in-Brandenburg/!5559742
## AUTOREN
Erik Peter
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