| # taz.de -- Neue Kika-Doku „Nicht zu stoppen“: Sport mit Behinderung | |
| > Eine Doku-Reihe begleitet behinderte jugendliche Sportler*innen beim | |
| > Training für die Paralympics. Ganz ohne Pathos und Emotionalität. | |
| Bild: Sechs Sportler*innen, ein Traum: Sie wollen bei den Paralympics dabei sein | |
| Kurz bevor im Februar die Olympischen Winterspiele beginnen, startet der | |
| Sender Kika die Doku-Reihe „Nicht zu stoppen“. Drei weibliche und drei | |
| männliche behinderte Sportler*innen werden darin bei ihrem Training | |
| begleitet. Ihr gemeinsamer Traum sind [1][die Paralympics.] | |
| Die erste Folge der Doku kommt wie ein langezogener Teaser daher. In 24 | |
| Minuten Sendezeit werden lediglich die Sportler*innen, ihre Sportart und | |
| ihre nächsten Ziele vorgestellt. Der Schwimmer Adam, die | |
| Rollstuhltennisspielerin Nalani, die Leichtathletin Leonie, | |
| Rollstuhlbasketballer Alexander, Veronika im Ski Alpin und der Judoka | |
| Daniel kommen alle aus der DACH-Region und sind zwischen 14 und 17 Jahre | |
| alt. Die Nachwuchssportler*innen waren bereits alle in nationalen und | |
| internationalen Wettbewerben siegreich. | |
| In der ersten Folge verzichtet die Doku glücklicherweise völlig auf Pathos | |
| und Emotionalität im Zusammenhang mit der Behinderung der | |
| Protagonist*innen. Es sind in erster Linie Sportler*innen, die Ehrgeiz und | |
| Motivation haben. | |
| Es gibt keine dramatische Musik, keine Effekte, die auf ein Schicksal | |
| aufgrund einer Behinderung hinweisen. [2][Diese Erzählweise ist leider noch | |
| zu selten im deutschen Fernsehen.] Die Sendung wird laut Programm ohne | |
| Untertitel ausgestrahlt, was bei diesem Thema besonders schade ist. | |
| ## Wo sind die behinderten Mentoren? | |
| Im Laufe der acht Folgen wird ein gemeinsames Trainingscamp von den | |
| Produzenten der Serie ausgerufen, samt Fotoshooting und Interviewtraining | |
| mit dem [3][Sportstudiomoderator Sven Voss]. Der ehemalige | |
| Beachvolleyballer und Olympiasieger Julius Brink leitet das Camp. | |
| Es wäre schön gewesen, wenn auch Parasportler*innen als Mentoren | |
| eingeladen worden wären. Goldmedaillengewinner*innen Markus Rehm in | |
| der Paraleichtathletik oder Handbikerin Christiane Reppe haben auch | |
| Medienerfahrung und könnten von ihren eigenen Erfahrungen der Paralympics | |
| erzählen. | |
| Die jungen Sportler*innen wollen selbstständig leben und nicht auf die | |
| Hilfe anderer angewiesen sein. Adam, der mit einem inkompletten Arm geboren | |
| worden ist, geht so weit zu sagen, man sei quasi selbst daran schuld, wenn | |
| man sich einschränken lasse. Aber er gibt auch zu, eine „nicht so schlimme“ | |
| Behinderung zu haben. Athlet*innen mit Seh- oder Gehbehinderung können | |
| sich nicht einfach über Treppen und Hindernisse, die sie nicht sehen oder | |
| andere gesellschaftliche Barrieren hinwegsetzen. | |
| ## Potential zur Begeisterung für Sport | |
| Bei den Olympischen Spielen und Paralympics wird strikt zwischen | |
| nichtbehindert und behindert unterschieden. In der Doku wird nicht erzählt, | |
| wer die Sportler*innen auf diese Strukturänderungen vorbereitet oder wer | |
| ihnen dabei hilft, sich als Sportler*in zu identifizieren. Denn im Laufe | |
| ihrer Karriere müssen sie sich für oder gegen Parasport entscheiden, so | |
| geben es jedenfalls die deutschen und internationalen Wettkampfstrukturen | |
| vor. | |
| Für sie ist es eine tolle Erfahrung Sportler*innen der ersten Riege, wie | |
| [4][Basketballidol Dirk Nowitzki], zu treffen. Doch | |
| Paralympicsteilnehmer*innen haben nur vereinzelt lukrative | |
| Werbedeals, nicht selten müssen sie neben der Sportkarriere für den | |
| Lebensunterhalt einem Beruf nachgehen. | |
| Es ist wichtig, dass behinderte Kinder und Jugendliche im Fernsehen | |
| sichtbar sind und sie als Teil der gesellschaftlichen Vielfalt dargestellt | |
| werden. Doch trotz einiger Mängel hat die Doku-Reihe das Potenzial, andere | |
| Jugendliche mit Behinderung für den Sport zu begeistern. Denn in „Nicht zu | |
| stoppen“ steht der Sport im Mittelpunkt, nicht die Behinderung. | |
| 22 Jan 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Judyta Smykowski | |
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