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# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Roboter als Zukunft des Journalismus
> In Schweden sieht man den Roboter als digitale Zukunft. Bei der
> Regionalmediengruppe Mittmedia berichtet er über Verkäufe, Wetter und
> Verkehr.
Bild: Hallo, i bims, dein neuer Kollege
Nun wissen wir es also: 750 Euro pro Minute hat nach Recherchen von
Buzzfeed im Durchschnitt der Podcast der Bundeskanzlerin gekostet, als der
noch von einer politisch (Stoiber-Clan) und politberatungstechnisch (Roland
Berger) bestens verdrahteten Firma produziert wurde. Ein beruhigendes
Gefühl, dass der gern mal zu teuer gescholtene öffentlich-rechtliche
Rundfunk hier mal als positive Benchmark herhalten darf, was wirklich teuer
ist.
Dass Angela Merkel vor allem in den frühen Ausgaben des heute vom
regierungseigenen Bundespresseamt veranstalteten Direktmarketing der
Bundespolitik oft etwas hölzern rüberkam und manchmal wie ein kleiner
Roboter wirkte, macht die Sache auch nicht besser. Bietet aber eine solide
Überleitung zu einem ganz anderen Thema: Der Bundesverband Deutscher
Zeitungsverleger hat in der vergangenen Woche bei seinem Kongress „Zeitung
digital“ schwer in die Zukunft geblickt und dann doch schwer geschluckt.
Denn was da Robin Govik, Chief Digital Officer der schwedischen
Regionalmediengruppe Mittmedia, als ein Weg in eine auch im Netz finanziell
ertragreiche digitale Zukunft präsentierte, waren – Roboter.
„Automated content“ heißt das und bei den über zwei Dutzend Regionaltitel…
die Mittmedia ausmachen, [1][ist der Kollege Bot ein geschätzter
Mitarbeiter]. Angefangen, erzählte Govik recht freimütig, habe alles mit
einer falsch konzeptionierten Paywall. Die habe man nämlich 2014 nur
eingeführt, um die Erlöse der gedruckten Zeitungen abzusichern – und nicht,
um redaktionelles Angebot im Netz zu verkaufen. Und siehe da: Es gab sogar
Menschen, die dafür zwar bezahlten, aber die hinter der Paywall liegenden
Artikel gar nicht nutzten, weil die sie nicht interessierten.
Mittmedia investierte in Datenerhebung und -analyse und bietet heute
erfolgreich Datenjournalismus einer ganz anderen Art: Die Blätter berichten
über jedes Haus, das im Erscheinungsgebiet verkauft wird, nennen Verkäufer,
Käufer und Preis – im transparenten Schweden ist so was öffentlich
zugänglich –, genauso über Geschäfte, Unternehmen, Restaurants et cetera
pp., die öffnen, dichtmachen oder in der Insolvenz verschwinden (solche
Angaben sind in Deutschland im Handelsregister zu haben). Und beim Sport
wird online über jedes Spiel in gleich einem knappen Dutzend Sportarten
berichtet. Macht allein bei Fußball über 400 Teams in über 50 Ligen. „We
cover them all“, sagt Govik stolz. Als Autorenzeile steht dann da:
Mittmedia textrobot.
Die Zahl der zahlungswilligen AbonnentInnen im Netz habe sich vervielfacht,
so Govik. Roboter berichten auch über [2][Wetter, öffentlichen Nah- und
Fernverkehr und Unfälle.] Da schaut dann aber doch noch mal ein echter
Redaktionsmensch drüber. Sicher ist sicher.
27 Jun 2018
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## AUTOREN
Steffen Grimberg
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Kolumne Flimmern und Rauschen
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