# taz.de -- Dramaturgin über Männer und 68: „Ich wollte kein Freiwild sein�… | |
> Brigitte Landes hat 68 mittendrin erlebt, aber sie hielt auch Distanz, | |
> vieles war ihr nicht geheuer. Ein Gespräch mit der Dramaturgin über | |
> falsche Autoritäten. | |
Bild: Parolen schreien auf Demos? Das hat Brigitte Landes immer an die Nazis er… | |
Brigitte Landes und ich kennen uns über die Freundschaft mit dem kürzlich | |
verstorbenen Schriftsteller Michael Rutschky. Wir sind per Du – und bleiben | |
für das Gespräch dabei. Sie war in den 68er-Protesten mittendrin, in | |
Frankfurt am Main vor allem. Sie ist keine der zuallermeist männlichen | |
Prominenten, die Zeugnis ablegen von der Zeit vor 50 Jahren – und genau | |
deshalb sollte sie zu Wort kommen. Wir sind in ihrer Wohnung im klassischen | |
68er-Viertel Berlin-Charlottenburg verabredet, es gibt zum Reden Espresso – | |
und frische Aschenbecher. | |
taz am wochenende: Brigitte, hast du noch Erinnerungen an das, was man 68 | |
nennt? | |
Brigitte Landes: Kaum, einerseits. Andererseits stehen mir die Jahre klar | |
vor Augen, wenn ich an sie denke. Ich war so jung und bin es jetzt nicht | |
mehr. | |
Bei dir als Frau, die 68 in Frankfurt am Main an der Universität miterlebt | |
hat, scheint es unwahrscheinlich, die Zeit nicht parat zu haben. | |
Es kommt mir kühn vor, mich als 68erin zu bezeichnen. Frauen spielten keine | |
so offensichtliche Rolle. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas zu | |
erzählen habe. | |
Ist das nicht typisch für eine Frau – die echt wichtigen Sachen auf die | |
Agenda gepackt zu haben und dann sagen: Ach, ich will mich nicht in den | |
Vordergrund spielen? | |
Okay, ertappt, ich versuche zu berichten. | |
Es heißt, 68 sei ein sexueller Aufbruch gewesen. | |
Ja, ein zweischneidiger Aufbruch. Es galt wirklich der Spruch: Wer zweimal | |
mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. Aber den lebten vor | |
allem die Männer aus. Als Frau mit Abitur fand ich es ganz | |
selbstverständlich, zu studieren. Aber ich wusste, dass wir erst die zweite | |
Generation sind, die auf die Universität gehen konnte. | |
Und die Männer? | |
Die haben einen dominiert, sie haben einen patronisiert, sie wussten alles | |
besser. Wenn in den Seminaren eine Frau gesprochen hat, dann sagte | |
irgendein Kerl dasselbe – und es galt, was er sagte. Das, was Frauen | |
beizutragen hatten, war wie ausgelöscht. | |
Immerhin gab es seit einigen Jahren die Pille, die Angst vor dem | |
Schwangerwerden zur Unzeit war nicht mehr so mächtig, oder? | |
Die Pille war nützlich, aber in die Frankfurter Studentenkeller konnte man | |
als Frau kaum einen Fuß setzen, ohne rüde angegraben zu werden. Die Männer | |
wussten, dass es Verhütung für Frauen gibt, nicht nur das Kondom. Ich bin | |
immer wieder ganz schnell rausgegangen. | |
Warum? | |
Ich wollte kein Freiwild sein. Die Universität war ein neues Terrain für | |
mich. Ich kam von einem Mädchengymnasium und musste die erwachsene | |
Übergriffigkeit von Männern erst mal parieren lernen. Ich hörte ja den | |
berühmten Theodor W. Adorno – und über den, ich kann es bezeugen, gab es | |
diese traumhafte Anekdote, dass er, wenn eine schöne Frau den Hörsaal zu | |
spät betrat, mitten im Wort innehielt, sie mit den Augen verfolgte bis sie | |
saß und erst dann weitersprach. Das ist ja eigentlich auch komisch gewesen. | |
