| # taz.de -- Kommentar Einwanderungsgesetz: Zu lange gewartet für zu wenig | |
| > Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist weder pragmatisch noch eine gute | |
| > Lösung – denn die Koalition macht es den Menschen nicht gerade leicht. | |
| Bild: Hadeiatou aus dem afrikanischen Guinea lernt an der Berufsschule Bremen S… | |
| Das Kabinett hat endlich ein [1][Fachkräfteeinwanderungsgesetz] | |
| verabschiedet. Ein Schritt, auf den man lange warten musste und dessen | |
| objektive Notwendigkeit eigentlich kein politisches Lager bestreiten kann. | |
| Links der Mitte klagt man, [2][dass ein fehlendes Einwanderungsgesetz | |
| sozial und beruflich angekommenen Migranten das Leben erschwert]. Bewegt | |
| vom ökonomischen Interesse rufen zudem Unternehmer – auch konservative – | |
| nach einem pragmatischen Umgang mit qualifizierten Migranten, die entweder | |
| schon da sind oder noch kommen sollen. | |
| Die einen bekommen jetzt also ihren Humanismus, die anderen ihre Fachkräfte | |
| – wo liegt das Problem? Darin, dass es beim Fachkräfteeinwanderungsgesetz | |
| und dem Gesetz zur Duldung bei Ausbildung und Beschäftigung nicht um eine | |
| pragmatische, gute Lösung für alle geht. Sondern um Ideologie und | |
| Parteiprofil – vor allem für die Union. | |
| Jetzt, wo Konservative nach der [3][Wahl des neuen CDU-Vorsitzes] die | |
| Merkel-Ära als beendet wähnen, wäre es für sie fatal, zu liberale Signale | |
| in puncto Migration zu senden. Das Gesetz muss kommen, die mächtigen | |
| ökonomischen Sachzwänge drängen. Man schränkt aber da ein, wo es noch geht | |
| – auch gegen eigene ökonomische Interessen. | |
| Die Koalition einigte sich deshalb einerseits auf ein Gesetz, das | |
| qualifizierten Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten zwar erlaubt, ohne | |
| Arbeitsvertrag nach Deutschland zu kommen, um einen Job zu suchen. Sie | |
| macht es den Menschen aber nicht leicht: Sie müssen ausreichend Deutsch | |
| sprechen, den eigenen Lebensunterhalt sichern und haben nur sechs Monate | |
| Zeit, Arbeit zu finden. | |
| ## Alles andere als großzügig | |
| Gerade aber bei denen, die schon da sind, hier arbeiten oder eine | |
| Ausbildung machen, will der konservative Koalitionspartner auf keinen Fall | |
| zu liberal erscheinen. Denn er wittert die Gefahr, dass abgelehnte | |
| Asylbewerber sich ein Bleiberecht erschummeln könnten. Oder zumindest, dass | |
| potenzielle Wähler das denken könnten. | |
| Deshalb fällt das Gesetz zur Duldung bei Ausbildung und Beschäftigung | |
| ebenso voraussetzungsvoll aus: Geduldete Personen müssen unter anderem seit | |
| mindestens 18 Monaten in Deutschland arbeiten. Dann erst bekommen sie eine | |
| Beschäftigungsduldung von 30 Monaten. Ein dauerhafter Aufenthaltstitel | |
| könnte dann folgen. Das ist alles andere als großzügig. Dass das Kabinett | |
| die Frage der Geduldeten in ein eigenes Gesetz auslagert, zeigt, welch | |
| symbolisches Gewicht sie hat. | |
| Es gibt also keinen Paradigmenwechsel in der Einwanderungspolitik. Nur eine | |
| zutiefst verunsicherte konservative Partei, die um Ecken und Kanten kämpft. | |
| Auch das ist ein Erbe Merkels. | |
| 20 Dec 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Volkan Ağar | |
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