| # taz.de -- Kommentar Migrations-Gesetzespaket: Teures Würflein | |
| > Lange hat die SPD auf ein Einwanderungsgesetz gepocht. Doch der | |
| > Migrations-Gesetzespakt hat wenig mit Offenheit zu tun. | |
| Bild: Die Kritik am Abschiebegesetz ist deutlich lauter ist als das Lob für… | |
| Die SPD feiert – und es hätte Grund dazu geben können. Denn immerhin | |
| bekommt Deutschland endlich ein Gesetz, [1][das das Wort „Einwanderung“ im | |
| Titel trägt.] Seit über 20 Jahren habe man das gefordert, klopft die SPD | |
| sich auf die Schulter. Es sei die „größte Reform unseres | |
| Einwanderungsrechts“. Ja, dieser Schritt war lange überfällig. Doch die | |
| Große Koalition wäre nicht die Große Koalition, wenn es so einfach ginge. | |
| Ein echtes und liberales Einwanderungsgesetz hätte ein Meilenstein sein | |
| können. Es hätte dem Fachkräftemangel entgegengewirkt, und es hätte | |
| Menschen Möglichkeiten eröffnet, die heute mangels Alternativen den nicht | |
| für sie gedachten Weg über das Asylrecht wählen – und dabei oft ihr Leben | |
| riskieren. | |
| Ein Meilenstein, den die Union nicht mitzustemmen bereit war. Dem „Wir | |
| wollen Einwanderung“ der SPD setzte der Koalitionspartner sein „Wir wollen | |
| Abschiebungen“ entgegen. Ins Einwanderungsgesetz haben CDU und CSU hohe | |
| Hürden und Einschränkungen diktiert, im Geordnete-Rückkehr-Gesetz | |
| hemmungslos verschärft. Kein Wunder also, dass die Kritik am | |
| Abschiebegesetz deutlich lauter ist als das Lob für das Fachkräftegesetz. | |
| Und in der Wechselwirkung aller Gesetze schrumpfen selbst die Öffnungen, | |
| die die SPD erwirkt hat, in sich zusammen. | |
| So hat die Botschaft, die der Bundestag am Freitag aussendet, wenig mit | |
| Willkommen und Offenheit zu tun. Vielmehr lautet sie: Abschrecken, | |
| Kontrollieren, Zumachen. Ganz der Unionssound also. | |
| Und die SPD tönt – notgedrungen – mit. Denn ohne Zustimmung der Union gibt | |
| es keine Mehrheit für das Einwanderungsgesetz in der ohnehin | |
| krisengebeutelten Regierungsfraktion. Und ohne Kompromiss droht am Ende: | |
| gar keine Koalition mehr. | |
| So lange haben die Sozialdemokrat*innen auf das Einwanderungsgesetz | |
| gepocht. Diesmal haben sie es damit sogar in den Koalitionsvertrag | |
| geschafft. Aber statt des großen Wurfs wurde daraus ein Würflein. Und | |
| selbst das hat die SPD teuer erkauft. | |
| 7 Jun 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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