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# taz.de -- Extremismusvorwürfe gegen Höcke: Familienstreit um den Kurs der A…
> Der Konflikt um den Kurs der AfD spaltet jetzt rechte Medienunternehmer.
> Den Auftakt gab die „Junge Freiheit“ mit einer Kritik der Radikalen.
Bild: Spaltet er die AfD? Das fragt sich zumindest die „Junge Freiheit“
Berlin taz | Die AfD steht unter Spannung. Wie groß sie ist, war Ende
Februar auf dem [1][Parteitag des baden-württembergischen Landesverbands in
Heidenheim] zu besichtigen. Dort hielt Parteichef Jörg Meuthen, der
gewöhnlich versucht, es parteiintern allen Recht zu machen, eine
geharnischte Rede.
Meuthen sprach von „einigen komplett rücksichtslosen Radikalen in unserer
Partei“, von „abstrusesten Positionen auch zu den dunkelsten Kapiteln
unserer Geschichte“ und rief: „Wer hier seine gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit ausleben möchte, dem sage ich ganz klar: Sucht euch
ein anderes Spielfeld für eure Neurosen!“ Dafür erntete er laute Buhrufe –
aber auch viel Applaus.
Meuthens Kritik zielte vor allem auf jene Mitglieder, die sich zuvor im
schwäbischen Burladingen versammelt hatten: Semi-prominente AfDler, die
dagegen protestierten, wegen Extremismusvorwürfen aus der Partei
ausgeschlossen zu werden – und die die parteiinterne Arbeitsgruppe zum
Verfassungsschutz gerne als „Stasi“ oder „Großinquisitoren“ bezeichnen.
Wen Meuthen nicht erwähnte: den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke, den die
Kritisierten für ihren Schutzheiligen und Erlöser halten. Höcke selbst war
nicht in Burladingen, er konzentriert sich derzeit vor allem auf Thüringen
und die anderen ostdeutschen Bundesländer. Doch gleich drei Mal zierte sein
Konterfei die Bühne im Schwäbischen.
## Attacke von der „Jungen Freiheit“
Viele in der AfD wissen, dass Höcke für die Partei ein Risiko darstellt,
auch wenn dies höchst unterschiedlich bewertet wird. Höckes Strömung „Der
Flügel“ hat der [2][Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft], im
internen Gutachten der Behörde fällt Höckes Name mehr als 600mal, so häufig
wie kein anderer. Doch öffentlich angegangen wird Höcke, der
Spitzenkandidat für die Thüringer Landtagswahl im Oktober ist, parteiintern
kaum.
Diese Attacke hat nun Dieter Stein übernommen, Chefredakteur der Jungen
Freiheit (JF), die den Aufstieg der Partei wohlwollend begleitet hat.
„Spaltet er die AfD?“ fragt die JF in ihrer neuen Ausgabe auf Seite 1,
daneben ist ein Höcke-Porträt abgebildet. Etwas weiter hinten dann setzt
Stein zum Totalverriss an. Es geht um Höckes letztes Buch („Nie zweimal in
denselben Fluß“), das allerdings bereits vor einem Dreivierteljahr
erschienen ist. „Nichts Originäres oder wenigstens Orginelles hat dieser
redselige, weitschweifige „metapolitische“ Möchtegern-Vordenker zu bieten.
Nicht einmal irgend etwas Konsistentes“, schreibt Stein.
Von „schrägen Auftritten“ und „großspurigen Reden“ ist außerdem zu l…
von Pathos und Kitsch. Von der Unfähigkeit, den richtigen Ton zu treffen.
Davon, dass Höcke sich „grundsätzlich“ nicht kritisch öffentlich zu Wort
melde, „wenn sich AfD-Politiker eindeutig antisemitisch oder rechtsextrem
äußern“. Und dass er sich absichtlich unklar ausdrücke, um „in Ton und
Wortwahl abgründige und abstoßende Assoziationen zu wecken“.
Steins vernichtendes Urteil: „Er ist ein ideologisches Irrlicht“ – und
drohe, die AfD zu spalten. „Den Kräften der Vernunft“, warnt der JF-Chef,
„bleibt nicht mehr viel Zeit.“ Das sitzt.
## Konter von Kubitschek und Elsässer
Kaum ist die Junge Freiheit damit raus, meldet sich Götz Kubitschek auf der
Website seiner Zeitschrift Sezession zu Wort. Wie schnell das geht, zeigt,
wie nervös man in der AfD und ihrem neurechten Umfeld ist. Kubitschek, das
muss man wissen, hält sich für den intellektuellen Mastermind hinter Höcke,
auch hat der neurechte Publizist viel Hoffnungen in die AfD gesetzt. Lange
hat er auf eine Partei gewartet, die eine Brücke zwischen der bürgerlichen
Mitte und dem rechtsextremen Lager schlagen kann und so seine Positionen
mehrheitsfähig macht. Von einer rechts gestutzen AfD hält Kubitschek
entsprechend gar nichts. Stein dagegen hat sich schon früher für Mäßigung
ausgesprochen und sich im Machtkampf vor der Bundestagswahl auf die Seite
der damaligen Parteichefin Frauke Petry gestellt.
Kubitscheks Gegenattacke ist erstaunlich schlicht. „Mein alter alter Freund
und Weggefährte Dieter Stein hat gegen Björn Höcke einen Text abgefeuert,
der unter aller Kanone ist“, schreibt Kubitschek. Stein lese Höckes Buch
„wie ein antifaschistischer Stellen-Markierer es nicht besser lesen könnte.
Das ist ein starkes Stück! Er lastet Höcke den Unfrieden in der AfD an. (…)
Das ist schäbig.“ Wie immer betont Kubitschek, dass der Feind außerhalb des
eigenen weltanschaulichen Lagers stehe und empfiehlt: „Höcke lesen! Ohne
die Brille Steins!“
Auch Compact-Chef Jürgen Elsässer springt Höcke umgehend bei: „Die
einzigartige Chance AfD darf nicht verspielt werden“, schreibt der
Querfront-Fan. „Ihr braucht die ganze Spannbreite, von der wunderbaren
Alice Weidel bis zum wunderbaren Kämpfer Björn Höcke.“
Und Höcke selbst? Der hielt sich zuletzt auffallend zurück. Auf der
Facebookseite des Flügels aber heißt es jetzt unter einem Foto von Höcke
und Andreas Kalbitz, dem zweiten starken Mann an der Spitze der rechten
Strömung, der Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Brandenburg ist: „Wer
dem Flügel oder seinen Protagonisten die Existenzberechtigung als Korrektiv
gegenüber den Koalitionsfetischisten mit einer sozialdemokratisierten CDU
abspricht, ist im Visier. Diesen vereinzelten Provokateuren von Innen und
Außen werden wir unseren entschiedenen Widerstand entgegensetzen.“ Es
könnte spannend werden bei der AfD.
3 Mar 2019
## LINKS
[1] /Spendenaffaere-der-AfD/!5575967
[2] /AfD-im-Blick-des-Verfassungsschutzes/!5565986
## AUTOREN
Sabine am Orde
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