Aber das empfand man irgendwie auch wie eine Auszeichnung, wenn es | |
passierte. | |
Gab es Ausnahmen in deinem Umfeld? | |
Wahrscheinlich. Aber die kenne ich nicht. Meine beste Freundin hatte sich | |
zum Beispiel vorgenommen, sich entjungfern zu lassen. Es war ihr egal, wie. | |
Sie nahm die Pille, das schützte sie. Ihre erste Studienreise hat sie dazu | |
benutzt, sich jemanden zu krallen. | |
Du hast dich auf diese Art der Anbahnung nicht eingelassen? | |
Ich war mal in einem Studentenkeller, da kam so ein Typ und sagte: Na, | |
kommste mit? Gehen wir zu mir? Er fand das normal. Und ich seltsam. | |
Weshalb seltsam? | |
Dass es wirklich so ist, dass diese Typen sich alles herausnehmen dürfen. | |
Was war dieses 68 für dich? | |
Abenteuerlust, eine kaum zu verstehende Kraft, alles zu probieren. Ein Fest | |
der Illusionen, der Versuchungen. Und nichts von dem zugleich. | |
Inwiefern? | |
Mir ist alles fremd geblieben, wofür 68 berühmt wurde, Demonstrationen | |
etwa. | |
Die öffentliche Äußerung von Protest? | |
Ich hatte immer Angst vor so vielen Massen. Vor allen Dingen mochte ich | |
nicht so das gemeinsame Gebrüll, wenn Parolen gerufen wurden. Da wurde mir | |
immer schlecht. Ich habe dann immer an die Nazis gedacht, komischerweise. | |
Das ist heute noch so – wenn ich Geräusche von Demonstrationen höre, macht | |
es gleich wieder zack. Abgesehen von den Kindern, die gegen den Waffenkult | |
in den USA aufstehen: die sind fantastisch. | |
Du kommst aus Frankfurt und hast dort auch studiert. War es nicht lohnend, | |
mal die Heimat zu verlassen? | |
Natürlich. Deshalb ging ich nach Wien. | |
Warum gerade Wien? | |
Ich wollte Theaterwissenschaften studieren – und das ging nur an drei | |
Orten, Berlin, München und Wien. Und Wien war am weitesten weg von dem, | |
woher ich kam. Ich wollte die größtmögliche Distanz. So kam ich nach Wien | |
– mit einer Fuhre Proust im Gepäck. | |
Marcel Proust hat ja als Autor nicht gerade die Blaupause für Rebellion | |
formuliert … | |
… so war ich damals auch: Ich wollte verstehen, lesen, hören, meine Welt | |
entwickeln. Mit schöner Literatur. Mein Freund Michael Rutschky in jener | |
Zeit sagte mir, ach, das Schöne sei nicht mehr wichtig, es komme auf die | |
grellen, die schmutzigen Seiten an. Die seien spannender zu lesen. So kam | |
ich zu Ernest Hemingway, William Faulkner und anderen amerikanischen | |
Autoren und den Russen, Dostojewski. | |
Und weshalb dann doch wieder Frankfurt? | |
Weil ich mich nach Adorno sehnte. Von dem war ich entzündet. Den fand ich | |
wunderbar. Ich habe zwar, als ich so jung auch in den Vorlesungen saß, | |
wenig davon wirklich verstanden, weil: Woher sollte ich wissen, was | |
Positivismus ist, gegen den er so energisch war? Aber ich wusste, da musste | |
man dagegen sein, das hat sich auch lange gehalten: Heidegger, bäh! Das | |
blieb so. | |
Wien – ein bräunliches Fleckerl? | |
Selbst die Bibliothek war noch nicht entnazifiziert. Verschnarcht und | |
langweilig – auch wenn wir von dort nach Paris aufbrachen, weil wir hörten, | |
dort lägen Theaterstücke von Ho Chi Minh. Ho Chi Minh – wir konnten es | |
nicht glauben. Und, ja, es gab diese Stücke wirklich, aber wir konnten sie | |
nicht einsehen. | |
Du warst also in Frankreich – bist du in jenen Jahren auch in die USA | |
gereist? | |
Selbstverständlich nicht. Das war der politische Feind, der den | |
