| # taz.de -- Urheberrrecht für digitale Inhalte: Rettet das Internet – schon … | |
| > Das EU-Parlament will Webseiten dazu zwingen, Uploads auf | |
| > Urheberrechtsverletzungen zu überprüfen. Aktivisten sehen darin das Ende | |
| > des Internets. | |
| Bild: Wäre auch ein gutes Meme: diese Katze | |
| Barack Obama, der anerkennend die Mundwinkel nach unten zieht – untertitelt | |
| von dem Schriftzug: „Nicht schlecht“. Eine Katze mit aufgerissenen Augen | |
| und drunter steht: „Ich hasse Katzenfotos“. Ein zwinkernder Putin, dazu der | |
| Schriftzug „Mach dir keine Sorgen, Amerika, ich hab’s im Griff.“ | |
| So sehen Memes aus, witzige Fotos, die in sozialen Medien geteilt werden. | |
| Jede*r kann sie verändern, beschriften, verschicken. Sie sind Popkultur. | |
| Das Problem ist nur: Die Urheber*innen der Fotos sehen davon keinen Cent. | |
| Das will das EU-Parlament nun ändern. Am kommenden Mittwoch stimmen die | |
| Abgeordneten über eine umstrittene Reform ab, die Plattformen wie Facebook | |
| oder YouTube dazu zwingen will, jeden Upload auf Urheberrechtsverletzungen | |
| zu überprüfen. Helfen sollen ihnen sogenannte Upload-Filter. Sie filtern | |
| vermeintlich durch das Urheberrecht geschützte Inhalte – vor der | |
| Veröffentlichung. | |
| Digitalaktivist*innen sehen in dem Plan nicht weniger als das Ende des | |
| Internets, wie wir es kennen, und haben die Petition „Save the Internet“ | |
| gestartet. Innerhalb weniger Tage gingen bei der Petition mehr als 500.000 | |
| Unterschriften ein – nicht nur wegen der Upload-Filter, sondern auch wegen | |
| des geplanten Leistungsschutzrechts: Suchmaschinen wie Google sollen | |
| Presseverlagen Geld zahlen, wenn sie in ihren Suchergebnissen auf | |
| Überschriften oder Teaser von Nachrichten verlinken. Das | |
| Leistungsschutzrecht wurde bereits in Deutschland eingeführt, funktioniert | |
| aber nicht. | |
| ## Gefahr der Überwachung | |
| In den Filtern sehen Reformgegner*innen die Gefahr von Intransparenz und | |
| Überwachung. Digitale Pioniere wie Jimmy Wales und Tim Berners-Lee, die | |
| Gründer von Wikipedia, warnen in einem offenen Brief vor der | |
| „automatisierten Überwachung und Kontrolle“. Upload-Filter können die | |
| Meinungsfreiheit im Netz einschränken, denn Algorithmen erkennen weder | |
| Zitate noch Satire. Auch das Filtern kritischer Stimmen könnte so | |
| vereinfacht werden. Es geht bei der Reform also um nicht weniger als unser | |
| Internetverhalten. | |
| Inwiefern sich „Save the Internet“ für die Belange der Internetnutzer*innen | |
| einsetzt, ist fraglich. Die Initiative dahinter beschreibt sich als „freie | |
| Gruppe von Internetaktivisten“. Laut eigener Aussage finanzieren sie die | |
| Kampagne selbst, arbeiten unabhängig und ehrenamtlich. | |
| Guckt man sich das Impressum von „Save the Internet“ genauer an, kommt | |
| durchaus der Verdacht auf, dass hinter der Petition auch ein finanzielles | |
| Eigeninteresse stehen könnte. Die Spur führt von savetheinternet.info zum | |
| Fanshop der Website programm.com, auf der Memes, also urheberrechtlich | |
| geschützte Werke anderer, hochgeladen werden. Hinter der Kampagne und dem | |
| Fanshop steckt der gleiche Name: Stephan Wolligandt. In einer Stellungnahme | |
| erklärte er der taz, darin keinen Interessenkonflikt zu sehen. | |
| Das Einklagen von Transparenz im Internet würde in diesem Fall nicht für | |
| den eigenen Aktivismus gelten. | |
| Der EU-Rechtsausschuss hat sich am 20. Juni mit knapper Mehrheit für die | |
| Einführung von Upload-Filtern ausgesprochen. Wie die Abstimmung im | |
| Parlament nächsten Mittwoch ausgeht, ist offen. | |
| 3 Jul 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Isabella Greif | |
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