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# taz.de -- Schulkinder über den Streik in Berlin: „Wenn das Geld richtig ve…
> Weil Lehrer- und ErzieherInnen streiken, sind betroffene Schulkinder zu
> Besuch in der taz und sprechen über mehr Lohn, Gerechtigkeit und Ronaldo.
Bild: Viele Schulen blieben in Berlin geschlossen, weil Lehrer und ErzieherInne…
taz: Wisst ihr denn eigentlich, warum ihr heute hier seid und nicht in der
Schule?
Albert: Ja, klar, die Lehrer und Erzieher wollen mehr Lohn und deshalb
streiken sie heute. Und wir machen deshalb heute eine Zeitungsseite.
Vera: Die haben ja schon mal gestreikt. Da waren sie aber nicht so
erfolgreich. Aber es streiken ja auch nicht alle, die angestellten Lehrer
streiken ja gar nicht.
Max: Nee, stimmt nicht! Andersrum: Die Angestellten machen die Demo, die
anderen Lehrer sind in der Schule. Wie heißen die noch mal?
Die Beamten. Wie findet ihr es denn, dass die angestellten Lehrer streiken?
Albert: Ich finde das gut. Aber andererseits: Wir könnten auch in der
Schule sitzen und etwas lernen. Eigentlich ist der Streik also auch doof.
Vera: Also, ich finde das zwar gut, dass wir keine Schule haben. Aber man
will ja auch gute Noten und aufs Gymnasium und so. Ich will später mal
Journalistin werden.
Albert: Bei uns fällt heute Kunst aus und das haben wir nur am Dienstag.
Das finde ich schade.
Milan: Ich finde es blöd, dass die Hofpause und der Hort ausfallen.
Genau, die Erzieher streiken ja auch heute. Sie finden, dass es nicht genug
Menschen gibt, die den Beruf machen wollen. Gibt es denn an euren Schulen
genug Erzieher?
Moritz: Wir sind schon manchmal kurz alleine im Hort.
Albert: Ja, weil im Winter immer alle krank sind. Da ist unsere Klasse
megabetroffen.
Die ErzieherInnen streiken, weil sie zu wenige sind. Und wisst ihr, warum
sie außerdem noch demonstrieren?
Max: Sie wollen auch mehr Geld. Sie bekommen ja auch viel weniger Geld als
die Lehrer.
Albert: Also, ich finde das auch gerecht so. Die Lehrer müssen ja
studieren. Die Erzieher machen bloß Spiele und Spaß mit uns. Die müssen zum
Beispiel bloß abstimmen, ob wir jetzt in die Mediathek oder raus auf den
Hof gehen wollen. Und die Lehrer müssen viel mehr Unterricht vorbereiten
und alles.
Vera: Wir werden ja von beiden betreut, von den Lehrern und von den
Erziehern, also sollen auch beide gleich viel Geld bekommen.
Lenja: Ich finde, das stimmt nicht, was Albert gesagt hat. Die Lehrer
müssen zwar ganz viel studieren. Aber es ist wichtig, dass die Erzieher
streiken. Der Streik ist für die Erzieher wichtiger als für die Lehrer.
Moritz: Ich finde das auch nicht gerecht, dass sie unterschiedlich viel
Geld bekommen.
Lenja: Na ja, es ist vielleicht doch richtig. Die Lehrer bringen uns ja
wichtige Sachen bei, was wir später werden wollen oder so. Ich will mal
Tierärztin werden.
Max: Ich finde es ungerecht, dass die Fußballspieler so wenig verdienen,
nur eine Milliarde im Monat.
Vera: Die verdienen richtig viel Geld! Ich habe mal ein Video angeguckt,
was Ronaldo macht, wenn er nicht Fußball spielt. Der hat ein richtig teures
Haus, eigene Köche und in den Ferien war er die ganze Zeit auf seiner
richtig krassen Yacht. Und es gibt ganz viele Obdachlose auf der Welt, die
könnten das Geld teilen.
Albert: Wenn das Geld gerecht verteilt wäre, dann würde jeder Geld haben.
Findet ihr denn, dass das Geld gerecht verteilt ist?
Albert: In Lebenskunde haben wir einen Film über Obdachlose geguckt. Einer
hat sein Bein gebrochen, er musste zwei Monate ins Krankenhaus, dann wurde
er gefeuert, weil er zu lange weg war, dann konnte er sich die Miete nicht
mehr leisten. Die meisten finden Ronaldo ja cool …
Max: Der ist kacke!
