Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Wölfe kann man per Gesetz leichter abknallen, und wer bei Vapiano in der
> Schlange stand, weiß was Hunger ist. Danke und stimmt so.
Bild: Gesund und trotzdem pleite: Starkoch Jamie Oliver musste Insolvenz anmeld…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: „Spiegel“-Titel zu „Merkels Abschied“.
Und was wird besser in dieser?
Nicht der letzte.
Die EU hat gewählt. Und? Gibt's sie noch?
Erste EU-Wahl, [1][bei der es um die EU ging]. Gut.
Die britische Premierministerin Theresa May hat am Freitag ihren Rücktritt
angekündigt. Wer könnte jetzt noch Bock auf dieses Amt haben?
„Walk a mile in my shoes“ – bei Mays mitteilsamen Leopardenfell-Heels
immerhin eine ESC-würdige Darbietung von Boris Johnson.
In einem Tweet spricht US-Präsident Donald Trump eine Warnung an den Iran
aus: Sollte das Land die USA noch einmal bedrohen, wäre das sein Ende.
[2][Rhetorik der Eskalation] oder Eskalation der Rhetorik?
Bizarr, wie er in Nordkorea einen vergleichbar durchgeschmorten
Frisurenständer hofiert wg. Friedensnobelpreis, und sich gleichzeitig einen
kommoden Krieg im Iran zurechtlegt. Mit Waffenlieferungen an Saudi-Arabien,
an der US-Gewaltenteilung vorbei. Rhetorik oder nicht: Trump nähert sich
dem Punkt, an dem er nicht mehr Herr des Verfahrens ist.
Das [3][Strache-Video] wirbelt in Österreich weiter Staub auf. Am Montag
findet ein Misstrauensvotum gegen Kanzler Sebastian Kurz statt. Hat er etwa
die FPÖ-Minister durch die falschen Expert*innen ersetzt?
In einer besseren Welt wäre alles genau so gekommen – ohne Video. Kurz´
Regierung steht für maximal unbarmherzige Migrationspolitik, Nazi-Rhetorik,
Drangsalierung der Medien, 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche als
gesetzliche Option. Wann immer das Projekt „Abbau des Sozialstaates“
stockte, drosch die aufgeblähte PR-Maschine von ÖVP und FPÖ wieder
irgendwas mit Moslems in die Medien. Kurz bzw. Sebastian: Nicht das Video
ist der Skandal, sondern dass es das Video zum Skandal brauchte. Dessen
ungeachtet macht Kurz alles richtig; schwärmte vom „harmonischen Stil“ der
Koalition, gab sich als treu waltender Politmozart und als Opfer Straches.
Und das Video rieche ja sehr nach Sozialdemokratie. Restwert-orientierte
FPÖ-Wähler werden jetzt zur ÖVP wechseln, die SPÖ darbt und längs der
klugen Frage „cui bono ?“ – „wem nützt es? – hätte Kurz das Video s…
produzieren müssen.
[4][Die Kritik des Youtubers Rezo] an den Regierungsparteien, vor allem an
der CDU, hat vergangene Woche das Internet gesprengt. Auch die CDU?
Sie kann ihr Glück gar nicht fassen und mümmelt im Vertrauenslehrergroove,
man „müsse die jungen Leute ernst nehmen“. Ohne zu verstehen, dass Rezo &
Kollegen weit Wagemutigeres tun: sie nehmen die CDU ernst. Wie peinlich ist
das denn bitte? Normal dauert es jetzt 5 Jahre, bis man sich LeFloyd-mäßig
an Angela Merkel verhebt und weitere 10, bis man in Bayreuth Wagner
inszeniert. Den traditionellen Parteien hätte nichts Besseres passieren
können, als vom Gespött zum Gespenst hochdefiniert zu werden, die Rezonista
entblößen eine Frontlinie, die längst überzuckert schien. Wer dem – wie d…
Union – mit „Faktencheck“ begegnet, hätte auch Christoph Schlingensiefs
„Deutsches Kettensägenmassaker“ mit Autorenlesungen aus
Parteitagsprotokollen beantwortet. Nun schöpft man Hoffnung gegen die
Meinungshoheit von Rechtspopulisten in „sozialen Netzwerken“. Und Merkels
Warnungen vor bösen russischen Manipulationen können sich einstweilen
trollen. Brauchen wir nicht, können wir selbst. Danke.
