# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Ein neues mediales Sonnensystem | |
> Weniger starre Vorschriften und steigende Beiträge. Klingt easy, wird | |
> aber der größte Kulturwandel für die Öffentlich-Rechtlichen ever. | |
Bild: Der Rundfunkbeitrag könnte ab 2021 bei knapp 18 Euro liegen | |
Jetzt ist man natürlich sofort versucht zu rufen: „Und sie bewegt sich | |
doch“, so frei nach Galileo Galilei. Denn was die Spatzen mit Blick auf die | |
am Mittwoch stattfindende Pressekonferenz der Ministerpräsidenten von den | |
medienpolitischen Dächern pfeifen, wäre in der Tat so ein kleines bisschen | |
ein neues mediales Sonnensystem. | |
Zum einen haben sich offenbar Verleger und Sender endlich dazu | |
durchgerungen, der unendlichen Geschichte des [1][„Wer darf was im | |
Internet“] eine Ende zu bereiten. Damit dürften nun, wenn wir den | |
Weltuntergangsgesängen diverser Verlegerverbandsgranden glauben, den | |
Zeitungen wieder goldige Zeiten bevorstehen. Und das bisschen Konkurrenz | |
von Google kriegen wir auch noch in den Griff. | |
Wichtiger ist noch, was sechs der Länder [2][für die Zukunft des | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunks] ausgeheckt haben: dass künftig der | |
Rundfunkbeitrag nach einem [3][Indexierungsmodell] der wirtschaftlichen | |
Gesamtentwicklung angepasst werden könnte. Wenn die aktuell kursierenden | |
Zahlen (Beitrag ab 2021 knapp 18 Euro) stimmen, bedeutet das für die | |
Öffentlich-Rechtlichen einerseits Planungssicherheit, andererseits aber | |
auch weniger Geld. | |
## Das Zauberwort heißt Umverteilung | |
Viel bestechender ist allerdings die Idee, den Anstalten nicht mehr starre | |
Vorschriften zu machen, wie viele TV-Programme usw. sie zu veranstalten | |
haben. Garantiert sind künftig nur ARD, ZDF (sorry, Herr Seehofer), die | |
Dritten sowie Arte und 3sat, die auf internationalen Verträgen beruhen. | |
Auch im Netz sollen die Öffentlich-Rechtlichen künftig machen können, was | |
sie wollen – und nicht auf Ausnahmengenehmigungen wie bei funk angewiesen | |
sein. | |
Da nach dem neuen Finanzierungsmodell das alte Spiel „Neues Angebot = | |
zusätzlicher Bedarf = höhere Anmeldung bei der Beitragskommission KEF“ | |
wahrscheinlich ausgedient hat, heißt das neue Zauberwort: Umverteilung. Wer | |
jetzt Neues machen will, muss es aus dem bestehenden Finanzrahmen stemmen. | |
Klingt easy, bedeutet für die Öffentlich-Rechtlichen aber den größten | |
Kulturwandel seit ihrer Erfindung. Und kommt verdammt nah an das, was ein | |
gewisser Mathias Döpfner schon vor rund zehn Jahren meinte: ARD und ZDF | |
sollten alles machen dürfen, was ihnen einfällt (öffentlich-rechtliche | |
Presse im Netz natürlich ausgenommen), so damals der Springer-Chef und | |
heutige Verlegerpräsident. Aber eben mit der Kohle, die schon da ist; es | |
dürfe nicht immer noch etwas für neue Angebote obendrauf kommen. | |
Nun ist ausgerechnet das für die Koordination der Rundfunkpolitik | |
zuständige Rheinland-Pfalz nicht Teil der Sechser-Ländergruppe. Es will | |
einen eigenen Vorschlag präsentieren, in dem es um eine Neufassung des | |
öffentlich-rechtlichen Auftrags geht. Stimmt, da war noch was. Und – ach | |
so: Galileo hat das obige Bonmot wohl auch nie so gesagt. | |
13 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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