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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Auf dem Kirchentag in Dortmund wurden Vulven gemalt. Und Polizei und
> Bundeswehr sind laut Friedrich Merz schon zu Teilen bei der AfD.
Bild: Kanzlerin Merkel sagte schon 2013, mit ihr werde es die „Ausländermaut…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die 150-jährige Buche hinterm Haus ist kahl.
Dürrestress, das Alter, womöglich Schädlinge.
Und was wird besser in dieser?
Johannistrieb.
Am Sonntag ging [1][der Kirchentag in Dortmund] zu Ende. Was bleibt,
abgesehen von der wunderbaren Vulven-Malerei?
Scheiden tut weh, doch immerhin konnte man so auch die Bild-Zeitung
(„Zwischen Gender-Gaga und Gott-Partei“) in die Arche holen. Unsere nicht
besonders gut betuchte Stadt war paar Tage besonders gut betucht, die
Frömmelkohorten durch allerlei bunte Bänder, Lanyards und hilflose Blicke
in Stadtpläne ausreichend kenntlich. Sie hausten wie die Sandalen und
wirkten wie die umgängliche Version eines bisher unbekannten, lindgrünen
Heimspielgegners des BVB.
In Sachsen-Anhalt denken CDU-Politiker [2][über eine Koalition mit der AfD
nach]. Ist das nun diese bürgerliche Kraft gegen die AfD, über die AKK sich
nach den Bürgermeisterwahlen in Görlitz so gefreut hat?
Ist „denken nach“ nicht ein wenig euphemistisch dafür? „Zunahme brutaler
Kriminalität“ und „ungesteuerte Migration“ sind Schemen aus dem entfakte…
AfD-Jargon. Der Wunsch, „das Soziale mit dem Nationalen zu versöhnen“, ist
inhaltlich unlogisch, Sozialpolitik ist beklagenswert national in Europa.
Und rhetorisch klassisch: Erfinde einen Missstand und verkaufe eine Lösung,
die niemand braucht. Na ja, oder man liest „national und sozial versöhnen“
in einem CDU-Papier und kotzt direkt. Ob Union und AfD je koalieren, steht
dahin. Sicher jedoch: Es perforiert jetzt schon die Autorität der
Parteivorsitzenden, die doch eigentlich erst nach drei Klatschen im Osten
gefeuert werden soll.
Der Berliner Senat hat vergangenen Dienstag [3][einen Mietendeckel
beschlossen] und die ganze Stadt war in Schampuslaune. Haben die jetzt
tatsächlich mal was richtig gemacht?
Pardauz: die Politik kann handeln! Berliner Mieter können sich als
Arbeitsgruppe der Vertriebenenverbände organisieren – da kommt R2G und haut
einen raus, der eben noch als undenkbar galt. Ob Landes- und
Verfassungsgerichte das durchwinken, ist der Müllergang weniger wichtig als
die Geste: Wir tun was. Enthalten das Geständnis, dass Mietpreisbremse und
anhängende Bestimmungen nicht wirken und eh keiner versteht, seit Stephen
Hawking tot ist. Kompliment von der Börse – die Aktien von
Immobilienkonzernen gaben ein paar Prozentpunkte nach. Also Konzerne wie
Vonovia, Deutsche Wohnen und ADO, die in diesem Jahrzehnt zwischen 300 und
600 % Kursanstieg mampften.
Der Europäische Gerichtshof hat der [4][Pkw-Maut für Ausländer in
Deutschland] eine Absage erteilt. Was könnte nun das neue Lieblingsprojekt
der CSU werden?
Üben? Ausländerfeindlichkeit ist schlimm; schlimmer ist, wenn man zum
Ausländerfeindlichsein auch noch zu blöd ist. Das Monstrum entstand im
Landtagswahlkampf 2013 als „Ausländermaut“ und war auch so gemeint.
Kanzlerin Merkel beschied im TV-Duell Stefan Raab, mit ihr werde es das
nicht geben – im stillen Vertrauen auf die EU-Gesetzgebung, die nun greift.
Die CSU-Verkehrsminister Ramsauer, Dobrindt, Schmidt und Scheuer parkten
ihr Haus auf der Standspur, während Dieselaffäre, Abgasbetrug,
Bahndesaster, marode-Straßen-Ärger, Fluglinienpleiten und Elektromobilität
an ihnen vorbeirauschten. Nun ist ihre als Gesetz getarnte Strohhütte
abgefackelt, und mehr noch: der schlafende Hund ist wach. Die EU sagt: Maut
für alle – gute Idee. Und plant die europaweite Einführung. Die CSU trennt
nur noch ein Vollrausch vom neuen Claim – „Maut? Mit uns nicht!“.
Der im Mordfall Lübcke [5][Tatverdächtige Stephan E.] war laut Spiegel
Online offenbar auf jener Versammlung, auf der Walter Lübcke seinen
berühmten Satz sagte. Danach hat er ihn in Chats mit Gleichgesinnten als
Volksverräter bezeichnet – sieht so ein Einzeltäter aus?
Bin ich Kripo? Zum Glück nicht, denn Polizei und Bundeswehr sind laut
Friedrich Merz schon zu Teilen bei der AfD. Weswegen die Ordnungsmacht
„eindeutigen Rückhalt aus der Politik“ brauche. Merz’ Hinweis, dass
Ermittler der zu ermittelnden Tat unterdistanziert begegnen, beruhigt nun
auch nicht. Andere Frage: Wo steht man, wenn ein hessischer CDU-Amtsträger
todgeweiht weit links erscheint?
Und was machen die Borussen?
Verkauften Weltmeister Mats Hummels 2016 für 35 Millionen an Bayern
München, holen ihn nun – aus der Nationalelf aussortiert und „für Bayern …
langsam“ – für gerüchtelte 38 Millionen zurück. Ist ja nicht mein Geld.
Fragen: LIY, HDL
23 Jun 2019
## LINKS
[1] /Kirchentag-2023/!t5202068
[2] /Debatte-ueber-CDU-AfD-Koalition/!5601979
[3] /Mietendeckel-in-Berlin/!5600646
[4] /Illegale-Pkw-Maut-in-Deutschland/!5600693
[5] /Mordfall-Walter-Luebcke/!5604826
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Mietendeckel
Schwerpunkt Mordfall Walter Lübcke
CDU
Kolumne Die Woche
Ursula von der Leyen
Pkw-Maut
Thorsten Schäfer-Gümbel
Migration
SPD
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