| # taz.de -- Handelsstreit-Gipfeltreffen mit Trump: Juncker auf schwieriger Miss… | |
| > Statt Gesprächsbereitschaft zu signalisieren, schwört der US-Präsident | |
| > sein Volk auf einen harten Handelskonflikt ein. Teils ist seine Kritik | |
| > jedoch nicht ganz unberechtigt. | |
| Bild: Vor Beginn des G20-Gipfels in Hamburg vor rund einem Jahr war die Stimmun… | |
| Washington/Brüssel dpa | Kann US-Präsident Donald Trump noch davon | |
| abgebracht werden, Sonderzölle auf europäische Autoimporte zu erheben? | |
| EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wird an diesem Mittwoch im | |
| Weißen Haus versuchen, was etliche mittlerweile für aussichtslos halten. Es | |
| geht um zu viel, als dass man auch nur eine Chance ungenutzt lassen sollte, | |
| lautet allerdings das Motto des Luxemburgers. Nutzt es ihm, dass er von | |
| Trump als „brutaler Killer“ angesehen wird? Fragen und Antworten [1][zum | |
| eskalierenden Handelsstreit] im Überblick: | |
| ## Worum geht es bei dem Treffen? | |
| Letztendlich wohl um nichts weniger als die Frage, ob ein echter | |
| Handelskrieg zwischen der USA und der EU noch abgewendet werden kann. | |
| Sollte Trump wie angedroht auch Sonderzölle auf Autoimporte einführen | |
| lassen, dürfte die EU wohl erneut zurückschlagen. EU-Handelskommissarin | |
| Cecilia Malmström hat bereits deutlich gemacht, dass die | |
| Vergeltungsmaßnahmen dann ein ganz anderes Ausmaß haben würden als | |
| diejenigen, die in Reaktion auf die US-Sonderzölle auf Stahl- und | |
| Aluminiumimporte beschlossen wurden. Von letzteren seien nur EU-Exporte im | |
| Wert von 6,4 Milliarden Euro pro Jahr betroffen, sagte sie in der | |
| vergangenen Woche. Bei Autos und Autoteilen gehe es um Ausfuhren im Wert | |
| von 50 Milliarden Euro pro Jahr. | |
| ## Trump begründet seine Zolldrohungen mit angeblich unfairen | |
| Handelspraktiken der EU. Ist da etwas dran? | |
| Bei Autos erheben die USA tatsächlich deutlich niedrigere Importzölle als | |
| die EU – zumindest im Pkw-Segment. Hier verlangen die Europäer rund 10 | |
| Prozent, die Amerikaner lediglich 2,5 Prozent. Allerdings liegen die | |
| US-Einfuhrzölle für leichte Nutzfahrzeuge – dazu zählen Pick-up-Trucks und | |
| viele größere SUV – bereits seit Jahrzehnten bei 25 Prozent. Gerade solche | |
| Fahrzeuge sind bei US-Kunden sehr beliebt und dominieren die | |
| Verkaufslisten. | |
| ## Wie sieht es bei anderen Produkten aus? | |
| Im Schnitt sind die EU-Importzölle eindeutig höher als die der USA. Nach | |
| Berechnungen des Ifo-Instituts, das die Zölle für mehr als 5.000 Produkte | |
| verglich, liegt der ungewichtete Durchschnittszoll der EU bei 5,2 Prozent, | |
| jener der USA hingegen bei nur 3,5 Prozent. Bei 48 Prozent aller Produkte | |
| verlangt die EU demnach einen höheren Zollsatz als die USA, nur bei 30 | |
| Prozent ist das Umgekehrte der Fall. „Die EU ist keineswegs das Paradies | |
| für Freihändler, für das sie sich gerne hält“, kommentiert Ifo-Experte | |
| Gabriel Felbermayr. | |
| ## Was sagt die EU dazu? | |
| Sie räumt ein, dass auf Importe in die EU im Schnitt höhere Abgaben fällig | |
| werden, spielt die Unterschiede allerdings herunter. Handelskommissarin | |
| Malmström argumentiert zudem, dass das Gesamtbild betrachtet werden müsse. | |
| So hätten die USA beispielsweise im Bereich der Dienstleistungen einen | |
| Handelsüberschuss gegenüber der EU. | |
| ## Mit welcher Strategie geht die EU nun in das Spitzentreffen? | |
| Nach Angaben aus EU-Kreisen könnten Juncker und seine Delegation die | |
