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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Die Grünen diskutieren die Kanzlerkandidatur, Thorsten Schäfer-Gümbel
> vergleicht sie mit der AfD. Und Trump verliert eine weitere
> Mitarbeiterin.
Bild: Symptom der Trump-Ära: Sanders hört als Sprecherin im Weißen Haus auf …
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
Friedrich Küppersbusch: Grüne diskutieren Kanzlerkandidatur.
Und was wird besser in dieser?
Never change a winning team.
Im Golf von Oman wurden zwei [1][Öltanker bei Explosionen beschädigt]. Die
USA behaupten, der Iran stecke hinter dem Angriff, der Iran wehrt sich
gegen die Anschuldigungen. Wer lügt da nicht?
Der, der schweigt. Zu den Angriffen auf vier Tanker im Golf von Oman Mitte
Mai liegt bisher ein vorläufiger Untersuchungsbericht vor: auch er ein
Bausch von Vermutungen. Fazit: komplexe Sache, könnte ein Staat
dahinterstecken. Eine solide Untersuchung braucht mehr Zeit. Lüge ist, was
wider besseres Wissen behauptet wird. Besseres Wissen hat aber noch keiner.
Thorsten Schäfer-Gümbel, kommissarischer SPD-Chef, zieht [2][in einem
Interview] Parallelen zwischen den Grünen und der AfD: Die einen würden
alles Elend der Welt auf den Klimawandel, die anderen auf Migration
reduzieren. Beides verkürze Politik in einer grotesken Weise. [3][Auf
Twitter relativierte] Schäfer-Gümbel später seine Aussagen. Grotesk? oder
einfach SPD?
Dahingestellt, ob das Argument „Die anderen sind aber auch doof“ ein
pfiffiger Move ist für ein ehrgeizige Splitterpartei: Nimmt man den
rhetorischen Kern, heißt er: AfD und Grüne trumpfen derzeit mit negativen
Verheißungen auf. Klimakatastrophe, Überfremdungshorror. Beides kann man
nach seinem Faktengehalt bestens unterscheiden. Nur die SPD hat eine
positive Verheißung, etwa Kühnerts unveredelte Brocken zur
gesellschaftlichen Kontrolle des Geldes. Nun, sie hatte diese Verheißung,
bis etwa Thorsten Schäfer-Gümbel der Bild zu dem Thema antwortete: „Hören
Sie damit auf! Ich beantworte diese Frage nicht!“
Sarah Huckabee Sanders [4][hört als Sprecherin im Weißen Haus auf]. Muss
Donald Trump jetzt allein gegen Fake News kämpfen?
Ihre dreistesten Lügen, rechte Esoterik („Gott wollte Trump“) und
peinlichste Auftritte werden nun zitiert wie Greatest Hits einer kurzen
Popkarriere. Symptom der Trump-Ära: Man fragt gar nicht erst, warum sie
geht.
„Upskirting“, das Fotografieren unter den Rock, ist in England bereits
strafbar. Bald soll es dazu auch in Deutschland eine Bundesratsinitiative
geben. Wie sollen wir solche Meldungen denn dann überhaupt noch bebildern?
Schottisch. – Bei der Gelegenheit könnte man auch mal den prähistorischen
Artikel 183 des Strafgesetzbuchs schreddern: „Ein Mann, der eine andere
Person durch eine exhibitionistische Handlung belästigt, wird mit
Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ Ja, da
steht „Mann“.
Rechtspopulistische Parteien, darunter die AfD, haben sich im
Europaparlament zur Fraktion „Identität und Demokratie“
zusammengeschlossen. Ein guter Name?
Die „ID“-Fraktion werde „Stachel im Fleisch“ der EU sein, kündigt Vize…
Meuthen an. „Schaschlickjungs“ wäre also auch hübsch. Wenn nicht
ausgerechnet Orbáns ungarische Fidesz noch auf Bewährung bei der Konkurrenz
wäre. Die heißt „Europäische Volkspartei“, und da schwingt außerdeutsch
durchaus auch „völkisch“ mit bei manchen. Polens PIS und Farages
Brexit-Partei fehlen, Hollands Wilders und andere verfehlten
Parlamentssitze. Einstweilen tröstet, dass die Parteien des entfesselten
Egoismus offenbar entfesselt egoistisch sind und wenn nicht braun, so doch
sich untereinander nicht grün.
René Pollesch wird [5][neuer Intendant der Berliner Volksbühne.] Werden Sie
Abonnent?
Nein, schwindelig! Die Zeit entdeckte in Polleschs Einlassungen „ein
globalisierungskritisch camoufliertes fremdenfeindliches Narrativ“,
belobigt jedoch „erfrischend souveränes hantieren mit dem gesprochenen
Binnen-I“. Das Erotik-Magazin FAZ freut sich über „Verantwortung als
Sexappeal“, und der örtliche Tagesspiegel zitiert den Meister selbst: „Das
postdramatische Theater, zu dessen wichtigen VertreterInnen ich gehöre, ist
eigentlich eine Brecht-Dramatik ohne Brecht.“
Das Feuilleton, zu dessen wichtigen UrlaubsvertreterInnen ich gehöre, freut
sich auf Brecht ohne Brecht, dafür mit Binnen-I („Briecht“), und ich würde
Abo bezahlen, wenn die einfach so weitermachen und ich nicht hinmuss.
6,5 Milliarden Euro hat die 5G-Versteigerung dem Bundeshaushalt
eingebracht. Was kaufen wir uns jetzt davon?
Roaming und Netzabdeckung. Nun will der Bund Masten aufstellen, wo es die
Anbieter nicht tun, und den freien Netzwechsel anordnen, wo die Anbieter
sich weigern. Hätte man auch gleich zur Bedingung der Versteigerung machen
können, doch da war der Verstand gerade im Funkloch.
Und was machen die Borussen?
Holen angeblich Mats Hummels zurück, womit sie, nach dem Hinhertransfer
Götzes, ihrer sozialen Aufgabe als Kinder- und Seniorenheim des FC Bayern
nachkämen.
Fragen: Lilly Schlagnitweit und Ambros Waibel
16 Jun 2019
## LINKS
[1] /Angriffe-auf-Oeltanker-im-Golf-von-Oman/!5603098
[2] https://www.tagesspiegel.de/politik/spd-interimschef-schaefer-guembel-den-g…
[3] https://twitter.com/tsghessen/status/1139446459634466816
[4] /Sprecherin-des-Weissen-Hauses-geht/!5602965
[5] /Neuer-Intendant-an-Berliner-Volksbuehne/!5600365
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Thorsten Schäfer-Gümbel
René Pollesch
Kanzlerkandidatur
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Migration
SPD
Spiegel
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