Vietnamkrieg führte. Ich hatte kein Fernweh, ich mochte das, was ich an | |
Reisen kannte, nicht. In meiner Kindheit fuhren wir ins Allgäu, nach | |
Österreich. Meine Mutter reiste 50 Jahre lang nach Italien. Immer an den | |
gleichen Platz, mit den immer gleichen Riten. Nie bewegte sich irgendetwas. | |
Ein Graus. | |
Worin bestand dein Studium? | |
Aus Protest. Unentwegt haben wir protestiert. Zum größten Teil bestand mein | |
Studium darin, Seminare zu besetzen und zu bestreiken. Das war wirklich | |
eine ganz eigene Zeit. Wie ich meine Scheine gemacht habe, ist mir bis | |
heute ein Rätsel. | |
Gab es konkrete Gründe für diese Streiks? | |
Es war das, was man so schön Lebensgefühl nennt. Wir hatten wirklich viel | |
zu tun mit diesen Altnazis. | |
Nazis? Oder ging es um Ordinarien, die Herrlichkeit der Professorenschaft, | |
um Autoritäten? | |
Eher darum, natürlich. Als Nazis haben wir sie später empfunden, ohne sagen | |
zu können, wie echte Nazis waren. Es ging auch um den Stil, in dem Seminare | |
abgehalten wurden. Wir haben keine falschen Autoritäten ertragen wollen. | |
Der Stoff, der uns interessierte, war oft nur günstig im Raubdruck zu | |
haben, Walter Benjamin, die „Dialektik der Aufklärung“ von Horkheimer und | |
Adorno – ich habe alles nicht mehr, aber das war mein Studienmaterial. | |
Theoretische Gegenentwürfe noch und noch, oder? | |
Theorien, nein, die waren mir nicht so wichtig. Aus heutiger Sicht würde | |
ich sagen, dass mir das nicht bewusst war: wie unwichtig Theoretisches im | |
Grundsätzlichen war. Das Denken in Zwiespältigkeiten, um es mal so zu | |
formulieren, das schon. So wie es Adorno verkörperte. Aber mir ging es um | |
Anschlüsse an die Wirklichkeit, die wir gerade lebten. Sachen von Hans | |
Magnus Enzensberger waren mir wichtig, etwa „Die Sprache des Spiegel“. | |
Eine Lektüre, die nicht eben akademisch gesinnt klingt. | |
Darum ging es ja auch nie. Eher darum, dass man um sich herum wahrnahm, was | |
los ist. Und auch wie geschrieben wird. Also auch, dass man mit der | |
Schöngeisterei aufgehört und gesagt hat, die Sachen müssen anders klingen. | |
Man muss mal andere Sachen denken. | |
Katharina Rutschky hat vor zehn Jahren in der taz formuliert, die Türen, | |
von denen die 68er glaubten, sie einrennen zu müssen, standen längst offen. | |
Wahrscheinlich hat sie recht. Aber mir fällt auf, dass ich diesen | |
Kampfmodus gar nicht kannte. Irritierend ist mir selbst die Naivität, mit | |
der man alles mitmachte. Und überzeugt mitmachte. Aber eher aus dem Gefühl | |
heraus, das man dagegen sein muss. Dass man jetzt diesem Kerl in dem | |
Seminar eine bestimmte Sache nicht durchgehen lassen darf – was auch immer. | |
Wir fühlten uns alle superschlau. Und hatten das Gefühl einer ungeheuren | |
Freiheit. Ich auch. Es war auch so viel Spaß, viel Blödsinn im Spiel, und | |
man verbindet Abenteuer damit – das war auch 68. | |
Das ungebrochen blieb? | |
Nein. Einmal hatte ich mich sehr erschrocken, als wir ein Seminar | |
bestreikten. Ich stand an der Tür, um Streikbrecher wieder nach Hause zu | |
schicken. Da kam eine Schulfreundin, mit der ich in Frankfurt in der Schule | |
war, und sagte: Brigitte, ich habe ein Stipendium. Wenn ich die Scheine | |
nicht machen kann, dann wird mir das gestrichen. Und da wurde mir auch auf | |
einmal klar, wie luxuriös das ist, was wir da machen. Dass ich nicht | |
