| # taz.de -- Kommentar Reform des EU-Urheberrechts: Das Internet ist kaputt | |
| > Die neuen EU-Regeln für das Internet sind gut gemeint. Netzaktivisten | |
| > sehen sie als Zensur, am Ende profitieren nur wieder die IT-Konzerne. | |
| Bild: In Zukunft gibt es Memes wieder analog | |
| Wissen verbreiten, seine Meinung kundtun, sich in Szene setzen: Das ist | |
| zwar ganz im Sinne der Erfinder*innen des World Wide Web. Doch was dem | |
| einen gefällt, schadet womöglich einem anderen. Das Internet ist kaputt, | |
| weil jeder macht, was er will. Der EU-Apparat versucht es nun [1][mit neuen | |
| Regeln], um das Netz endlich zu kitten. Wieder einmal. | |
| Ein starkes Leistungsschutzrecht soll Urheber*innen schützen. | |
| Software-Filter, die Beiträge auf ihre Verfasser*innen hin scannen, sollen | |
| zur Pflicht für alle Anbieter werden. Es ist der verzweifelte Versuch, das | |
| zügellose Treiben in der digitalen Welt zu bändigen und denjenigen zu ihrem | |
| Recht zu verhelfen, für die das Netz noch keine Goldgrube ist. | |
| Die Idee ist gut gemeint. Wirklich. Doch selten zuvor legte die | |
| Lobbyistenmaschine der Netzaktivist*innen und der Internetkonzerne | |
| gleichermaßen Turboprotest in Brüssel ein wie nun vor der Abstimmung zur | |
| Reform des EU-Urheberrechts. Von Zensur sprechen die Aktivist*innen, vom | |
| Aus für die freie Meinungsäußerung, von nichts Geringerem als dem Ende des | |
| freien und offenen Internets. Google und Co. dagegen fürchten schlicht um | |
| ihre Marktmacht. | |
| Tatsächlich trifft der Vorschlag vor allem diejenigen, die das Netz | |
| eigentlich zu dem machen, was es ist. Zum Beispiel | |
| Nichtregierungsorganisationen, die Missstände aufdecken und im Internet | |
| veröffentlichen. Oder Menschen, die sich online über die politische | |
| Weltlage lustig machen, die Debatten anstoßen, für die sonst kein Platz | |
| ist. Und Expert*innen aus allen Bereichen, die ihr Wissen nicht nur mit | |
| Auserwählten teilen, sondern mit dem Rest der Welt. Vermutlich würden genau | |
| ihre Beiträge die neuen EU-Schranken nicht passieren können. Profitieren | |
| würden dagegen die, die klammheimlich bereits unser Nutzerverhalten im Netz | |
| bestimmen, also große Verlage und IT-Konzerne. | |
| Die digitale Welt ist irre und irre kompliziert. Blöd nur, wenn die | |
| Falschen durch juristische und bürokratische Raster fallen. Man mag nicht | |
| in der Haut der EU-Abgeordneten stecken, die über den Schutz der | |
| Urheber*innen und die Freiheit der eigenen Meinung urteilen müssen. | |
| Ja, das Internet ist kaputt. Doch auch Regeln wie die Pflichtfilter werden | |
| das Netz nicht reparieren. Was helfen würde, wäre mehr Unabhängigkeit von | |
| den Tech-Riesen, die unser Treiben im Netz so sehr im Griff haben. Doch | |
| davon ist die Politik noch weit entfernt. | |
| 5 Jul 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tanja Tricarico | |
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