# taz.de -- Erzieher profitieren von Tarifeinigung: Kollatz kümmert sich um Ki… | |
> Die Einigung in der Tarifrunde der Länder bedeutet in Berlin mehr Geld | |
> für ErzieherInnen. Der Wettbewerbsnachteil fällt damit weg. | |
Bild: Die Tarifeinigung bedeutet für 13.000 ErzieherInnen und SozialarbeiterIn… | |
Für Berlins ErzieherInnen ist es ein maximal gutes Ergebnis. Ab Januar 2020 | |
sollen sie genauso viel verdienen wie die KollegInnen in anderen | |
Bundesländern. Darauf einigten sich die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) | |
und die Gewerkschaften Samstagabend in Potsdam. Für 13.000 Berliner | |
ErzieherInnen und SozialarbeiterInnen, die bei landeseigenen Trägern | |
beschäftigt sind, bedeutet das eine Gehaltserhöhung von mehreren Hundert | |
Euro im Monat. Die freien Träger – die in Berlin den Großteil der | |
Kitaplätze stellen – orientieren sich an den Tariftabellen im öffentlichen | |
Dienst. | |
„Der Abschluss ist ein großer Schritt nach vorne“, sagte Jugendsenatorin | |
Sandra Scheeres (SPD). Die bessere Bezahlung im Sozial- und | |
Erziehungsdienst sei „dringend erforderlich, um mehr Menschen für diese | |
Berufe zu gewinnen“. | |
Entsprechend aufgeräumt gab man sich am Sonntag auch auf | |
Gewerkschaftsseite: Das [1][geschnürte Gesamtpaket] der Länder-Tarifrunde – | |
acht Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von 33 Monaten für bundesweit | |
rund eine Million Beschäftigte im öffentlichen Dienst – sei im Detail zwar | |
„äußerst komplex“, die lange Laufzeit nicht optimal, betonte die Berliner | |
GEW-Landeschefin Doreen Siebernik. Das alles werde aber „überragt von der | |
so dringend nötigen Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes“ in | |
Berlin. Die beschlossenen Entgelterhöhungen – jeweils 3,2 Prozent 2019/20 – | |
gebe es noch obendrauf. | |
Für Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD), der als TdL-Vorsitzender die | |
Verhandlungen auf Arbeitgeberseite anführte, gab es dafür ein Lob vom | |
Koalitionspartner: „Da hat es sich in der Tat positiv ausgewirkt, dass | |
Berlin die Verhandlungsführung hatte“, sagte die jugendpolitische | |
Sprecherin der Grünen-Fraktion, Marianne Burkert-Eulitz. | |
Tatsächlich hat man auf Arbeitgeberseite damit ein [2][Berliner | |
Partikularinteresse] erfüllt. Denn in fast allen anderen Bundesländern | |
werden ErzieherInnen nicht nach dem TV-L, sondern nach dem besseren TVöD | |
bezahlt – was aus Berliner Sicht bedeutet, dass man im bundesweiten Kampf | |
um Fachkräfte für den drängenden Kitaplatzausbau im Hintertreffen ist. | |
Mantraartig wiederholten die Gewerkschaften deshalb das Beispiel von der | |
Berliner Erzieherin, die sich von 400 Euro mehr Bruttogehalt hinter die | |
nahe Brandenburger Landesgrenze locken lässt. | |
## Auch andere Branchen suchen Fachkräfte | |
Wie rasch die bessere Bezahlung den Fachkräftemangel in den Kitas lindern | |
kann, müsse man nun sehen, sagt Christiane Weißhoff, GEW-Vorstandsmitglied | |
für Kinder- und Jugendarbeit und stellvertretende Kita-Leiterin bei den | |
landeseigenen Kindergärten City. Dass es zu einem großen Ansturm auf die | |
ErzieherInnenausbildung kommen werde, glaubt sie nicht: „Langfristig macht | |
man den Job sicher attraktiver. Aber es ziehen auch viele andere Branchen | |
mit Fachkräftebedarf an den Menschen.“ | |
Deshalb dürfe man auch die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen in den | |
Kitas nicht aus dem Blick verlieren, mahnt Weißhoff. Mit den Bundesgeldern | |
aus dem Gute-Kita-Gesetz, die ab diesem Jahr fließen sollen, könne man etwa | |
eine bessere Anleitung der QuereinsteigerInnen finanzieren. Jugendsenatorin | |
Sandra Scheeres (SPD) [3][fördert den Quereinstieg massiv], die Zahl der | |
SeiteneinsteigerInnen liegt inzwischen bei 2.400 und hat sich seit 2016 | |
damit beinahe verdoppelt. | |
Bei den [4][angestellten LehrerInnen] ging es vor allem um die Angleichung | |
der Paralleltabellen zwischen Angestellten und Beamten in der Entgeltgruppe | |
11. Die bekommt in Berlin aber ab August ohnehin kaum noch eine voll | |
ausgebildete Lehrkraft, weil sie dann nach Entgeltgruppe 13 bezahlt werden. | |
„Hier hat man die Chance vertan, die Angleichung auch auf andere | |
Berufsgruppen wie pädagogische Unterrichtshilfen und Quereinsteiger zu | |
übertragen“, kritisiert GEW-Tarifexperte Udo Mertens. | |
Die QuereinsteigerInnen machten zuletzt [5][zwei Drittel der neu | |
eingestellten Lehrkräfte in den Schulen] aus – an den Grundschulen liegt | |
die Quote noch deutlich höher –, sie profitieren aber nicht von der | |
kommenden Besserstellung der Lehrkräfte ab August. Viele werden nur nach E9 | |
oder E10 bezahlt. Ein wachsendes Missverhältnis, das dem Klima in den | |
Lehrerzimmern auf Dauer nicht zuträglich sein dürfte. Hier müsse es jetzt | |
Nachverhandlungen geben, sagt deshalb auch Mertens. | |
3 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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