darüber nachdenken musste, ob ich jetzt noch ein Semester länger oder | |
kürzer studiere und das jetzt ausfällt … Ich bekam ja Geld von meinen | |
Eltern. | |
Apropos: Waren deine Eltern mit deiner akademischen Fächerwahl | |
einverstanden? | |
Gar nicht. Aber sie mischten sich auch nicht ein. | |
Was hätten sich deine Eltern gewünscht? | |
Medizin natürlich. Mein Vater war Arzt. Das hat er sich gewünscht. Aber | |
darauf kam es nicht an. Man erwartete von mir, meine Stiefmutter besonders, | |
dass man, selbst wenn man, wie sie auch, Medizin studiert hat, als Frau | |
zurücksteckt und trotz Studium ihm, dem Mann, den Rücken freihält. | |
Das kam für dich nicht in Frage? | |
Nicht eine Sekunde. Ich meine das nicht, um mich als Heldin aufzuspielen, | |
aber ich habe das nie auch nur fantasiert. 68, das war eine | |
illusionistische Zeit, in der die Freiheit des Eigenen nie infrage stand. | |
Ein schroffes Nein den Eltern gegenüber … | |
… das war die Sache. Ich war die Älteste von meinen Geschwistern in meiner | |
Familie, der Schreihals. Es gab so viel Unausgesprochenes. Mein Vater war | |
den ganzen Tag in der Klinik, die Mutter für die Kinder zuständig, Wünsche | |
und Gefühle von Kindern wurden als Launen abgetan, ziemlich hart, aber | |
zeittypisch für die Männer dieser Generation, und meine Mutter war ein | |
abschreckendes Beispiel für mich, so wollte ich nicht leben. Diese Zeit | |
hatte etwas Dumpfes, über ihr lag ein schwerer Nebel, der einen zu | |
ersticken drohte. In den Familien kam es darauf an, dass nach außen hin | |
alles akkurat aussieht – der schöne Schein musste immer gewahrt bleiben. An | |
den Universitäten galt es als karriereschädigend, wenn jemand sich scheiden | |
ließ. Eine intakte Ehe spielte für das, was man unter Karriere verstand, | |
eine sehr wichtige Rolle. Es gab überall diese komischen Familien, und ich | |
glaube, man hätte überall reinpiksen können, da wäre was wirklich Übles | |
geplatzt. | |
Dein Vater hatte ja eine Scheidung hinter sich. | |
Das durfte auf keinen Fall bekannt werden. Und ich dachte immer, wie bei so | |
vielem damals: Das ist doch alles Lüge. War jemand ein Kind ohne Vater, | |
unehelich geboren: eine Schande. War jemand schwul: ein Skandal. Und | |
peinlich. Kinder wurden überhaupt nicht ernst genommen, alles war dem | |
falschen Schein unterworfen. | |
Oder eine ungewollte Schwangerschaft … | |
Ich war selbst in der Situation, eine Abtreibung zu wollen. Aber in der | |
Bundesrepublik ging das nicht. Meine Schulfreundin, die mit der | |
Entjungferung, die studierte in London und sagte, komm zu mir, hier ist das | |
erlaubt. Niemand durfte davon erfahren in Deutschland. Jede Frau war damit | |
allein, ich auch. | |
Studentinnen mit Kind – hätte es das überhaupt geben dürfen? | |
Nur unter misslichsten Bedingungen. Die Idee, dass es für Frauen und ihre | |
Kinder Hilfen geben könnte, etwa an Universitäten, durfte nicht gedacht | |
werden. Wer ein Kind hatte, war aus dem Universitären raus. Und später aus | |
dem Beruflichen: Ich war ja eine der ersten Dramaturginnen in der deutschen | |
Theaterlandschaft. Als ich 1974 ein Kind zur Welt brachte und ich | |
berufstätig war in Frankfurt am TAT, war das jeden Tag eine | |
Herausforderung: Wie kriege ich das unter einen Hut – Beruf und Kind? | |
Und? | |
