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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Die Deutschen ruinieren mit von der Leyen das Wahlsystem in der EU. Und
> Heiko Maas könnte langsam mal verantwortungsbewusster werden.
Bild: Braucht dringend Förderung: Außenminister Heiko Maas
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Diese angejaulten Handyvideos von Italiens
Innenminister Salvini.
Und was wird besser in dieser?
Gibt es wirklich keine Partnerschaftsbörse für Peinliche?
Der Rat der EU hat [1][Ursula von der Leyen als mögliche
Kommissionspräsidentin] aus dem Hut gezaubert, obwohl die im Wahlkampf
keine Rolle spielte. Ohne googeln: Nennen Sie drei Dinge, die die Frau für
den Posten qualifizieren!
Die Ämter Ratspräsident, EZB-Chef und Parlamentspräsident können dann nicht
an Deutsche vergeben werden. Oder: Englisch, Französisch, Deutsch. In
Brüssel geboren, in London studiert und immer eine gute Antwort auf die
EU-typische Frage: „Ist ein Arzt im Saal?“ Oder: Familie, Arbeit,
Verteidigung – ihre Ministerien. Grund der Gründe jedoch ist die Chance,
sich zur letzten Kommissionspräsidentin zu machen, die nicht
Spitzenkandidatin war. Also einen Kraftschluss zwischen den
Parlamentswahlen und der Wahl der Regierungschefin herzustellen. Der
Begriff „Spitzenkandidat“ schwingt sich auf, wie Kindergarten, Riesling,
Autobahn in aller Frauen Länder als Germanismus einzuwandern. Eine Blamage,
dass ausgerechnet die Deutschen eine Direktwahl sowohl fordern als mit vdL
auch ruinieren. Mangels EU-Verfassung gilt provisorisch weiterhin das Heft
„Asterix auf Korsika“. Asterix: „Wie? Die Urnen sind schon vor dem
Wahltermin voll?“ – Osolemirnix : „Natürlich. Aber wir werfen sie ins Me…
ohne sie geöffnet zu haben, und dann gewinnt der Stärkere. So ist es bei
uns Brauch.“ Mit dem Versprechen, das zu beenden, könnte Euro-Uschi eine
Mehrheit sammeln.
Die [2][SPD überlegt, gegen von der Leyen zu stimmen]. Annegret
Kramp-Karrenbauer warnt den Koalitionspartner vor einer Verfassungskrise.
Popcorn süß oder salzig?
Der Sozialdemokrat Timmermans unterlag, mit dem formellen Gewinner Weber
hat er keinen Deal hinbekommen – etwa: Jobsharing? – und damit greift
drittens: Irgendwer mit Mehrheit. Wer mag, warte geduldig auf Vorschläge
der SPD.
Die [3][Suche nach einem Aufbewahrungsort für hoch radioaktiven Müll] geht
weiter. Sie soll ergebnisoffen sein, aber aus Bayern heißt es jetzt schon:
Bei uns nicht! Bei wem dann?
Wir Kohlenkinder im Ruhrgebiet kennen für das Bergerbe den vergleichsweise
ehrlichen Begriff „Ewigkeitskosten“. Dagegen ist „Endlager“ eine fromme
Lüge. Die halbe Wahrheit – das Zeug muss erst mal wohin – verdanken wir
Rot-Grün, die 98 bis 02 den „Arbeitskreis Endlagerstandorte“ installierte.
An dem Begriff war allein schon der Plural ein Erfolg. 2012 ließ der damals
diensttuende Standortenführer Röttgen immerhin die Zuspitzung
„bestmöglicher“ Standort durch und das Kriterium von „einer Million
Jahren“. Heißt: Das ganze Bundesgebiet kandidiert, und wer Pech hat, kommt
in den Lostopf. Dass Bayern bockt und Thüringen bangt, sind paradox gute
Zeichen: Wer schon wieder vom Hochfahren der Kernenegerie fiebert, wie
VW-Chef Diess oder Atomfans in der Union, sieht: Neuer Schrott ist nicht
durchsetzbar, solange alter Schrott Streit schafft.
Carola Rackete, [4][Kapitänin des Rettungsschiffs „Sea-Watch 3“], wird am
Dienstag von der italienischen Staatsanwaltschaft angehört werden. Die
ermittelt wegen „Beihilfe zu illegaler Migration“. Und wir haben eine neue
Heldin. Oder halten Sie lieber Greta die Treue?
Tolle Menschen. Doch wir müssen auch an die Zukunft denken und Talente
fördern. Etwa Heiko Maas. Zu Rackete sagte er bereits: „Wer Menschenleben
rettet, ist kein Verbrecher.“ Aus dem könnte sich mal ein
verantwortungsbewusster Außenminister entwickeln.
[5][Greta Thunberg] hat am Freitag getwittert: Schulstreiks machen keine
Ferien! Aber was bestreikt man, wenn man eigentlich freihat?
Den schwersten Gegner, sich selbst. Bequem kann jeder.
Mitten in der Regierungskrise ist das österreichische Parlament so
effizient wie nie. Dank wechselnder Mehrheiten haben die Abgeordneten in
kürzester Zeit einen „Papamonat“ eingeführt, das Rauchverbot in Gaststät…
durchgesetzt und die Mindestrente erhöht. Sind feste Koalitionen eh
überholt?
Urdeutsche Sehnsucht: Expertokratie. Kann auch Tyrranei der Lobbyisten
werden. In die Zukunft geschaut: das Konzept „Bündnispartei statt
Volkspartei“. Lieber eine Koalition aus drei, vier Parteien, die in
relevanten Fachgebieten stark sind, als die großen, manövrierunfähigen
Supertanker.
Und was machen die Borussen?
Aktuelle Urlaubsvertretung: Tour de France.
Fragen: Peter Weissenburger
7 Jul 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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