| Aufnahme von Verhandlungen über ein Abkommen zur Liberalisierung des | |
| grenzüberschreitenden Autohandels vorschlagen. Dieses müsste nach | |
| WTO-Regeln neben den EU-Staaten und den USA aber weitere Länder wie Japan, | |
| China, Südkorea und Mexiko einbeziehen. Zudem ist im Gespräch, den USA ein | |
| beschränktes Zollabkommen in Aussicht zu stellen, über das Abgaben auf | |
| Industriegüter angepasst oder ganz abgeschafft werden könnten. | |
| ## Bislang hieß es in Brüssel immer: „Die EU verhandelt nicht mit der | |
| Pistole auf der Brust.“ Die USA müssten zunächst die Sonderzölle auf Stahl | |
| und Aluminium aufheben, bevor über andere Themen gesprochen werden könne. | |
| Ist das überholt? | |
| Angesichts des Ernstes der Lage vermutlich schon. In EU-Kreisen wird | |
| argumentiert, dass man wegen der EU-Vergeltungszölle auf US-Produkte in der | |
| derzeitigen Situation auf Augenhöhe verhandeln könnte. Ganz sicher ist das | |
| aber noch nicht. Juncker ließ vorab wissen: „Wir sitzen hier nicht auf der | |
| Anklagebank. Insofern brauchen wir uns auch nicht zu verteidigen.“ Und: „Es | |
| kann ja auch sein, dass Herr Trump uns auch etwas anzubieten hat.“ Wenn | |
| sich Trump tatsächlich gesprächsbereit zeigen sollte, müsste sich die | |
| EU-Kommission von den EU-Staaten erst einmal ein Mandat für echte | |
| Verhandlungen holen. Dieses könnte nur einstimmig erteilt werden. | |
| ## Weiß man, was Trump will? | |
| Trump meint, die USA würden „abgezockt“, er sagt: „Was die EU uns antut, | |
| ist unglaublich.“ Als Ziel hat Trump ausgegeben, „mindestens vernünftige, | |
| mindestens faire Handelsabkommen abzuschließen, nicht dumme Handelsabkommen | |
| wie die, die wir seit 25 Jahren dulden“. Was genau er sich unter fairen | |
| Abkommen vorstellt, ist aber unklar. Die unter dem Namen TTIP laufenden | |
| Verhandlungen über einen Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen | |
| zwischen den USA und der EU liegen seit Beginn seiner Amtszeit auf Eis. | |
| Seinem jüngsten Vorschlag, sowohl die USA als auch die EU könnten alle | |
| Zölle, Handelsbarrieren und Subventionen aufheben, gab nicht mal er selbst | |
| eine Chance – die EU werde sich darauf nicht einlassen, meint Trump. | |
| ## Ist klar, wie Trump sein vages Ziel erreichen möchte? | |
| Das hat Trump tatsächlich überdeutlich gemacht: Mit Druck – und mit Zöllen. | |
| Am Dienstag schrieb er auf Twitter: „Zölle sind das größte! Entweder | |
| vereinbart ein Land, das unfair mit den Vereinigten Staaten Handel | |
| betrieben hat, einen fairen Deal, oder es wird mit Zöllen belegt. (…) | |
| Erinnert Euch, wir sind das „Sparschwein“, das ausgeraubt wird. Alles wird | |
| großartig sein!“ | |
| ## Und warum bezeichnet Trump Juncker als „brutalen Killer“? | |
| Trump gebrauchte den Ausdruck nach Darstellung Junckers im Juni beim | |
| G7-Gipfel in Kanada. „Er hat das, denke ich, als Kompliment gemeint“, | |
| kommentierte er später und fügte hinzu, dass es wohl das erste Mal sei, | |
| dass ein Luxemburger als Gefährdung für die USA wahrgenommen werde. Nach | |
| Angaben von Gipfelteilnehmern nutzte Trump den Begriff, als er sich über | |
| milliardenschwere Wettbewerbs- und Steuerstrafen der EU-Kommission gegen | |
| US-Technologiekonzerne beschwerte. In Brüssel wird nun gehofft, dass Trump | |
| Junckers „Killerinstinkt“ nicht als zusätzlichen Anlass für eine weitere | |
| Eskalation des Handelsstreits sieht. | |
| 25 Jul 2018 | |
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