Es hat keiner geholfen, keiner von den Männern, den großen Regisseuren, den | |
tonangebenden Leuten am Theater. Ich hoffte jeden Tag, jede Stunde, dass | |
meine Tochter, die ich ins Theater mitnahm, nicht schreit und mich arbeiten | |
lässt. Ich fand die Frauenbewegung natürlich gut, als sie entstand, und hab | |
ihr zugleich immer übel genommen, dass die Anliegen der Frauen mit Kind | |
nicht gerade im Mittelpunkt der Überlegungen standen. | |
Hättest du damals eigentlich sagen können, was ihr als 68er wollt? | |
Nein, ich hätte es jedenfalls nicht konkret formulieren können. Wir wollten | |
andere Lehrstoffe, wir wollten nicht mehr unsere alten Professoren, wir | |
wollten nicht mehr dieses Von-oben-nach-unten. Wir fühlten uns frei. Wir | |
waren dran. Mir kommt es inzwischen so vor, als sei ich wie durch einen | |
Traum geschlittert. Bei dem Anschlag aufs World Trade Center 2001, also | |
Nine Eleven, wurde mir schlagartig klar, dass für die jungen Leute, mit | |
denen ich da gerade arbeitete, es nie mehr so ein Gefühl von Freiheit geben | |
wird. | |
Berühmt sind aus dieser Ära viele Männer. Aber die Durchsetzungsarbeit der | |
gesellschaftlichen Lockerung haben Frauen geleistet? | |
Kann man so sagen, ja. Aber ich würde nicht von Leistung sprechen | |
komischerweise. Ich würde sagen, das war die Geschichte. Das war die Zeit, | |
in die bin ich hineingeboren, das war genau die Zeit, in der ich studiert | |
habe oder in der ich studieren konnte. Deshalb war das für mich erst mal | |
selbstverständlich. Und dass man da an manchen Ecken kämpfen musste oder | |
gekämpft hat, das gehört da auch irgendwie dazu. | |
Wie hast du damals die Kraft gehabt, zu sagen: Ich mache bestimmte Sachen, | |
die von mir als Frau erwartet werden, nicht mit? | |
Das war wie implantiert. Ich war gewarnt durch die beiden Mütter, die ich | |
hatte, Mutter und Stiefmutter. So wie die wollte ich nicht sein. Das ist | |
teilweise tollkühn gewesen. Ich habe einfach Sachen gemacht und ein Kind | |
gekriegt, und das gerne, und mich getrennt. Ich hatte das Gefühl, dass das | |
schon geht. Und es ging ja auch. | |
Haben dich deine beiden Mütter dafür bewundert oder eher versucht, dich | |
klein zu machen? | |
Ich habe die ja gemieden. Eigentlich ist das ein totales Glück, dass ich | |
keine Vorbilder als Mütter habe und auch diese Mutterbindung nicht. Ich war | |
zwar manchmal ganz traurig, wenn ich sah, wie Töchter mit ihren Müttern | |
sind, aber ich fand toll, dass man sich als Frau selber erfinden kann. Mir | |
ging irgendwann dieses opfermäßige Gejaule bei Frauen, selbst bei Ingeborg | |
Bachmann, auf die Nerven. Weil da immer dieses „Küss mich wach“ | |
drinsteckte. Das war mir zu passiv. Das Ergebnis ist: Ich sitze allein mit | |
der ganzen schönen Selbsterfindung. | |
Selbstverwirklichung als ein Vereinsamkeitsmotor? | |
Klar. | |
Stimmt es nicht auch, dass man den Preis nötigenfalls bezahlen muss – und | |
will? | |
Muss man, ja. Ich bin nicht traurig darüber. Ich überlege mir eher, was ich | |
daraus noch machen kann. | |
Jan Feddersen fand Demos auch zu laut, verfolgte sie als Kind aber mit | |
ebenso großem Interesse im Fernsehen wie die Augsburger Puppenkiste. | |
Wolfgang Borrs war 1968 sieben Jahre alt und ist froh, dass er am Gymnasium | |
junge 68er-Lehrer hatte. | |
8 Apr 2018 | |
## AUTOREN | |
Jan Feddersen | |
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