Die USA verschärft ihre Anklageschrift, Julian Assange drohen nun bis zu
175 Jahre Haft. Schweden oder USA, wer macht das Rennen im Streit um seine
Auslieferung?
Makaber: Ohne die Vorwürfe aus Schweden ist er weg. In den USA, Knast bist
zum Tode. Die neue Anklage wäre geeignet, nationale Helden wie die
Watergate-Enthüller Bernstein und Woodward ein paar Jahrhunderte
einzusperren – denn Assange wird darin schlicht journalistisches Arbeiten
vorgeworfen. Europa braucht auf Dauer einen anderen Whistleblower-Schutz
als nun gerade Vergewaltigungsvorwürfe.
Ola Källenius löst Dieter Zetsche als Daimler-Chef ab: Vorstandswechsel
oder Fridays for Future, was hat mehr Einfluss auf die Zukunft der
Automobilindustrie?
Alter Schwede, bzw. junger: „Stinkst Du noch oder stromst Du schon ?“
könnte was werden, Daimler hat sich, wie alle deutschen Autohersteller, 20
Jahre von der Realität ausgekuppelt. Källenius ist 50, falls Daimler das
hinbekommt, könnte er es noch erleben.
Das Bundeskabinett hat einen Gesetzesentwurf zum leichteren Abschuss von
Wölfen gebilligt. Haben Sie Angst vor dem Wolf?
Wenn man jetzt schon Gesetze über Tiere macht, von denen nach
ministeriellen Erkenntnissen ca. 400 in Deutschland leben, scheint´s ja
sonst ruhig zuzugehen in Berlin.
Jamie Olivers Restaurants sind pleite, die Kette Vapiano konnte derweil
noch gerade so gerettet werden. Haben die Leute keinen Hunger mehr?
Wer bei Vapiano in der Schlange stand, weiß was Hunger ist. Den kann man da
sehr gut haben: zu viele Filialen, die durch zu wenig Personal refinanziert
werden sollten. [5][Oliver engagiert sich für besseres Schulessen],
zuckerfreie Softdrinks und Gastro-Jobs für Arbeitslose. Ändert nix am
Konkurs, erhöht aber das moralische Trinkgeld. Stimmt so.
Und was machen die Borussen?
Zwei Monate nix. Dagegen ist fasten heiter.
Fragen: Lilly Schlagnitweit
26 May 2019
## LINKS
[1] /Essay-zur-EU-Wahl/!5595048
[2] /Konflikt-zwischen-USA-und-Iran/!5596440
[3] /FPOe-Wahlkampf-nach-Strache-Video/!5597869
[4] /Kommentar-YouTuber-kritisiert-Union/!5594814
[5] /Die-Wahrheit/!5426223
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
Spiegel
Theresa May
Donald Trump
Thorsten Schäfer-Gümbel
SPD
Schwerpunkt Europawahl
Annegret Kramp-Karrenbauer
Schwerpunkt Iran
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die Grünen diskutieren die Kanzlerkandidatur, Thorsten Schäfer-Gümbel
vergleicht sie mit der AfD. Und Trump verliert eine weitere Mitarbeiterin.
Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Drei Varianten für die SPD, drei Revolutionen zum Preis von einer für
Österreich – also: volle Wurschtelpower voraus.
Essay zur EU-Wahl: Die verratene Generation
Will Europa überleben, muss es sich von der Logik des Alten lösen.
Beispielsweise mit einer Jugendquote und Wahlrecht schon ab 12 Jahren.
Kommentar YouTuber kritisiert Union: Danke, Rezo!
Eigentlich ist es nicht neu, dass YouTuber viele junge User erreichen. So
ganz daran gewöhnt hat sich die Politik aber noch nicht. Auch die taz
nicht.
Konflikt zwischen USA und Iran: Trump droht Iran mit Auslöschung
Im Regierungsviertel Bagdads explodierte eine Bombe. Der US-Präsident macht
offenbar Teheran verantwortlich und spricht scharfe Drohungen aus.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.