# taz.de -- Wahl in Hessen Hochrechnung: CDU vorn, SPD und Grüne eng | |
> Die zweite Hochrechnung zur Hessenwahl sieht die CDU bei 27,6 Prozent, | |
> SPD und Grüne bei knapp 20, die AfD bei 12,6. FDP und Die Linke bleiben | |
> einstellig. | |
Bild: Wer macht das Rennen? Tarek Al-Wazir, Thorsten Schäfer-Gümbel oder Volk… | |
BERLIN taz | Bei der [1][Landtagswahl in Hessen] haben die WählerInnen am | |
Sonntag für historische Ergebnisse gesorgt. Die CDU unter Ministerpräsident | |
Volker Bouffier ist zwar der ersten Hochrechnung nach Schließung der | |
Wahllokale zufolge erneut stärkste Partei geworden. Doch büßte sie im | |
[2][Vergleich zur Wahl 2013] rund zehn Prozentpunkte ein und landete unter | |
der 30-Prozent-Marke. | |
Im Zwanziger-Bereich hatten sich die Christdemokraten in Hessen zuletzt in | |
den 60er Jahren bewegt. Aber damals holten die Sozialdemokraten hier auch | |
noch zweimal hintereinander absolute Mehrheiten. | |
Von solchen Ergebnissen kann die hessische SPD mit ihrem Spitzenkandidaten | |
und Landesvorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel nur noch träumen. Am Sonntag | |
wählten laut der letzten Hochrechnung nur noch knapp unter 20 Prozent der | |
Hessen die SPD. Das ist das historisch schlechteste Ergebnis, welches die | |
Partei in Hessen jemals erreichte. | |
Die SPD verlor bei dieser Wahl ein Drittel ihres WählerInnenanteils – vor | |
fünf Jahren konnte der selbe Spitzenkandidat mit der gleichen Partei noch | |
30,7 Prozent der WählerInnen von sich überzeugen. | |
## Die Grünen in Hessen stark wie nie | |
Historisch ist auch das Ergebnis der Grünen, und zwar historisch hoch. Die | |
Grünen konnten sich verdoppeln und liegen der Hochrechnung zufolge | |
gleichauf mit den Sozialdemokraten. Erzielten sie bei der letzten | |
Landtagswahl noch 11,1 Prozent, werden sie nun nach der letzten | |
Hochrechnung nur sehr knapp hinter der SPD in den Wiesbadener Landtag | |
einziehen. Das Ergebnis ist umso bemerkenswerter, als dass die Grünen | |
bisher Juniorpartner in der schwarz-grünen hessischen Regierung waren. | |
Anders als der Bundes-SPD in der Großen Koalition hat ihnen das aber nicht | |
geschadet. | |
Im Gegenteil: die Grünen, die in Hessen Mitte der 80er ihre ersten | |
Gehversuche als Regierungspartner unternahmen (einige von ihnen in | |
Turnschuhen), sind an diesem Sonntag gut dreißig Jahre später, endgültig | |
zum Seniorpartner geworden. Sein Wahlziel hat Spitzenkandidat Tarek | |
Al-Wazir diesbezüglich wohl klar erreicht: „Wir Grünen wollen so stark | |
werden, dass bei der Regierungsbildung keiner mehr an uns vorbeikommt.“ | |
Unklar ist jedoch von welcher Seite. | |
Im 125 Sitze umfassenden Landtag werden auch die AfD, die Linkspartei und | |
die FDP vertreten sein. | |
Die AfD, die bei der Landtagswahl vor fünf Jahren noch an der | |
Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, nahm diese laut Hochrechnung am Sonntag | |
locker und bekam wohl rund 13 Prozent der Stimmen. Damit sind die | |
Rechtspopulisten nun in allen 16 Länderparlamenten vertreten. | |
## Wahlbeteiligung bei 68 Prozent | |
Die Linkspartei konnte demnach leicht zulegen. Mit Spitzenkandidatin Janine | |
Wissler gelang der sichere Einzug ins Parlament. In ähnlicher Weise | |
verbesserte sich auch die FDP und Spitzenmann René Rock. Die | |
Wahlbeteiligung lag bei 68 Prozent. | |
Beiden Parteien – FDP und Linke – könnte in den folgenden Wochen jeweils | |
die Rolle der Mehrheitsbeschafferin zufallen. Denn ob es für ein Remake der | |
schwarz-grünen Koalition reicht, war bis Redaktionsschluss noch nicht | |
absehbar. Eine Mehrheit im Landtag hätte laut Prognose ein Jamaika-Bündnis | |
von CDU, Grünen und FDP. Zumindest rhetorisch nicht ausgeschlossen aber | |
unwahrscheinlicher sind eine Ampel-Koalition mit SPD, Grünen und FDP oder | |
gar eine rot-rot-grünes Bündnis. | |
Die Regierungsbildung kann einige Wochen dauern. Anders als in Bayern sieht | |
die hessische Landesverfassung keine zeitliche Obergrenze vor, es gibt | |
reichlich Raum zu sondieren und Koalitionsverhandlungen zu führen. Der FDP | |
könnte in den folgenden Wochen die Rolle des Mehrheitsbeschaffers zufallen. | |
Denn ob es für ein Remake der schwarz-grünen Koalition reicht, war bis | |
Redaktionsschluss noch nicht absehbar. Eine Mehrheit im Landtag hätte laut | |
Hochrechnung ein Jamaika-Bündnis von CDU, Grünen und FDP. Rock bekräftigte | |
die Bereitschaft der FDP am Wahlabend: „Wir würden sondieren und gucken, ob | |
wir es hinbekommen.“ | |
Eins scheint sicher: Die neue Regierung wird sich wohl eher auf eine knappe | |
als eine satte Mehrheit stützen. Das zumindest hat in Hessen Tradition. | |
28 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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