Albert: Also die meisten sind Fans von ihm und sehen sich gar nicht in der
negativen Welt um. Beim Alexanderplatz, da sind ja auch viele Bettler. Also
wenn das Geld richtig verteilt wäre, dann würde es vielleicht nur ein paar
Arme geben.
Max: Es wäre aber auch ungerecht, wenn die Obdachlosen viel Geld bekommen,
weil die arbeiten ja auch nicht für das Geld. Da könnte man sich ja gleich
selbst auf die Straße stellen und nach Geld fragen.
Sollte man den Obdachlosen denn gar nichts geben?
Max: Man sollte die halt arbeiten lassen.
Albert: Aber für die meiste Arbeit braucht man eine Adresse, wenn man ihnen
zum Beispiel einen wichtigen Brief schreiben will.
Max: Aber wenn er arbeiten dürfte, könnte er auch irgendwo wohnen.
Wer kann denn dafür sorgen, dass das Geld gerechter verteilt wird?
Milan: Die Polizei!
Albert: Vielleicht die Regierung, aber die können Ronaldo auch nicht das
ganze Geld wegnehmen, die müssen ja auch einen Grund haben. Ich glaube
nicht, dass Ronaldo das freiwillig hergeben würde.
Vera: Es würde reichen, wenn Ronaldo ein Auto hätte, zum Beispiel einen
Lamborghini.
Milan: Auf dem Weg hierher haben Mama und ich zwei Bettler schlafen sehen.
So was sehe ich fast nie.
Hast du mit deiner Mama darüber geredet?
Milan: Nein, wir waren auf dem Fahrrad. Bei uns in der Nähe gibt es auch
Bettler, die kennen wir schon. Die sagen: Bitte gib mir Geld. Bisschen tun
sie mir leid. Aber ich weiß auch nicht, ob sie vielleicht doch Diebe sind.
Vera: Es ist ja nicht so, dass sie gar nicht arbeiten. Sie versuchen auch
Jobs zu machen, zum Beispiel Musik. Es gibt auch Hartz IV. Die können auch
bei anderen als Putzmann arbeiten.
Albert: Wenn die als Putzmann arbeiten würden, würden die auch nicht so
viel Geld kriegen. Die meisten wollen auch keine Obdachlosen als Putzfrau.
Ich finde auch scheiße, dass die Obdachlosen sich für das Geld kein Essen
kaufen, sondern Zigaretten, Drogen und Bier, sie färben sich die Haare,
irgendwie so.
Max: Sie könnten sich Wasser und Essen kaufen.
Vera: Sie sparen auf eine Wohnung, auf die Miete.
Albert: Nein, ich weiß, warum die das machen, die wollen einen schönen
Rausch haben. Das ist nicht gesund. Die könnten auch zum Baumarkt fahren,
Nägel, Hammer und Holz kaufen und sich ein kleines Haus bauen.
Max: Also ich würde eher Decken kaufen und in der Bushaltestelle schlafen.
Der Bürgermeister in Mitte sagt: Eigentlich müsste man die Obdachlosen und
ihre Zelte wegräumen. Die sollten besser in Notunterkünfte gehen.
Milan: Ich finde, die Obdachlosen dürfen selber entscheiden, wo sie
schlafen sollen.
Und wenn der Bürgermeister sagt, sie dürfen das da nicht?
Max: Die Obdachlosen sind genauso wichtig wie der Bürgermeister. Sie müssen
nicht auf ihn hören, sie sind ja nicht seine Diener. Das müssen sie dann
sagen. Oder eine Demo machen.
Albert: Ich kann verstehen, warum sie nicht in Notunterkünfte wollen, da
wird geklaut. Manche beklauen Obdachlose, das ist echt feige, das macht man
einfach nicht.
Lenja: Ich finde es gemein, wenn der Bürgermeister die wegschickt, weil die
wollen ja auch einfach nur wohnen, nur dass sie es nicht können, weil sie
kein Geld haben.
Vera: Im Sommer können sie draußen bleiben. Aber im Winter sollten sie
vielleicht wirklich in so eine Unterkunft gehen. Auf der Straße werden sie
auch beklaut. Die merken auch gar nicht, wenn es ihnen draußen ganz
schlecht geht und nehmen noch mehr Alkohol.
26 Feb 2019
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
Anna Klöpper
## TAGS
Schulstreik
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Bildung
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Tarifstreit
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