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# taz.de -- Kommentar Familiennachzug: Gut geheuchelt, Grüne!
> Die Regelung des Familiennachzugs wird ein Trauerspiel. Die Union ist
> kleinlich, die SPD ohne Spielraum. Und die Grünen hätten das auch
> abgenickt.
Bild: Eine syrische Familie vor einem Asylwohnheim (Archiv)
Die Abstimmung über den Familiennachzug von Flüchtlingen am Donnerstag im
Bundestag droht in vielfacher Hinsicht ein Trauerspiel zu werden.
In den Hauptrollen: [1][Union und SPD]. Es ist kleinlich, wie die Führung
der Union darauf beharrt, dass nicht mehr als exakt 1.000 Menschen im Monat
ihren Familienangehörigen nachreisen dürfen, als drohe mit jeder einzelnen
Familie der endgültige Untergang des Abendlandes. Kanzlerin Angela Merkel
spielt dabei mit – aus Angst vor den eigenen Parteifreunden, die Angst vor
der AfD bekommen haben oder innerlich schon immer gegen Merkels liberale
Flüchtlingspolitik waren und jetzt beweisen wollen, dass die Union wieder
ganz die Alte ist.
Die [2][SPD wiederum versucht für die Flüchtlinge und ihre Familien
herauszuholen], was ohne das Risiko von Neuwahlen herauszuholen ist. Das
Ergebnis wirkt kümmerlich, die SPD sollte dafür aber nicht belächelt oder
beschimpft werden. Aus Sicht der Familien, die nach dem
Koalitionskompromiss zusammenkommen, ist auch eine kleine Härtefallregelung
besser als keine.
Was das Schauspiel besonders tragisch macht: Der SPD bleibt keine
realistische Alternative, um mehr Flüchtlingen zu helfen. Oder glaubt
irgendjemand, dass dies passiert, wenn die SPD wegen des Familiennachzugs
die Groko platzen lässt? Dass bei Neuwahlen oder Minderheitsregierungen
eine Mehrheit im Bundestag zustande kommt, die liberaler agiert?
Dafür muss man großer Optimist sein. Womit wir bei den Grünen wären, die
jetzt [3][eigene Kinderbilder twittern] und so tun, als kämen für sie
Kompromisse nie infrage. Baerbock und Habeck fordern, dass „jedes Kind“ in
Sicherheit gebracht werden solle. Claudia Roth kritisiert den „grausamen
Vorschlag“, nur 1.000 Geflüchtete pro Monat mit ihren Familien
zusammenzuführen und die „scheinheilige“ Härtefallregelung. Gut geheuchel…
Aber wer glaubt, dass eine Jamaika-Koalition nicht genauso harte
Entscheidungen beschlossen hätte, weil das die Union, die FDP und die
meisten Wähler wollen, wird mit den heiligen Grünen selig.
1 Feb 2018
## LINKS
[1] /Koalitionsverhandlungen-zum-Streitthema/!5480553
[2] /Familiennachzug-von-Fluechtlingen/!5479194
[3] https://twitter.com/hashtag/FamilienVereint?src=hash
## AUTOREN
Lukas Wallraff
## TAGS
Familiennachzug
Grüne
SPD
Subsidiärer Schutz
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